Allrounddrucker mit Talent

22.06.2001
Arbeitsgruppen brauchen solide Drucker, die sich flexibel einsetzen lassen. Drei netzwerkfähige Printer von Epson, Hewlett-Packard und Lexmark zeigen, was sie zu Papier bringen können.

Von: Rainer Graefen

Vor wenigen Jahren hätte die Druckgeschwindigkeit eines "Lexmark M412n" mit 17 Seiten pro Minute, eines Hewlett-Packard "Laserjet 2200 Dtn" mit 18 und eines "Epson N2050PS+" mit 20 Seiten für die Kategorie Abteilungsdrucker ausgereicht. Solche Leistungen reichen heutzutage gerade noch für Arbeitsgruppen mit fünf bis acht Mitarbeitern aus. Da inzwischen fast alle Dokumente per Internet verteilt und beim Empfänger vor Ort ausgedruckt werden, hat das "Printing on demand" die Nachfrage nach schnellen Laserdruckern weiter in die Höhe getrieben.

Aufgrund der unterschiedlichen Dokumentenformate, die eine Arbeitsgruppe verarbeitet, sollte ein Drucker die PCL-Sprache von Hewlett-Packard und Adobes Postcript-Format beherrschen. Das treibt den Preis zwar um 20 bis 30 Prozent in die Höhe, vermeidet aber anschließend viel Ärger, da sich alles sofort ausdrucken lässt. Die drei Testkandidaten sind mehrsprachenfähig und verfügen über eine reiche Auswahl an skalierbaren Schriften und Bitmap-Fonts.

Obwohl Lexmark als einer der ersten Hersteller Drucker mit 1200 dpi Auflösung angeboten hat, erreicht der M412n diese Leistung nur durch Hochrechnen via Interpolation. Die beiden anderen Kandidaten verfügen über eine echte Auflösung von 1200 dpi, wobei der HP LJ 2200 Dtn diese auch ohne Geschwindigkeitseinbußen ausdrucken kann.

Der Epson EPL-N2050PS+ ist im größten und schwersten Karton des Testfelds untergebracht. Das Gerät selbst wiegt inklusive Toner-Cartridge 27,7 kg. Für das hohe Gewicht ist vor allem das solide Gehäuse verantwortlich. Auch das Druckwerk ist auf eine längere Lebensdauer ausgelegt als bei den Konkurrenten, was am fast doppelt so hohen Druckvolumen pro Monat zu erkennen ist. In puncto Robustheit bildet der Lexmark M412n das Schlusslicht. Das Plastikgehäuse besteht aus dünnem, scharfkantigen Kunststoff, und dürfte häufigere Umzüge innerhalb eines Betriebs auf Dauer nicht unbeschadet überstehen. Gewichtsmäßig liegt der HP Laserjet 2200 Dtn mit 18,7 kg im Mittelfeld. Das Gehäuse wirkt solide, kann bei der Wandsteifigkeit mit dem Epson jedoch nicht ganz mithalten.

Nach dem Auspacken sind alle Geräte sehr schnell einsatzfähig. Der Anwender muss einige Klebestreifen von Klappen und Türen entfernen sowie Tonerkartusche und Stromkabel installieren, bevor er den Testausdruck startet. Dazu genügt beim HP der Druck auf den Startknopf. Die Grundausstattung des LJ 2200 schließt eine Duplex-Funktion ein. Der Drucker zieht die Seite bis zur Mitte aus und dann wieder ein. Dieser Vorgang sieht im ersten Moment wie ein Papierstau aus, ist aber für den doppelseitigen Druckbetrieb nötig. Vom kontinuierlichen Einsatz des Duplex-Drucks rät Produktmanager Oliver Doll jedoch ab, da er die Geräteleistung von 18 Seiten pro Minute auf 5,5 reduziert.

IP-Adresse Fehlanzeige

Etwas komplizierter als die Inbetriebnahme der Geräte ist der Anschluss ans Netzwerk. Obwohl alle Drucker standardmäßig über eine 10/100-BaseT-Netzwerkkarte beziehungsweise einen Printserver verfügen, erläutert keines der Handbücher, wie der Administrator die zum Drucken über das Netzwerk notwendige IP-Adresse vergeben muss.

