Apps, Richtlinien und Exchange-Anbindung testen

Als Admin den kostenlosen Android-Emulator nutzen

31.05.2012 von Thomas Joos
Administratoren, die unterschiedliche Versionen von Android testen wollen, können dies mit dem kostenlosen Emulator von Google tun. Da der Emulator eine Verbindung zum Internet und zum internen Netzwerk erlaubt, lassen sich mit ihm auch Serverdienste wie Exchange ActiveSync problemlos testen.

Mittlerweile bietet Google auch die derzeit aktuelle Android-Version 4.0.4 zum Emulieren an. Der Emulator ermöglicht das Starten verschiedener Android-Versionen, was vor allem für Testumgebungen sehr hilfreich ist. Android ist bekannt dafür, dass es im Unternehmen oft in verschiedenen Versionen vorliegt, wobei die neuesten Versionen in den meisten Fällen eher selten vertreten sind.

Alle für den Betrieb eines Android-Emulators notwendigen Tools und Dateien stellt Google kostenlos zur Verfügung. Die Installation ist nicht sehr kompliziert: Der Emulator verbindet sich über den Host-Rechner mit dem Internet und kann auch Soundkarte und Grafikkarte des Host-PCs nutzen. Aktuelle Versionen des Emulators unterstützen sogar die Intel- und AMD-Virtualisierungstechnologien der jeweiligen Prozessoren. Ausführliche Anleitungen zum Emulator stellt Google im Dev guide zur Verfügung.

Android SDK installieren

Im ersten Schritt laden Sie das Android SDK herunter und installieren es auf dem Rechner, der Android emulieren soll. Das SDK steht für Windows, Linux und MacOS X zur Verfügung. Wer noch eine alte Version des Emulators nutzen, sollte möglichst auf neue Versionen aktualisieren.

Zentrale: Alle wichtigen Optionen regeln Sie über den SDK-Manager.

Ab Version r18 bietet der Emulator deutliche Leistungsvorteile im Vergleich zu alten Versionen. Der Emulator kann ab r18 zum Beispiel den Grafikprozessor des Rechners nutzen. Das ist vor allem beim Emulieren von Android 4.0 sehr wichtig, da die neue Android-Version die GPU für verschiedene Effekte zur Anzeige nutzt. Außerdem hat Google die Leistung verbessert und die Unterstützung für Sensor- und Multitouch-Eingaben integriert. Ebenfalls neu ist die Unterstützung OpenGL ES 2.0. Damit lassen sich sehr aufwendige Grafik-Apps und Spiele auch im Emulator testen. Das Rundumpaket rechtfertigt auf jeden Fall eine Aktualisierung.

Nach der Installation starten Sie den SDK Manager in der Programmgruppe Android SDK Tools. Damit Sie Android emulieren können, müssen Sie über den SDK-Manager noch weitere Programme herunterladen und auf dem Rechner installieren.

Damit Sie später einen Android-Emulator erstellen können, müssen Sie zunächst die Android SDK Tools sowie die Android SDK Platform-tools zur Installation auswählen. Außerdem muss die entsprechende Android-API heruntergeladen werden, die Sie emulieren wollen. All dies läuft über den SDK Manager.

Android Virtual Device Manager: Hier können Sie Ihre Emulatoren verwalten.

Android 4.0.3 in der aktuellen Version emuliert bereits Android 4.0.4. Das können Sie nach der Erstellung des Emulators überprüfen, wenn Sie die Telefoneinstellungen aufrufen. Auf diesem Weg lassen sich auch alle anderen Android-Versionen herunterladen und für jede Version ein eigener Emulator erstellen.

Der Emulator bietet später nur die Android-Version an, die Sie an dieser Stelle herunterladen und installieren. Haben Sie alle notwendigen Tools und Anwendungen heruntergeladen, können Sie einen Android-Emulator erstellen. Dazu starten Sie das Programm Android AVD Manager in der gleichen Programmgruppe. Über den SDK-Manager ist es jederzeit möglich, weitere Android-Versionen und Tools herunterzuladen.

Mit den Android SDK Tools einen Emulator erstellen

Mit New erstellen Sie im Android AVD Manager einen neuen Emulator. Dazu geben Sie zunächst einen beliebigen Namen ein und wählen bei Target eine Version aus.

