Applikationsvirtualisierung

Altiris SVS: Kostenlos und einfacher als VMware

20.06.2006 von Moritz Jäger
Virtualisierung bezog sich bislang meist auf Server-Umgebungen. Das ändert sich mit der Software Virtualization Solution von Altiris. Dank diesem Tool können Anwender ihren PC in Zukunft höchst effektiv vor Datenmüll schützen - und dennoch jede Software installieren, die sie nutzen wollen.

Neue Software testen, ohne dass man sich sein Windows-System mit Datenschrott zumüllt - bislang mehr Wunschdenken als Realität. Zwar gibt es verschiedene Wiederherstellungs- und Reparatur-Tools, diese müssen den PC jedoch meist neu starten, ein zeitintensiver Vorgang. Ganz anders die Altiris-Lösung Software Virtualization Solution (SVS).

Wie der Name schon verrät, sichert die Software nicht den Systemzustand, sondern nutzt eine Virtualisierungstechnik. Diese überwacht alle Zugriffe auf das Betriebssystem und zeichnet sie auf. Schaltet der Nutzer die Virtualisierung ab, verschwinden sämtliche Spuren aus dem System - und das komplett ohne Reboot.

Altiris bietet die Software Virtualization Solution in zwei Versionen an. Privatnutzer erhalten eine kostenlose Lizenz; wer die SVS kommerziell einsetzt, der muss 29 Euro pro installiertem Programm zahlen. Dennoch benötigen auch Privatnutzer einen Lizenzschlüssel, dieser wird direkt online generiert. Der Eintrag für den Newsletter ist optional.

Die Technik hinter SVS

Altiris arbeitet mit virtuellen Schichten, so genannten Layern, die sich auf das Betriebssystem legen. Jede Anwendung und jeder Datensatz wird in ein Virtual Software Package (VSP) umgewandelt. Diese Pakete enthalten sämtliche Informationen, die zum Ausführen der Programme notwendig sind, etwa die Registry-Einträge. Jedes dieser virtuellen Programmpakete beinhaltet ein separates Verzeichnis, das die notwendigen Informationen speichert. Derzeit ist das Verzeichnis noch nicht veränderbar, SVS legt immer auf der Festplatte C:\ den Ordner „fslrdr“ an.

Zusätzlich kommt ein so genannter Filter Driver ins Spiel. Diese Komponente überwacht die virtualisierten Anwendungen und täuscht einen direkten Zugriff auf die Standardpfade vor. Damit sieht es sowohl für den Nutzer als auch für das Programm so aus, als wäre die Anwendung direkt auf dem System installiert. Als Beispiel: Der Browser Opera ist virtualisiert und sämtliche Dateien liegen in dem physikalischen Verzeichnis C:\fslrdr\7\[_B_]PROGRAMFILES[_E_]\Opera 9 Beta\. So lange der Filter Driver aber aktiv ist, scheint es für den Anwender und die Programme, als ob die Anwendung aus Verzeichnis C:\Programme\Opera 9 Beta heraus arbeite.

Diese Umleitung verhindert das Überschreiben wichtiger Systemdateien. Zudem erhält jede Anwendung einen eigenen, exklusiven Zugriff auf die zum Ausführen notwendigen DLL-Dateien. So kommen Konflikte durch fehlerhafte oder veränderte DLL-Dateien gar nicht erst auf.

Virtualisierung für alle

Zunächst brauchen Sie die notwendige Software, die Altiris SVS. Die verschiedenen Download-Mirrors finden Sie auf dieser Website. Zusätzlich benötigen Sie eine Lizenznummer, Privatanwender erhalten die Seriennummer gratis unter http://www.altiris.com/Download/svsPersonal.aspx. Wie bereits erwähnt, ist die E-Mail-Adresse optional.

SVS bietet Ihnen zusätzlich noch die Installation des Software Virtualisation Admin Tool an. Dieser Programmteil ist notwendig, um später eigene virtuelle Archive zu erzeugen. Mehr zu diesem Thema erfahren Sie in einem separaten Kapitel. Nach dem Neustart ist die Software einsatzbereit, eine weitere Konfiguration ist nicht notwendig.

Beachten Sie jedoch, dass SVS die gesamten notwendigen Daten auf der Festplatte C:\ ablegt, dort sollten Sie also genügend Platz zur Verfügung stellen. Derzeit lässt sich dieser Pfad nur über einen Registry-Eingriff ändern. Sobald SVS installiert ist, finden Sie unter HKey_Local_Machine\SYSTEM\Altiris\FSL\ den Eintrag DefaultFileRedirect. Ändern Sie diesen entsprechend ab, noch bevor Sie den ersten virtuellen Layer erstellen. Laut Altiris soll es in einer der nächsten Versionen von SVS möglich sein, den Speicherplatz direkt im Programm festzulegen.