Lexmark hat der gedruckten Dokumentation des M412 eine Menükarte beigelegt, mit der sich die Netzwerkkonfiguration relativ schnell durchführen lässt. Beim EPL-N2050 muss der Anwender auf seine eigene Erfahrung zurückgreifen. Selbst im Online-Handbuch sucht er vergeblich nach dem Stichwort "IP-Adresse". Die einzige Stelle mit der Buchstabenfolge "IP" steht im "Script"-Absatz. Epson gelobt Besserung, um auch unerfahrenen Anwendern die Installation des Druckers im Netz zu erleichtern. Das Netzwerkmenü ist jedoch auch hier schnell gefunden und eine zum Netzwerksegment passende IP-Adresse eingestellt. Der Anwender muss den Drucker aus- und wieder einschalten, damit die Adresse übernommen wird. Das gleiche Prozedere gilt für das Gerät von Lexmark.

Da der HP-Laserjet keine Druckerkonsole besitzt, erfolgt die Konfiguration über das Installationsprogramm. Ein kleiner Trick, der nicht im Handbuch steht, bietet einen Ausweg: Gibt der Systemverwalter die Hardware-Adresse ein, die auf der Testdruckseite steht, kann er die IP-Adresse verändern.

Die im Drucker installierte Netzwerkkarte unterstützt bei allen Kandidaten 10-BaseT und 100-BaseT. Daneben verfügen die getesteten Geräte über eine bidirektionale Highspeed-Parallelschnittstelle und einen USB-Anschluss. Beim LJ 2200 Dtn liegen alle Schnittstellen verborgen hinter einer großen Seitenklappe, die eine Zugentlastung für die Anschlusskabel be-sitzt.

Drucken statt bedienen

Bei der benötigten Stellfläche der Drucker sind kaum Unterschiede festzustellen. Mit ausgeklapptem Einzelblatteinzug nimmt jeder Printer eine DIN-A2-Fläche in Anspruch. Während Epson und Lexmark die Geräte mit Display und Bedienpanel ausstatten, ist das Bedienfeld des HP Laserjets mit zwei Status-LEDs sowie einer Start- und einer Job-Abbrechen-Taste auf der Oberseite des Gehäuses eher spartanisch augelegt. "Wir haben damit auf den Wunsch der IT-Verantwortlichen reagiert, die den Druckerbenutzern möglichst wenig Gelegenheiten bieten wollen, am Gerät herumzuspielen", heißt es bei Hewlett-Packard.

Epson machte andere Erfahrungen: "Die Konsole gibt den Anwendern mehr Sicherheit im Umgang mit dem Drucker", meinen die Verantwortlichen. Den Ansatz von HP verstehen sie deshalb eher als Maßnahme zur Kosteneinsparung. Im Gegensatz zu typischen Einstiegsdruckern, die der Bediener nicht ausschalten kann, haben alle Testmodelle einen Ein- und Ausschalter.

Schneller zum Druckergebnis

Alle drei Hersteller arbeiten daran, nach dem Start des Druckers eine schnelle Ausgabe des ersten Blatts zu ermöglichen. Bislang kommt nur der LJ 2200 diesem Ziel nahe. Die beiden anderen müssen nach dem Einschalten erst eine Aufwärmphase durchlaufen. Dazu braucht der EPL-N2050 etwa 65 Sekunden. Wird danach aus der zweiten Stufe des Standby-Modus gedruckt, vergehen noch 13,3 Sekunden, bis der erste Ausdruck im Ausgabefach liegt. Lexmark ist mit zwölf Sekunden etwas schneller. Der HP LJ 2200 schafft den Erstdruck in 15 Sekunden, egal ob mit Kalt- oder Warmstart. Möglich wird dies durch die Instant-on-fuser-Technik, die auf moderner Keramiktechnik basiert und ein Alleinstellungsmerkmal von Hewlett-Packard ist.

Initiiert der Anwender aus dem Druckertreiber heraus einen Testdruck und schaltet anschließend den Drucker ein, braucht der HP Laserjet 40 Sekunden, der Epson 85 Sekunden und der Lexmark 55 Sekunden. Aus dem Stromsparmodus heraus benötigt Epson 55 und Lexmark etwa 45 Sekunden. Um im Standby-Modus zu bleiben, heizen die Epson- und Lexmark-Geräte die Fixiereinheit noch einige Zeit nach. Dabei muss der Lüfter mitlaufen, um die Wärme abzuführen. Der LJ 2200 von HP kommt ohne Standby-Modus aus.