Um die Hardwarebeschleunigung zu nutzen, verwenden Sie Images ab Version 4.0.3. Ab dieser Version kann Android im Emulator die Grafikbeschleunigung der Grafikkarte im Host nutzen. Die restlichen Felder füllt der Assistent automatisch aus, Sie können auf Wunsch Änderungen vornehmen. Im Bereich Skin wählen Sie aus den standardmäßig vorhandenen Skins aus. Diese haben verschiedene Auflösungen:

• VGA 480×320

• QVGA 320×240

• WQVGA400 400×240

• WQVGA432 432×240

• WSVGA 1024×600

• WVGA800 800×480

• WVGA854 854×480

• WXGA720 1280×720

• WXGA800 1280×800

Bei Hardware kann zum Beispiel noch weitere Hardware integriert werden. Über diesen Weg aktivieren Sie für einen Emulator zum Beispiel die Unterstützung für die beschleunigte GPU. Dazu klicken Sie bei Hardware auf New und wählen GPU emulation mit einem Wert von Yes aus. Sie können auch die Einstellungen eines Emulators im laufenden Betrieb über den AVD Manager ändern, müssen das virtuelle Telefon dann aber herunterfahren und neu starten.

Option: Sie können für einen Emulator die GPU-Emulation aktivieren.

Über SD Card steht es Ihnen frei, dem virtuellen Android-Handy eine SD-Karte zu spendieren. Das ist zum Beispiel dann notwendig, wenn Sie Apps installieren wollen. Diese kann der Emulator nur auf der virtuellen SD-Karte installieren. Damit ein Standard-Emulator läuft, sind allerdings keine Änderungen notwendig. Klicken Sie auf Create AVD, um das virtuelle Smartphone zu erstellen.

Los geht's: Create AVD erstellt das virtuelle Smartphone.

Anschließend startet der Emulator und bootet Android, wenn Sie den entsprechenden Emulator auswählen. Sie können später jederzeit manuell die entsprechenden Emulatoren laden und starten, wenn Sie diese im AVD Manager auswählen und auf Start und dann auf Launch klicken.

Alternativ starten Sie verschiedene Emulatoren in der Befehlszeile. Dafür steht das Befehlszeilen-Tool emulator im Verzeichnis Tools des SDK-Installationsverzeichnisses zur Verfügung. Sie starten mit der Syntax emulator -avd <Name der AVD> [<Optionen>] Emulatoren. Um zum Beispiel einen Emulator mit den Standardoptionen und unterstützter GPU zu starten, verwenden Sie den Befehl:

emulator -avd <Name der AVD> -gpu on

Virtuelles Smartphone: So sieht das virtuelle Gerät aus, mit dem Sie testen können.

Der Boot-Vorgang kann ein wenig dauern, da der Emulator erst die entsprechenden Dateien laden muss. Das Telefon verwendet zur Kommunikation mit dem Internet und dem lokalen Netzwerk automatisch die Netzwerkverbindung des Rechners, auf dem Sie ihn starten. Er verwendet dazu keine virtuelle Netzwerkkarte wie Virtualisierungstechnologien, um direkt auf die Hardware zuzugreifen, sondern verhält sich wie ein ganz normales Programm.

Sie können mit dem Emulator allerdings keine Telefonate führen, sondern nur Apps testen und Internetdaten austauschen. Eingehende Telefonate und SMS-Nachrichten lassen sich aber simulieren. Wollen Sie den Bildschirm des Emulators drehen, verwenden Sie die Tastenkombination STRG+F12.

Hardwarebeschleunigte Virtualisierung

Der Emulator unterstützt auch die Virtualisierungstechnologie von Prozessoren, ähnlich wie Virtualisierungslösungen von VMware oder Microsoft. Dazu müssen Sie im BIOS die entsprechenden Optionen aktivieren. Außerdem ist Voraussetzung, dass Sie im SDK-Manager eine Android-Version herunterladen, die ein x86-Image bietet. Das tun nicht alle Versionen. Standardmäßig emuliert der Android-Emulator einen ARM-Prozessor. Dieser kann die Hardwarebeschleunigung zur Virtualisierung des Prozessors nicht nutzen. Suchen Sie dazu einfach ein entsprechendes Image aus den Vorlagen des SDK-Managers.

Bildergalerie:
Android-Emulator
Als Grundlage installieren Sie ein x86-Image.
Android-Emulator
Installieren Sie gegebenenfalls den Intel-Treiber für die Hardware-Beschleunigung.
Android-Emulator
So überprüfen Sie den Systemtreiber für die Hardware-Beschleunigung.

Zusätzlich müssen Sie im SDK-Manager im Bereich Extras die Option Intel Hardware Accelerated Execution Manager auswählen und installieren lassen. Haben Sie die Erweiterung heruntergeladen, wechseln Sie mit dem Windows-Explorer in das Verzeichnis extras/intel/Hardware_Accelerated_Execution_Manager der SDK-Installation und führen die Datei IntelHAXM.exe zur Installation aus. Diese installiert den entsprechenden (Intel-)Treiber für die hardwarebeschleunigte Virtualisierung.

