Stromversorgung

Akkulösungen für unterwegs

06.12.2014 von Patrick Woods
Eine lange Wanderung mit GPS-App, ein Kurzurlaub auf dem Campingplatz oder immer viele Gadgets dabei: alles Fälle für Stromversorgung unterwegs.

Was so banal klingt, ist in Wirklichkeit eine komplizierte Angelegenheit: Strom in das iPhone zu pumpen. Denn die Ladeelektronik des Smartphones ist wählerisch, und nicht jedes Ladegerät oder jeder externe Akku funktioniert auch, wie er soll. Wir haben deshalb zahlreiche Konzepte und Varianten genauer ausprobiert und vermessen. Welches Konzept eignet sich am besten für welche Anforderungen, und wie viel Geld sollte man dann ausgeben, wenn man sich entschieden hat?

Akkuhüllen

Die billigste Hülle ist etwas schlechter verarbeitet, unterscheidet sich aber sonst kaum von teuren Modellen.

iPhone-Hüllen mit eingebautem Zusatzakku sind toll und schrecklich zugleich. Denn sie haben einige Vorteile, aber auch gravierende Nachteile. Zu den Vorzügen zählt generell, dass das iPhone hiermit in der Hosentasche auflädt und voll benutzbar bleibt, ohne dass man ein Kabel bräuchte oder das iPhone unterwegs unpraktisch im Rucksack verstauen müsste, um es dort an einen Akku anzuschließen. Die Nachteile sind allerdings, dass Akkuhüllen das iPhone dick machen, überwiegend teuer sind und das iPhone maximal ein Mal vollständig aufladen können, dann ist ihr eigener Akku erschöpft. Dazu kommt, dass die Hülle mit dem nächsten iPhone-Modell komplett nutzlos wird, weil sie nicht mehr passt.

Wir haben Akkuhüllen (fürs iPhone 5/5S) mit Preisen zwischen elf und rund 100 Euro ausprobiert. Vom allergünstigsten Amazon-Angebot bis hin zu den hochwertigen Mophie-Hüllen. Unser Fazit: Auch wenn die teuren Hüllen deutlich besser verarbeitet sind, die Billighülle hat die größte Kapazität im Vergleich und tut, was sie soll. Sie ist zwar im Hinblick auf die CE-Kennzeichnung und die Echtheit der Lightning-Lizenz sehr fragwürdig, aber es gibt ansonsten kaum Unterschiede zu den Mittelklasse-Akkuhüllen, die 40 bis 60 Euro kosten. Sie lädt das iPhone mit nur 500 mA jedoch eher langsam. Für die gelegentliche Nutzung reicht eine solche Billigvariante völlig.

Externe Akkupacks

Dies sind die vielseitigen Stromspender unterwegs. Sie haben einen oder mehrere USB-Ausgänge und können so beinahe alles mit Strom versorgen, was per USB geladen werden kann. Der größte Nachteil ist hierbei, dass man alle Anschlusskabel für die jeweiligen Geräte immer dabeihaben und das Gerät beim Aufladen beispielsweise zusammen mit dem Akku im Rucksack verstauen muss. Vorteil ist neben der Vielseitigkeit die große Auswahl an Akkukapazitäten auf dem Markt.

Es gibt kleine externe Akkus, die das iPhone gerade ein Mal aufladen können, und Giganten, die Smartphones vielfach laden oder sogar einen leeren iPad-Akku bis zum Rand mit Energie füllen können. Sinnvoll sind Akkus jedoch vor allem dann, wenn man eine große, ausdauernde Variante nimmt. Statt kleiner Akkus, die das iPhone nur ein Mal aufladen können, nimmt man besser gleich eine Akkuhülle. Auch bei den Akkus haben wir Varianten von billigst (20 Euro) bis teuer und edel (rund 90 Euro) ausprobiert. Auch hier ist das Fazit: Wenn es nur auf die reine, gelegentliche Extra-Energie ankommt, reichen billige Lösungen. Der Mehrpreis für einen besseren Akku kann sich hier jedoch eher lohnen als bei den Akkuhüllen. Denn „bessere“ Akkus haben in der Regel langlebigere Akkuzellen, bessere Ausstattung und können moderne Geräte schneller laden als billige Akkus.

