Alternativen zu MP3-Playern

07.12.1999 von NICO HARTMANN  und NICO ERNST 
Schon fast eine Binsenweisheit: Neben MP3-Playern gibt es auch andere portable Geräte. Doch wir wollen wissen: Wie gut sind Walkman, Discman und MiniDisc-Recorder im Vergleich zu aktuellen MP3-Playern?

Ohne Umschweife: Die meisten Walkman sind keine Konkurrenz - weder funktionell noch klanglich. Bedingt durch das analoge Aufzeichnungs- und Wiedergabeverfahren und ungleichmäßigen Bandlauf muss jeder portable Kassettenspieler den Kürzeren in einem Vergleich ziehen. Das Frequenzspektrum ist schon von vornherein mit bestenfalls 20 Hz bis 18 kHz schlechter als bei MP3-Playern.

CD-Player

Deutlich besser als die Klangqualität eines Walkman ist die des Discman. Die Audio-Messungen stehen den Ergebnissen der meisten MP3-Player in nichts nach. Der CD-Player überzeugt durch einen linearen Frequenzgang bei 0 dB. Nur bei den Tiefen bis zirka 30 Hz liegt er unterhalb von -3 dB. Der Signal-Rauschabstand mit 89,7 dB und der Klirrfaktor mit 0,029 Prozent sind gut und stellen so manchen MP3-Spieler in den Schatten. Größtes Problem jedoch: Tragbare CD-Player sind nicht vor Stößen gefeit. Doch bekommen die Hersteller das mit ausgeklügelten Anti-Shock-Mechanismen und Speichern zum Zwischenpuffern der Daten gut in den Griff. Selbst beim Gehen sind dadurch sehr wenige Aussetzer zu hören.

MiniDisc-Recorder

Ein "echter" Konkurrent zum MP3-Player ist der MiniDisc-Recorder. In punkto Funktionsvielfalt und Klang steht er selbst den besseren MP3-Playern in nichts nach. Und vom Preis her nehmen sich beide nicht viel. Knapp 600 Mark kostet der Sony MZ-R55, der Diamond RIO 500 liegt bei knapp 580 Mark. Die zwei größten Vorteile eines MiniDisc-Recorders sind seine Unabhängigkeit vom PC und der geringe Preis für die Medien. MiniDiscs mit 80 Minuten Spielzeit (Sony MD-80) sind im Fünferpack für 22,95 Mark erhältlich. Für die gleiche Spielzeit sind bei den MP3-Playern rund 500 Mark fällig.

MiniDisc-Recorder sind allerdings schwerer als MP3-Player und können nur in Echtzeit aufnehmen. Gute MP3-Player sind hier bis zu 20 Mal schneller.

Als Alternative mit Zusatznutzen zu den tragbaren MP3-Playern empfiehlt sich ein portabler MiniDisc-Recorder. Zwar arbeitet die MD auch mit Datenreduktion, doch das heutige Verfahren ATRAC 4.5 ist weit fortgeschritten und klingt sehr gut. Auch viele der kleinen MD-Geräte, die als Auslaufmodell ab 300 Mark zu haben sind, verfügen über eine Aufnahmefunktion. Da diese Recorder auch mit einem optischen Digitaleingang ausgestattet sind, entfällt bei Einsatz einer Soundkarte mit optischem Digitalausgang die nochmalige Wandlung. Die im Vergleich mit HiFi-Geräten schwachen Wandler von Soundkarten werden so umgangen.

MiniDisc: Klangqualität und Funktionen

Bei unseren Versuchen mit dem Digitalausgang einer Terratec Xlerate Pro (mit Referenztreibern von Aureal) und einem Sharp MD-MT15 war die Klangqualität überzeugend. Sie schlägt trotz doppelter Kompression jeden Walkman für Kompaktkassetten, und der Komfort der MiniDisc mit schnellem Titelwechsel und programmierbarer Wiedergabe kommt einem portablen MP3-Player gleich. Außerdem lassen sich mit dem MD-Recorder auch unterwegs Aufnahmen machen - nicht nur Konzertmitschnitte, sondern auch als Ersatz fürs Diktiergerät. Beim Überspielen von MP3-Dateien auf MD kann die Musik außerdem über den digitalen Equalizer von Winamp dem Klanggeschmack angepasst werden.

Geschwindigkeit und Bedienung

Der größte Nachteil der Lösung ist die geringe Geschwindigkeit: Über den digitalen Eingang zeichnen MD-Recorder der Consumer-Klasse nur in Echtzeit auf. Mit den Playlists von Winamp lassen sich aber die aktuellen Lieblingstitel von der Festplatte oder MP3-CD zusammenstellen, die der PC dann in einem Rutsch auf MD überspielt. Die Trennung der Titel nimmt der MD-Recorder automatisch vor, wenn der digitale Output der Soundkarte sich an die Standards hält. Mit der Xlerate Pro und den Referenztreibern klappte das erst, nachdem die Wiedergabe ein Mal von Hand angehalten wurde. Die Titelnamen von MP3-Dateien zeichnet der MD-Recorder nicht auf. Da sich jedoch die Informationen von CDs mit CD-Text schon per Digitalkabel auf MD übernehmen lassen, ist es sicher nur eine Frage der Zeit, bis findige Programmierer die Treiber der Soundkarten mit dieser Funktion für MP3-Dateien ausstatten.

Fazit

Tragbare Kassettenspieler sind den MP3-Playern hoffnungslos unterlegen. Auch portable CD-Player bieten keine befriedigende Lösung. Sie bieten zwar guten Klang. Doch sobald man seine eigenen Best-of-CD zusammenstellen will, muss man zum CD-Brenner greifen.

Eine sehr gute Lösung ist die MD, da die Kosten pro Minute bei den Speichermedien um den Faktor 20 günstiger ist als bei MP3-Playern. Die MD-Player selbst liegen auf dem Niveau der MP3-Player. Preisbeispiel ist ein Sharp MD-M20, inklusive Akku, digitales Verbindungskabel und Netzteil für 449 Mark, bei MediaMarkt gesehen. Und da via PC MP3-Dateien problemlos auf die MD-Player gelangen, dürfte die MD einen zweiten Frühling erleben. (nha)