Studie widerlegt Vorurteile

Ältere Arbeitnehmer sind flexibler als jüngere!

27.10.2012 von Christian Vilsbeck
Schnell werden ältere Kollegen als starrköpfig, unflexibel und wenig lernbereit bezeichnet. Doch in Wahrheit sind die 35 bis 50 Jährigen wesentlich flexibler als die "jungen und dynamischen" Mitarbeiter. Dies zeigt eine Studie der Jacobs University Bremen in Zusammenarbeit mit Vodafone.

Die Vorurteile sind immer wieder zu hören: Ältere Kollegen können mit den "Jungdynamikern" nicht mithalten. Flexibilität ist kaum mehr vorhanden. Der Wille, Neues zu lernen, ist abhandengekommen. Betonköpfe, starrsinnig, rückwärtsgewandt, nicht für Neuerungen zu begeistern, und so weiter und so fort…

Nicht zuletzt aus den genannten Vorurteilen sind viele Firmen in den Jugendwahn verfallen. Ältere Mitarbeiter werden gekündigt, frische und dynamische Kandidaten mit neuen Ideen und mehr Einsatzwillen werden ins Unternehmen geholt. Natürlich ist dieser Grund oft vorgeschoben, meist geht es einfach nur darum, die aus Unternehmenssicht oft zu hohen Gehälter der älteren Mitarbeiter zu reduzieren.

Dirk Barnard, Personalgeschäftsführer Vodafone Deutschland: " Es stimmt einfach nicht, dass man im Alter weniger innovativ oder weniger lernbereit ist."
Foto: Vodafone

Doch diese Denke ist ohne Weitblick. Der Erfahrungsschatz und das Wissen älterer Mitarbeiter sind für Unternehmen oft essenziell. Hinzu kommt, dass ältere Arbeitnehmer sogar flexibler sind als jüngere und ebenso lernbereit. Zu diesem Zwischenergebnis kommt eine auf drei Jahre angelegten Pilot-Studie "Demografiefeste Personalpolitik" der Jacobs University Bremen, die in Zusammenarbeit mit Vodafone durchgeführt wird. Dirk Barnard, Personalgeschäftsführer bei Vodafone Deutschland, erläutert: "Die wichtigste Erkenntnis der Studie ist schon jetzt: Die Gesellschaft muss von Vorurteilen gegenüber älteren Mitarbeitern Abschied nehmen. Es stimmt einfach nicht, dass man im Alter weniger innovativ oder weniger lernbereit ist."

Laut der Studie unterscheiden sich die Lernkompetenz und die kreative Selbstwirksamkeit nicht zwischen den Altersgruppen. Auch der Lernerfolg sowie das innovative Arbeitsverhalten zeigen der Studie zufolge keine bedeutsamen Unterschiede über die Altersgruppen hinweg. Wie Vodafone angibt, sei sogar besonders auffällig, dass die Bereitschaft, sich zu verändern, bei den 36-50-Jährigen wesentlich höher ist als bei den jüngeren Mitarbeitern von 18-35 Jahren.