Schnelles Laden

So verläuft der Ladevorgang. Je voller das iPhone, desto niedriger der Ladestrom. Hier das iPhone 6, aufgezeichnet von leer bis voll.

Zum Hintergrund: Der Laderegler im iPhone bestimmt, mit welcher Stromstärke der Akku geladen wird. Seine Aufgabe ist es, den Akku schonend und sicher von der Stromquelle aufladen zu lassen. Das ist abhängig vom Akkufüllstand, dem aktuellen Stromverbrauch des iPhone und davon, ob der Laderegler und das Ladegerät sich „verstehen“. Denn heutige Ladegeräte und Zusatzakkus arbeiten fast immer außerhalb der USB-Spezifikation. Sie können höhere Ladeströme und damit mehr Leistung ausgeben, als USB ursprünglich vorsieht. Damit das funktioniert, muss die Identifikation klappen. Nur wenn die Ladeelektronik im iPhone oder iPad erkennt, dass der Stromversorger mehr liefern kann, als im Standard definiert, lässt sie schnellere Ladung zu. Das bedeutet in der Praxis, dass die meisten USB-Ladegeräte und Akkus nur maximal 5 Watt Leistung (1 Ampere) erreichen, obwohl zumindest iPhone 6 und das iPad Aufladen mit höherer Leistung unterstützen.

Dass sehr viele Akkus laut Aufdruck „bis zu 2,1 Ampere“ oder mehr Ausgangsstrom versprechen, ändert daran kaum etwas. iPhone und Akku können sich in vielen Fällen nicht auf diesen hohen Ladestrom einigen, und deshalb wird er nicht oder nur teilweise genutzt. Dies betrifft nicht nur iPhones. Smartphones und Tablets von Samsung, die wir zum Vergleich ebenfalls mit den Akkus ausprobiert haben, sind sogar noch wählerischer als Apples Geräte. Das bedeutet unter dem Strich: Nur höherwertige Akkus haben eine ausreichend moderne Elektronik, damit iPhone und Tablet schnelles Aufladen voll unterstützen. „Voll“ deshalb, weil es oft durchaus messbare Unterschiede zwischen dem „1A-“ und „2A-”-Ausgang von Akkus gibt, jedoch meist sehr geringe.

Wie viel Kapazität brauche ich?

Wir haben alle USB-Akkus mit mehreren Geräten getestet und den Ladestrom gemessen.

Bei externen Akkus wird meistens die Kapazität angegeben und eine vage Umschreibung, wie oft man damit „ein Smartphone“ aufladen könne. Wenn man neben der Kapazität des Akkus auch die des iPhone-Akkus kennt, könnte man meinen, daraus unmittelbar die Zahl der möglichen Ladungen bestimmen zu können. Dies funktioniert aber nur sehr eingeschränkt. Denn einen iPhone-Akku mit rund 1500 mAh (iPhone-5-Reihe) kann ein externer Akku mit 3000 mAh nicht zwei Mal aufladen. Der Grund liegt im mäßigen Wirkungsgrad des Ladevorgangs, viel Energie geht dabei in Wärme verloren. Deshalb kann man davon ausgehen, maximal 80 Prozent der Energie aus dem Akku tatsächlich nutzen zu können. Der 3000-mAh-Akku lädt das iPhone also ein Mal vollständig und beim zweiten Mal nur noch zur Hälfte oder zu zwei Dritteln.

Um ein iPhone der Generationen 4 und 5 sicher zumindest ein Mal voll aufladen zu können, benötigt ein externer Stromspender mindestens 2000 mAh Kapazität. Wenn man das iPhone während des Ladens intensiv benutzt, lädt das Gerät langsamer, und wir verbrauchen Energie, die am Ende womöglich fehlt, um das iPhone vollständig zu laden, bevor der Zusatzakku schlapp macht.

Strom aus dem Auto

Autoladegeräte unterscheiden sich deutlich in ihren inneren Werten. Ein kompaktes Modell mit 5 Watt wäre unser Tipp (hier rechts).