Nach der Installation öffnen Sie eine Befehlszeile und geben den Befehl

sc query intelhaxm

ein. Der Dienst muss als gestartet angezeigt werden. Um den Treiber zu deaktivieren, deinstallieren Sie ihn einfach wieder über die Systemsteuerung.

Wenn Sie einen neuen Emulator erstellen und dazu die x86-Version von Android verwenden, können Sie die Option CPU/ABI anpassen oder zumindest sicherstellen, dass ein x86-Prozessor emuliert wird, kein ARM-Prozessor. Diese Option ist bei ARM-Prozessoren nicht aktiv. Ob ein Prozessor 64-Bit-fähig ist und auch Hyper-V oder andere Virtualisierungstechniken unterstützt, können Sie mit kostenlosen Zusatz-Tools von AMD und Intel testen. AMD-Prozessoren tragen die Bezeichnung AMD Virtualization (AMD-V), Intel-Prozessoren die Bezeichnung Intel Virtualization Technology (Intel VT).

AMD beziehungsweise Intel stellen für die Überprüfung der Prozessoren Tools zur Verfügung. Sie müssen die Tools lediglich herunterladen und ausführen. Anschließend erhalten Sie eine Meldung, ob der Prozessor kompatibel mit Hyper-V ist.

AMD Hyper-V Compatibility Check Utility

Intel Processor Identification Utility (Windows Version)

Emulatorpraxis: Apps installieren

Leider bietet der Emulator aktuell noch keine optimale Anbindung an den Market, jetzt Google Play genannt, über eine App, sodass Apps nur über APK-Dateien installierbar sind.

Bildergalerie:
Android-Emulator - Praxis
So installieren Sie die Google Market App von AndroidPIT.
Android-Emulator - Praxis
Sie können Apps über AndroidPIT installieren.
Android-Emulator - Praxis
Ports lassen sich zwischen Host-System und Emulator umleiten.
Android-Emulator - Praxis
Sie können Telefonate und SMS simulieren.

Über den Browser lässt sich aber auch die Website des Android-Markets aufrufen. Einfacher lassen sich Apps installieren, wenn Sie die von AndroidPIT verwenden.

Ports umleiten, SMS senden, anrufen und Emulator beenden

Der Emulator öffnet auf dem lokalen Rechner den Port 5554 zur Kommunikation. Mit

telnet <Host> 5554

öffnen Sie die Android-Console und können auf den Emulator direkt zugreifen. Wollen Sie zum Beispiel einen bestimmten Port des Host-Systems auf einen Port im Emulator umleiten, verwenden Sie den Befehl redir add <Protokoll>:<Host-Port>:<Emulator-Port>. Ein Beispiel ist

redir add tcp:5000:6000

Über telnet können Sie auch virtuelle SMS zu Ihrem Android-Emulator senden. Dazu verbinden Sie sich zunächst wie beschrieben mit dem Emulator per telnet. Anschließend geben Sie den Befehl

sms send <Absendernummer> <Nachricht>

ein und bestätigen. Im Emulator geht die SMS anschließend ein. Auf diesem Weg können Sie auch eingehende Telefonate emulieren. Geben Sie dazu in der Telnet-Konsole den Befehl

gsm call <Absendenummer>

ein.

Wollen Sie den Emulator über die Konsole beenden, geben Sie den Befehl kill ein und bestätigen diesen.

Android-Emulator und Exchange

Wollen Sie über den Emulator auch die Anbindung an Exchange und Exchange ActiveSync-Richtlinien testen, ist das problemlos möglich.

Testweise: E-Mails mit dem Android-Emulator schreiben.

Wichtig dabei ist, dass der Rechner, auf dem Sie den Emulator gestartet haben, mit dem Exchange-Server eine Verbindung aufbauen kann, den Sie anbinden wollen.

Anschließend starten Sie die E-Mail-App in Android und richten diese genauso ein wie auf einem herkömmlichen Telefon. Sie erhalten auch Meldungen, dass ActiveSync-Richtlinien angewendet werden, und der Emulator kann E-Mails synchronisieren. Sie können über den Emulator E-Mails schreiben, der Zugriff auf das globale Adressbuch wird unterstützt.

Check: So probieren Sie Geräterichtlinien mit Ihrem virtuellen Smartphone aus.

Der Emulator unterstützt DirectPush sowie selbst signierte Zertifikate in Exchange. Unterstützt Ihre Umgebung kein AutoDiscovery, verwenden Sie im Emulator die Option Manual Setup, um den Server und das Zertifikat zu konfigurieren. Das virtuelle Android erscheint auch in OWA in den Optionen zur Steuerung von Mobiltelefonen. Sie können sogar einen RemoteWipe durchführen, um auch diese Funktion zu testen. Über diesen Weg lassen sich auch prima Geräterichtlinien und ActiveSync-Richtlinien testen. (mje)