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1. Betrachten Sie sich nicht als passiver „Arbeit-Nehmer“, sondern als selbstverantwortlich handelnder „Arbeitsmarkt-Unternehmer.“
Sie verkaufen ein Produkt, nämlich Ihre Arbeitskraft, und es ist Ihre Aufgabe, dieses Produkt laufend zu verbessern. In drei Jahren müssen Sie ein besserer Arbeitnehmer sein, als Sie es heute sind – wenn Sie in drei Jahren ein neues Auto kaufen, erwarten Sie schließlich auch, dass es ein besseres Modell ist als das, welches Sie heute fahren.
2. Schätzen Sie Ihre Arbeitsmarktfitness realistisch ein.
Analysieren Sie Ihre eigenen Fähigkeiten und gleichen Sie diese realistisch mit dem ab, was derzeit gefragt ist. Lassen Sie sich regelmäßig Feedback von Kollegen und Vorgesetzten geben und nehmen Sie dieses ernst.
3. Bleiben Sie geistig flexibel.
Das Umfeld, in dem Ihr Unternehmen tätig ist, hat sich bereits in den letzten zehn oder 15 Jahren tiefgreifend gewandelt, und die Zukunft wird noch mehr und noch schnelleren Wandel bringen. Dieser wird auch an Ihrem Job deutliche Spuren hinterlassen, in Ihrem Unternehmen und in der ganzen Branche. Das sollten Sie rechtzeitig erkennen und sich darauf einstellen.
4. Besuchen Sie Weiterbildungsmaßnahmen – notfalls auch auf eigene Kosten.
Besonders die Personalabteilungen größerer Unternehmen legen Wert auf Zertifikate und Schulungsbestätigungen. Nur wer diese in seiner Personalakte hat und regelmäßig neue hinzufügt, dokumentiert seine Veränderungsbereitschaft und Lernwilligkeit. Auch im Hinblick auf externe Bewerbungen sollten Sie jährlich zwei bis vier Tage in Schulungen, Seminaren oder Kursen verbringen und dafür Nachweise abheften.
5. Machen Sie Ihre Leistungen sichtbar.
Wer heute über 40 ist, spricht häufig nicht offensiv über das, was er oder sie gut kann, sondern meint, die anderen würden schon von selbst merken, wie tüchtig man ist: Das ist allerdings ein Irrglaube. Ihr Chef wird zwar wahrscheinlich merken, wenn jemand immer wieder Fehler macht oder schlechte Ergebnisse abliefert. Aber solange bei Ihnen alles reibungslos läuft, hat er keinen besonderen Anlass, Sie positiv zu bemerken. Was Sie im Einzelnen leisten wird er nur erfahren, wenn Sie es ihm sagen. Und mal ehrlich: Warum sollten die Kollegen von sich aus einem Vorgesetzten erzählen, wie hervorragend Ihre Arbeit ist?
6. Engagieren Sie sich.
Bringen Sie eigene Ideen ein. Übernehmen Sie freiwillig Aufgaben, deren Sinn und Notwendigkeit Sie erkennen. Sagen Sie nie Sätze wie „Das muss ich laut meinem Arbeitsvertrag nicht tun“ oder „Dafür bin ich nicht zuständig“. Bleiben Sie auch dann engagiert bei der Sache, wenn Sie sich über Ihren Chef wirklich geärgert haben. Wie unfähig und unmöglich er auch sein mag, lassen Sie sich von ihm auf keinen Fall in die passive Resignation treiben. Suchen Sie lieber in aller Ruhe eine neue Stelle und kündigen Sie anschließend fristgerecht und mit einem freundlichen Lächeln.
7. Denken und handeln Sie im Sinne des Unternehmens.
Bedenken Sie bei allem, was Sie tun, welche Folgen es für Ihre Abteilung und für das Unternehmen hat. Tun Sie das, was nötig ist, um Ihre Arbeit gut zu machen, und machen Sie niemals nur „Dienst nach Vorschrift“. Sie haben es zwar nicht mehr nötig, täglich zwölf Stunden im Büro zu sein, nur damit Ihr Chef sieht, wie einsatzfreudig und fleißig Sie sind. Aber Sie sind selbstverständlich da, wenn Sie wirklich gebraucht werden. Auch mal abends und am Wochenende, auch dann, wenn Sie etwas anderes vorhaben oder schon müde sind.
8. Arbeiten Sie konstruktiv mit Jüngeren zusammen.
Strecken Sie die Hand aus und gehen Sie auf die jungen Kollegen zu. Nicht gönnerhaft, nicht ängstlich, sondern weil Sie wissen, dass Sie es sich leisten können. Beweisen Sie, dass Sie dialogfähig sind, indem Sie ehrliches Interesse zeigen. Und erinnern Sie sich ab und zu daran, wie blöd es war, als Sie jung und voller Ideen waren und die Älteren immer nur sagten „Das kennen wir alles schon, das bringt doch nichts, du wirst schon sehen …“
9. Pflegen Sie die Kommunikation mit Ihren Vorgesetzten.
Halten Sie keine Informationen zurück, sondern sorgen Sie für Transparenz, für umfassende und rechtzeitige Information. Suchen Sie auch dann das Gespräch mit der Chefin, wenn Sie Wünsche und Anregungen haben, wenn Sie sich Sorgen über Ihre weitere Entwicklung machen oder wenn Sie sich für eine neue Aufgabe positionieren möchten. Wichtig ist der regelmäßige Kontakt und die offene (nicht naive!) Kommunikation, die Vertrauen und Partnerschaftlichkeit wachsen lässt.
10. Akzeptieren Sie Arbeitslosigkeit nicht als Schicksal.
Registrieren Sie aufmerksam, was um Sie herum passiert. Verdrängen Sie nicht, wenn Entlassungen abzusehen sind, sondern strecken Sie schon vorher die Fühler aus. Es ist immer besser, sich aus einer Beschäftigung heraus zu bewerben als aus der Arbeitslosigkeit. Ihre Verhandlungsposition ist dann viel stärker. Wenn Sie dennoch arbeitslos werden, jammern Sie nicht, sondern werden Sie aktiv, qualifizieren Sie sich, bewerben Sie sich, präsentieren Sie sich. Solange Sie gute Arbeitsleistung zu bieten haben, ist Ihre Suche keineswegs aussichtslos.
"Ü40 und top im Job"
Barbara Kettl-Römer: "Ü40 und top im Job: So werden und bleiben Sie attraktiv für Ihren Arbeitgeber - oder für einen anderen". Linde Verlag, 2010. 176 Seiten. 16,30 Euro. ISBN 978-3-7093-0305-4.

Für die Studie wurden umfangreiche Befragungen innerhalb ausgesuchter Hauptabteilungen von Vodafone vorgenommen. Dazu zählten die Bereiche Technik, Gebäudemanagement und Callcenter. Untersucht wurde, wie sich das steigende Alter auf Innovationsfähigkeit, lebenslanges Lernen und Beschäftigungsfähigkeit auswirkt. Das Kernziel der Pilot-Studie sei laut Vodafone, die Beschäftigungssicherheit auch im Alter zu sichern. Das Unternehmen will eigenen Angaben zufolge herausfinden, welche Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen, um Motivation, Qualität und Produktivität älterer Mitarbeiter hochzuhalten. (cvi)