Zur mobilen Stromversorgung zählt selbstverständlich auch der Strom aus dem Zigarettenanzünder. Auch hier gibt es etliche Varianten, die sich vor allem in der Leistung unterscheiden. Billigste 12-Volt- Netzteile oder die Modelle, die bei manchen Gadgets kostenlos dabei sind, taugen oft nicht für das iPhone. Denn diese leisten oft nur maximal 1,25 oder 2,5 Watt (250 bis 500 mA). Damit lädt das iPhone gar nicht bis langsam. Vor allem, wenn das iPhone als Navigationsgerät im Auto dauerhaft Höchstleistung bringen soll, muss auch die Stromversorgung kräftig genug sein. Wir empfehlen, nur Auto-Netzgeräte mit 5 Watt Leistung, also einem Ampere Ladestrom, zu nutzen. Diese gibt es von vielen Herstellern (oft baugleich) und kosten etwa 10 bis 15 Euro. Mehr ist hier nicht nötig.

Strom aus Licht

Vielseitig, hochwertig und teuer, dennoch ist eine Solaranlage für unterwegs nur eingeschränkt sinnvoll.

Solarladegeräte werden immer günstiger und versprechen kostenlose Energie fernab der Steckdose. Das klingt nach grenzenloser Freiheit und autarker Stromversorgung mitten in der Wildnis. In der Theorie. Da Solarladegeräte Nischenprodukte sind, haben wir aus der Kategorie nur ein Produkt ausprobiert. Das Set Sherpa 50 von Goal Zero. Dies besteht aus einem Solarmodul und einem großen Akku. Das Solarmodul leistet maximal 13 Watt, der Akku ist der Puffer für den Sonnenstrom. Er speichert über 15 Ah. Das Set von Goa Zero ist kein Gadget, sondern echtes Outdoor-Werkzeug. Deshalb hat das Akkupack neben USB auch einen Ausgang mit 12 Volt, einen Laptop-Ausgang mit 19 Volt, und optional gibt es sogar einen 230V-Wandler. Damit kann man demnach sogar einen kleinen Laptop betreiben. Dies äußert sich im Preis. Das Solarpanel kostet einzeln 160 Euro, der Akku weitere 200 Euro.

Laut Hersteller soll der große Akku nach rund acht Stunden Sonnenbaden voll sein. In der Praxis ist dies jedoch nicht zu erreichen. Obwohl wir beim Testen Wetterglück hatten, dauert es zwei statt einem schönen Tag, bis der Akku voll ist. Denn es ist in der Praxis unmöglich, das Solarpanel ununterbrochen im direkten Sonnenlicht zu halten. Irgendwann wandert die Sonne hinter den großen Baum, oder man muss weitermarschieren und hat das Solarpanel am Rucksack, und die Sonne streift es nur noch gelegentlich. Sobald das Solargerät nicht in direktem Sonnenlicht ist, verlängert sich die Ladezeit enorm. Autark wird man damit nur, wenn man nicht mehr Geräte permanent versorgen muss als ein Smartphone oder vielleicht zwei. Um einen kleinen Laptop oder ein iPad zu laden, benötigt man die gesamte Energie des Akkus, der dann erneut erst nach zwei Tagen wieder aufgeladen ist. Nimmt man stattdessen mehrere Akkupacks mit ins stromlose Campingwochenende, ist diese Art der Stromversorgung günstiger und kalkulierbarer als der Strom aus der Sonne.

Billigakkus

Der billigste Akku im Vergleich hat die größte Kapazität und dennoch kaum Schwächen, außer mäßiger Ladeleistung.

Wir haben Geizkragen gespielt und uns für unseren Vergleich im Amazon Marketplace (wo Dritthändler anbieten) die billigstmöglichen Akkupacks gekauft, die viel Leistung versprechen. Eine Akkuhülle für elf Euro plus Versand für das iPhone 5 und ein Akkupack mit satten 12Ah für (zu diesem Zeitpunkt) rund 18 Euro. Dies ist ein Bruchteil dessen, was entsprechende Markenprodukte kosten. Kann derartige Billigware sicher und brauchbar sein? Die Akkuhülle versendet der Anbieter direkt aus China, es dauert rund zwei Wochen, bis sie eintrifft. Sie ist etwas schlechter verarbeitet als die Vergleichsgeräte. Ansonsten lädt sie, wie sie soll, und hat zudem sogar die größte Kapazität aller getesteten Akkuhüllen. Es scheint zweifelhaft, dass der Hersteller tatsächlich eine Apple-Zertifizierung für Lightning hat, die Akkuhülle funktioniert jedoch wie vorgesehen, auch wenn sie langsam lädt (mit 0,5 Ampere). Für gelegentliche Einsätze keine schlechte Lösung. Ähnlich ist es bei dem Akku. Sehr viel Strom für kleinstes Geld. Einziger Haken: Der Akku von „Swees“ ist mit keinem Testgerät dazu zu bringen, mehr als ein Ampere Ladestrom bereitzustellen.