Einen neuen Layer einrichten

SVS eignet sich hervorragend, um neue Software „mal schnell zu testen“. Dazu erstellen Sie einen neuen Layer, der dann die installierten Programme vom Rest des Betriebssystems trennt. Bevor Sie allerdings einen neuen Layer anlegen können, müssen Sie sämtliche aktiven virtuellen Schichten deaktivieren. Den Assistenten finden Sie unter Datei -> Neue Schicht erstellen. Wählen Sie den ersten Punkt Anwendung installieren. Im nächsten Fenster geben Sie der Schicht einen eindeutigen Namen. In diesem Beispiel installieren wir die aktuelle Beta-Version des Browsers Opera, wir wählen als Name also „Opera Beta“.

Im nächsten Bildschirm wählen Sie die Installationsdatei des neuen Programms aus. Sie können außerdem weitere Parameter angeben, in der Praxis ist das aber kaum notwendig. Im letzten Bildschirm zeigt Ihnen die SVS noch einmal eine Zusammenfassung der gemachten Einstellungen. Sobald Sie „Fertigstellen“ anklicken, startet die Installation des eigentlichen Programms. Das Einzige, was sich vom normalen Programmablauf unterscheidet, ist ein kleines Symbol in der Task-Leiste, das anzeigt, dass SVS aktiv ist.

Sobald die Installation des eigentlichen Programmpakets abgeschlossen ist, aktiviert sich der virtuelle Layer und die Software steht zur Verfügung.

Fertige Pakete statt langwieriger Installation

Mit dem oben angesprochenen Software Virtualization Admin Tool erstellen Sie aus einem bereits eingerichteten Layer ein eigenständiges Programmpaket. Der Vorteil: diese Pakete enthalten alle Informationen, die das Programm zum Betrieb benötigt. Damit eignet sich diese Funktion besonders zur Weitergabe von Programmen.

Die Homepage SVSDownloads.com ist das beste Beispiel für diesen Einsatzbereich. Die Betreiber der Seite stellen dort eine Reihe von Programmen zum Downloaden bereit, die Sie nur noch in die virtuelle Umgebung importieren müssen. Systempfad, Registry-Einträge, DLLs - alles ist bereits im Programmpaket hinterlegt.

Die Installation funktioniert wie folgt: Suchen Sie sich ein interessantes Software-Paket aus, etwa die Office-Anwendung AbiWord. Nach dem Download des Pakets gehen Sie in der Oberfläche der Altiris SVS auf Datei -> Aus Archiv importieren. Wählen Sie nun die eben heruntergeladene VSA-Datei und bestätigen Sie die Auswahl. Im Anschluss importiert der Assistent die Daten und AbiWord ist wie nach einer normalen Installation einsatzbereit. Das funktioniert mit jeder Datei im VSA-Format.

Eigene virtuelle Pakete erstellen

Haben Sie zu Beginn das Software Virtualization Admin Tool installiert, können Sie auch eigene Archivpakete erzeugen. Deaktivieren Sie zunächst eine installierte Schicht. Markieren Sie diese im Anschluss und wählen Sie unter Datei den Punkt In Archiv exportieren. Anschließend müssen Sie lediglich noch die VSA-Datei speichern und schon ist das Archiv fertig.

Als wäre nichts gewesen - Programme deaktivieren

Sobald Sie die Software nicht mehr benötigen, stehen Ihnen mehrere Wege offen. Zum einen können Sie den entsprechenden Layer einfach deaktivieren. Damit bleiben die Daten im aktuellen Zustand auf der Festplatte, allerdings verschwinden sämtliche Spuren des Programms aus dem System. Das betrifft auch Änderungen am System, beispielsweise Downloads oder neu erstellte Bookmarks.

Die zweite Möglichkeit ist, die virtuelle Schicht zurückzusetzen. Damit bleiben die Dateien zwar auch auf der Festplatte, allerdings werden Sie in den Zustand zurückversetzt, in dem sie nach der Installation vorlagen. Auch in diesem Modus verschwinden die Anwendungen aus dem System. Die inaktiven Layer lassen sich jederzeit wieder aktivieren, sämtliche Verknüpfungen und Einstellungen der Programme werden dann wieder hergestellt.

Sollte ein Programm Probleme im System auslösen oder einfach nicht das richtige sein, können Sie den entsprechenden Layer komplett löschen. SVS tilgt dann alle Informationen aus dem System, ebenso wie Registry- oder Konfigurationseinträge.

Fazit

Die Altiris Software Virtualization Solution ist ein unverzichtbares Programm, wenn Sie öfter Software ausprobieren oder eigene Programme entwickeln. Doch auch der normale Anwender profitiert von der praktischen Lösung. Zum einen können Sie potenziell instabile Anwendungen sicher testen, zum anderen verhindern Sie DLL- und Registry-Konflikte bereits im Vorfeld. Die Hardware-Anforderungen der SVS sind im Gegensatz zu anderen Lösungen moderat, laut dem Hersteller Altiris benötigt sie selbst unter Volllast weniger als ein Megabyte des Speichers.

Ein weiterer Pluspunkt ist, dass die Software für Privatanwender kostenlos ist. Zusätzlich baut Altiris unter http://juice.altiris.com eine aktive Community auf, die kompetente Hilfe und Tipps liefert. Auf der Seite finden sich auch Best-Practice-Beispiele, die kompatible Software genauer beleuchten und ebenfalls Hilfestellungen bei Problemen liefern. (mja)