Activepilot: Navigationsystem für das Handy

26.05.2004 von Matthias Sternkopf
Die Münchner Softwareschmiede Jentro Technologies präsentierte am Dienstag gemeinsam mit Falk die nach eigenen Angaben weltweit erste Navigationslösung für Java-fähige Bluetooth-Handys.

Das Handy muss als Voraussetzung "Java 2 Micro Edition" (J2ME) in Verbindung mit "Mobile Information Device Profile" (MIDP) unterstützen. Zusätzlich benötigt man eine GPS-Empfänger etwa in der Größe einer PC-Maus und ein zwischen 128 bis 230 KByte umfassendes Java-Programm, das auf das Handy geladen wird. Der etwa 200 Euro teure GPS-Empfänger nimmt via Bluetooth Verbindung mit dem Handy auf. Ein günstigerer Empfänger mit einem seriellen Handyanschluss soll folgen. Die Akkulaufzeit wird mit sechs bis acht Stunden angegeben.

Zu Beginn seiner Reise gibt der Nutzer über die Handy-Tastatur oder per Webbrowser die gewünschte Zieladresse ein. Diese Daten werden anschließend an die Jentro-Servicezentrale geleitet, in der die Route berechnet wird. Per GPRS- oder UMTS-Übetragung wird nun ein Ausschnitt der Route auf das Handy geladen. Befindet man während der Fahrt sich am Rand dieses Ausschnittes wird ein neuer Kartenteil übertragen. Die Routenführung erfolgt über das Handy-Display. Zunächst wird man aufgefordert in ein beliebige Richtung loszufahren. Nach wenigen Metern weiß das Routeberechnungsprogramm in welche Richtung man sich bewegt und das Navigationsinterface erscheint. In der Mitte des Displays befindet sich ein auch während der Fahrt gut erkennbarer schwarzer Pfeil der das nächste Abbiegemanöver angezeigt. Auf der rechten Seite des Displays wächst ein roter Balken. Ist dieser voll, erwartet das Programm vom Benutzer die angegebene Richtungsänderung. Über dem Balken zeigt ein etwas zu klein geratener schwarzer Vorschau-Pfeils die übernächste Aktion.

Am oberen Rand des Displays steht der Name der Strasse in der man sich gerade befindet. Als Option lassen sich die Entfernung in Meter, die Höhenmeter und der nächste Straßenname anzeigen. Die Zusatzanzeigen sind während der Fahrt allerdings schwer lesbar. Hauptpfeil und roter Fortschrittsbalken sind - eine Handyhalterung vorausgesetzt - trotz der relativ kleinen Displays gut zu erkennen. Jentro plant bei kommenden Handys mit größeren Displays eine Kartenansicht.

Testfahrt durch München

Das Navigationssystem funktionierte währen der Testfahrt durch München anstandslos. Bei falschem Abbiegen reagierte das Navigationssystem nach wenigen Metern, forderte zum Wenden auf oder bot eine Alternativroute an.

Beim Siemens SX1 schaltete sich die Hintergrundbeleuchtung allerdings ohne das Zusatzprogramm torch.sis während der Benutzung aus. Jentro will dieses Problem bis zum offiziellen Verkaufsstart in den Griff bekommen.

Das Nokia-Handy ohne Freisprechfunktion kündigte Richtungswechsel vorher mittels deutlich hörbarem Tonsignal an. Bei WMA- beziehungsweise MP3-fähigen Handys erfolgt die Navigation zusätzlich über Sprachausgabe. Bei dem vorgeführten Siemens SX1 war diese nur schwer verständlich und macht wohl nur mit Headset oder fest installierter Freisprecheinrichtung Sinn, sollte zudem das Autoradio eingeschaltet sein.

Während der Navigation eingehende Anrufe werden auf dem Display des Handys angezeigt. Wird der Anruf entgegen genommen, soll die Navigation unbeirrt weiter laufen. Nur eine Datenverbindung kann nicht aufgebaut werden. Wird es nötig, einen neuen Streckenabschnitt zu laden, kann erst nach Beendigung des Telefonates weiternavigiert werden. Laut Jentro sollen künftige Handy-Generationen beide Dienste parallel verarbeiten können.

Das Kartenmaterial auf dem Server soll sich gegenüber dem Material herkömmlicher GPS-Karten durch Aktualität auszeichnen und einen Großteil Europas abdecken. In Zukunft sollen Staus, Sperrungen und Baustellen in die Routenberechnung einfließen. Außerdem sind Zusatzdienste wie Wetterlage, Parkplatzdienste oder der Falk-Travelguide geplant.

Derzeit soll das Java-Programm mit dem Nokia 6230, dem Siemens S65 und Smartphones wie zum Beispiel dem Siemens SX1, dem Nokia 6600, dem Sony-Ericsson P900 oder dem Sendo X voll kompatibel sein. Weitere Handys sollen folgen.

Jentro arbeitet unter anderem mit Falk als Vertriebs- und Marketingpartner zusammen. Das Kartenmaterial stammt von Navteq. Der Hauptinvestor ist die Siemens-Investment-Tochter Siemens Mobile Acceleration.

Das Starter-Kit mit Bluetooth-GPS-Empfänger, Software, Grundgebühr für ein Jahr sowie 25 Freifahrten soll 189 Euro kosten. Jede zusätzliche Fahrt bis 50 km koste 0,89 Euro, alles darüber 1,49 Euro. Jentro biete neben dem Pay-per-Use-Tarif auch eine Flatrate-Benutzung mit unbegrenztem Nutzungsrecht für ein Jahr für 339,00 Euro inklusive GPS-Empfänger, Software und Grundgebühr an. Die reine Grundgebühr belaufe sich bei der Pay-per-Use-Variante auf 59 Euro, bei der Flatrate auf 199 Euro pro Jahr. Ein Pay-per-Use-Tarif ohne Grundgebühr sei geplant.

Zusätzlich zu den genannten Kosten kommen noch Gebühren für die GPRS- oder UMTS-Datenübertragung hinzu. Für eine Fahrt von München nach Stuttgart rechnet Jentro mit einem Datenvolumen von 65 KByte. (mst/uba)

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