VERGLEICH USB-AKKUS

Modell

PNY Cl51

Raikko Accupack 6000+A1

Phonesuit Flex XT

Pocket Charger

Raikko Accupack

Businessline

Preis

30 Euro

30 Euro

60 Euro

35 Euro

Angegebene Kapazität

5100 mAh

6000 mAh

2600 mAh

2000 mAh

Anschlüsse

2x USB (1A, 2,1A)

2x USB (1A, 2,1A), Micro-USB (ein/aus)

1x Lightning

1x Micro-USB

Schnellladung*

Ja, gering

Ja, gering

Nicht gemessen

Nein

Vorzüge

Numerische Anzeige
der Kapazität

Integrierte Kabel

Kein Kabel nötig

Sehr flach, Metallgehäuse

Nachteile

Ist angeschlossen sehr im Weg

Wird sehr warm, bunte LEDs
passen nicht zum Business-Auftritt,
Adapter auf USB nötig

Gewicht (Gramm)

120

149

79

80

Fazit

Ordentlicher Akku ohne
große Schwächen oder Stärken

Vielseitig dank vieler
Anschlüsse. Für Micro-
USB-Geräte keine Kabel
nötig. Sonst unauffällig

Sehr nettes Konzept,
das aber die Handhabung
stört.
Wegen des Lightning-
Ausgangs nur für neuere
Apple-Geräte gedacht

Extrem flach, aber auch
geringe Kapazität.
Interessant: Der Eingang
ist auch Ausgang. Für Geräte
mit Micro-USB praktisch, sonst Adapter nötig

* Ladestrom größer als 1A. Wird genutzt von iPhone 6 und 6 Plus.

Modell

Swees

Elgato Smart Power

Preis

20 Euro

90 Euro

Angegebene Kapazität

12 000 mAh

6000 mAh

Anschlüsse

2x USB (1A, 2,1A)

1x USB (1A oder 2,4A)

Schnellladung*

Nein

Ja

Vorzüge

Enorm günstig, enorme Kapazität

Tolles Konzept, Bluetooth,
App, Erinnerungen

Nachteile

Schwache Ladeleistung

Teuer, nur ein Anschluss

Gewicht (Gramm)

300

160

Fazit

Sehr günstiger Akku
mit sehr viel Kapazität.
Die Ladeleistung ist jedoch mäßig. Preistipp!

Super Akku für Vielnutzer. Beste Ladeleistung im Vergleich.
App erinnert an Aufladung und
Tage mit vielen Terminen. Noch
mehr Kapazität wäre perfekt

Fazit

Das Netzteil bleibt, wenn man die Wahl hat, die beste Option, es lädt im Schnitt am schnellsten und effizientesten. Große USB-Akkus glänzen dann, wenn sie unterschiedliche Geräte laden sollen und man viel Kapazität benötigt. Akkuhüllen sind dann toll, wenn man lange unterwegs ist und dabei häufig auf das iPhone schaut. Für Tagesausflüge beispielsweise ideal. Wer die Akkuhülle nur hin und wieder nutzt, der kann beruhigt eine Billiglösung kaufen.

So ist unser Fazit eindeutig: Die billigsten Modelle haben bei Hüllen und Akkus mit großem Abstand das beste Preis-Leistungs-Verhältnis, sind aber für einfache Ansprüche gedacht. Besonders durchdacht ist der Akku von Elgato. Dank Bluetooth und App kann man sogar am iPhone den Akkustatus ablesen, und die Erinnerungsfunktion meldet sich, wenn der Akkustand des Smart Power niedrig ist oder man am nächsten Tag viele Termine hat und den Akku mitnehmen sollte. Durchdacht, hilfreich und ein bisschen futuristisch, toll – aber teuer!

(Macwelt/ad)