Papierhandling

Neben einer hohen Druckgeschwindigkeit ist der Umgang mit dem Papier sehr wichtig. Lexmarks M412n schneidet dabei schlecht ab, da für den Einsatz des Druckersin einer Arbeitsgruppe ein Papiereinzug mit 250 Blatt und ein 100-Blatt-Feeder unzureichend ist. Wir empfehlen die optionale 500-Blatt-Papierkassette gleich mitzubestellen. Dies verteuert den Drucker allerdings um fast 600 Mark. Die Ausstattung ist mit den beiden anderen Testkandidaten halbwegs vergleichbar, beschert aber dem M412n beim Preis den letzten Platz. Relativ gut ausgestattet ist der LJ 2200Dtn, der über einen 100-Blatt-Feeder, eine 250- und eine 500-Blatt-Papierkassette sowie eine Duplex-Einrichtung verfügt. Diese Standardausstattung ist jedoch nicht mehr erweiterbar.

Der Epsons N2050PS+ verfügt in der Grundausstattung ebenfalls über einen 100-Blatt-Feeder, der eine manuelle Papierzuführung mit unterschiedlichen Papierformaten erlaubt. Das Gerät ist mit einer großen Papierkassette mit 550 Blatt Kapazität ausgestattet. Optional kann der Anwender den EPL-N2050+ um zwei weitere 550-Blatt-Papierkassetten und eine Duplexeinheit erweitern.

Bei der Anschaffung eines Dru-ckers sollte der Systemverantwortliche nicht nur auf die Möglichkeiten des Papiereinzugs achten, sondern auch die Papierausgabe berücksichtigen. Die Ablage der Druckseite mit dem Gesicht nach unten bieten alle Testkandidaten. Unterschiedlich ist die Anzahl der Seiten, die im Ausgabefach Platz finden: Der HP kann nur 150 Seiten zwischenlagern, der Lexmark 250 Seiten und der Epson-Drucker 500 Seiten. Ein größeres Ablagefach kann beim unbeaufsichtigten Druck Papierstaus vermeiden. Als einziges der drei Testgeräte verfügt der EPL-N2050PS+ über ein zusätzliches Papierausgabefach oder alternativ über eine separate Ablage mit zehn abschließbaren Fächern à 45 Seiten.

Alle Drucker verarbeiten normales Papier, Karton, Laserfolien, Etiketten und auch Briefumschläge. Kleine Unterschiede gibt es beim zulässigen Papiergewicht. Der Lexmark M412n und der Epson N2050 bedrucken Normalpapier mit einem Papiergewicht zwischen 60 und 90 g/m2 aus den Papierkassetten heraus. HP erlaubt ein Papiergewicht von 60 bis 105 g/m2. Bei manueller Zuführung und geöffneter Heckklappe, bei geradem Druckweg also, lassen Lexmark und HP 163 g/m2 schweres Papier passieren, Epson gibt diesen Wert mit 190 g/m2 an. Der Druck von Visitenkarten stößt damit bei allen Druckern auf Schwierigkeiten, da ein Papiergewicht ab 240 g/m2 die erforderliche Steifigkeit mitbringt.

Fazit

Welcher Drucker das beste Preis-Leistungsverhältnis aufweist, konnten wir nicht ohne weiteres entscheiden. Zwar werden für eine Kaufentscheidung gerne Druckgeschwindigkeit und -auflösung herangezogen. Eine wichtigere Rolle spielen jedoch die Bedürfnisse der Arbeitsgruppe.

Der Lexmark M412n müsste mit einer 500 Blatt Papierkassette nachgerüstet werden, damit die Arbeitsgruppe nicht dauernd Papier nachfüllen muss. Das kostet zusätzlich 600 Mark. Dem Epson EPL-N2050PS+ fehlt eventuell ein dritter Einzug, wenn das Unternehmen zwei unterschiedliche Briefbögen verwendet und die Arbeitsgruppe häufig den Feeder benötigt. Den HP LJ 2200 Dtn kann man aufgrund der kleinen Papierablage nicht unbeaufsichtigt lassen, wenn größere Druckaufträge abgewickelt werden. Legt das Unternehmen Wert auf ein robustes Arbeitspferd, das Erweiterungsoptionen bietet, ist der Epson die richtige Wahl. (ok)