So verwalten Sie Zertifikate mit Active Directory

Active-Directory-Client-Zertifikate: Teil 2, Anfordern von Zertifikaten

19.12.2007 von Martin Kuppinger
Microsoft setzt immer stärke auf digitale Client-Zertifikate für die Authentifizierung. Mit den Zertifikatdiensten des Windows Server 2008 lässt sich das Deployment dieser Zertifikate einfach und weitgehend automatisiert durchführen.

Dies ist der zweite Teil unseres Workshops rund um das Thema Zertifikate in Active Directory. Im ersten Teil zeigen wir Ihnen, wie Sie die passenden Vorlagen für die Zertifikate erstellen.

Die Basis für das einfache Deployment ist das enge Zusammenspiel zwischen den Zertifikatsdiensten von Windows, dem Active Directory sowie den Client-Betriebssystemen. Allerdings muss man sich grundsätzlich überlegen, welchen Ansatz man wählen möchte. Falls man sehr großen Wert auf Sicherheit legt, wird man die starken Automatisierungsmechanismen eher nicht nutzen.

Wenn es darum geht, effiziente, schnelle Deployments durchzuführen, und man die aktuelle Windows-Authentifizierung, in deren Kontext die Zertifikate bereitgestellt werden, als ausreichend stark betrachtet, dann kann man von der Automatisierung profitieren.

Ansätze für die Zertifikatanforderung

Damit können nun auch Zertifikate angefordert werden. Dafür gibt es mehrere Wege. Die gängigen Ansätze sind

Je nach Verfahren und verwendeten Zertifikatvorlagen sind teils keine, teils auch explizite administrative Eingriffe erforderlich. Entsprechend unterschiedlich fallen der zeitliche Aufwand für die Anforderung und Bereitstellung von Zertifikaten und der Einbezug der Benutzer aus. Grundsätzlich gilt, dass aus Sicht der Benutzer einiges für automatisierte Verfahren spricht, da das Konzept der Zertifikate und ihrer Anforderungs- und Verwaltungsprozesse nur einer kleinen Zahl von Anwendern bekannt ist.

Die MMC für die Zertifikatanforderung

Die Anwendung Zertifikate kann sowohl für die eigenen Zertifikate als auch für das Management von Zertifikaten von Computern und Diensten eingerichtet werden. Die entsprechenden Optionen werden bei der Einbindung des Snap-Ins in die MMC angeboten.

Leistungsfähig: Mit der Anwendung Zertifikate können digitale Zertifikate umfassend verwaltet werden.

Bei Eigene Zertifikate finden sich mehrere Optionen für die Zertifikatsanforderung:

Zertifikate anfordern

Wenn man ein eigenes Zertifikat anfordert, führt ein Assistent durch die weiteren Schritte. Nach dem allgemeinen Start-Bildschirm folgt die Liste der Zertifikate, die ausgestellt werden können. Selbst erstellte Zertifikatvorlagen sind darin aufgeführt, soweit sie für einen Benutzer geeignet sind. Mit Alle Vorlagen anzeigen können prinzipiell aber auch weitere Vorlagen angezeigt werden.

Auswahl: Die gewünschte Zertifikatvorlage muss zunächst ausgewählt werden.

Je nach Zertifikatvorlage müssen anschließend noch Informationen eingegeben werden. Im Idealfall läuft der Prozess durch, wenn alle für die Registrierung erforderlichen Informationen aus dem Active Directory übernommen werden können und wenn das Zertifikat automatisch, also ohne weitere Bestätigung in der CA, erstellt werden kann. Dieser Prozess hängt aber von der verwendeten Zertifikatvorlage ab.

Fehler im Registrierungsprozess

Bei der Registrierung kann es zwar auch zu Fehlern kommen, doch die sollten gleich bei den ersten Tests auffallen. Die typischen Ursachen solcher Fehler sind die fehlende Erreichbarkeit der Zertifizierungsstelle oder unvollständige Daten im Active Directory.

Fehlermeldung: Wenn nicht alle für die Registrierung erforderlichen Informationen im Active Directory enthalten sind, kommt es zu einer Fehlermeldung.

Die bei der Registrierung gelieferten Fehlermeldungen sind allerdings so aussagefähig, dass man zumeist schon ohne Blick auf die Details die Fehlerursachen erkennen kann. Im aktuellen Fall ist das Problem die nicht im Active Directory konfigurierte eMail-Adresse, die aber benötigt würde.

Durch Hinzufügen dieses Attributs kann man das Problem beheben. Bei einem erneuten Registrierungsversuch wird das Zertifikat in diesem Fall automatisch erstellt und ausgestellt, da eine Zertifikatvorlage für die automatische Bereitstellung verwendet wird. Das Zertifikat wird anschließend in der Liste der Zertifikate eingefügt und kann verwendet werden.

Die Administration der CA

Bei der Certification Authority (CA), also in der Anwendung Zertifizierungsstelle, findet sich das neue Zertifikat in der Liste Ausgestellte Zertifikate. Daneben gibt es noch eine Reihe weiterer Ordner in der Anwendung.

Bei Gesperrte Zertifikate finden sich Zertifikate, die explizit nicht mehr gültig sind. Die Sperrung von Zertifikaten ist beispielsweise erforderlich, wenn ein Benutzer nicht mehr im Unternehmen arbeitet, damit das entsprechende Zertifikat nicht mehr genutzt werden kann. Die Informationen über gesperrte Zertifikate können von anderen Anwendungen über CRLs (Certificate Revocation Lists) oder OCSP (Online Certificate Status Protocol) angefordert werden.

Übersichtlich: Im Verwaltungsprogramm Zertifizierungsstelle kann man in einfacher Weise die wichtigsten administrativen Aufgaben für das Zertifikatmanagement durchführen.

Bei Ausgestellte Zertifikate findet sich die Liste der von der CA ausgestellten und gültigen Zertifikate. Hier können Zertifikate auch für ungültig erklärt werden. Im Bereich Ausstehende Anforderungen gibt es eine Liste der Anforderungen, die noch manuell von einem zuständigen Administrator bearbeitet werden müssen. Bei rein automatischen Anforderungsprozessen, die allerdings typischerweise nur für eine Teilmenge der Zertifikate genutzt werden, finden sich hier keine Einträge.

Gerade bei der Nutzung automatischer Anforderungsprozesse ist der Bereich Fehlgeschlagene Anforderungen von Bedeutung, weil man dort die Informationen zu den nicht erfolgreichen Zertifikatsanforderungen findet. In diesem Fall gibt es typischerweise ein Konfigurationsproblem der CA, beispielsweise durch nicht ausreichende Berechtigungen für die Anforderung von Dienstzertifikaten. Schließlich gibt es noch den bereits bekannten Bereich Zertifikatvorlagen, in dem die aktivierten Vorlagen für die Erstellung von Zertifikaten zu finden sind.

Die Web-Schnittstelle

Neben der Anwendung Zertifikate kann auch eine Web-Schnittstelle für die Anforderung von Zertifikaten genutzt werden. Diese muss bei der Einrichtung der Zertifikatsdienste installiert werden. Sie ist anschließend unter http://<servername>/certsrv zu finden. Dort gibt es drei Optionen:

Web-basierend: Es gibt auch eine Web-Schnittstelle für die Anforderung von Zertifikaten bei der CA des Windows Server 2008.

Wenn die Web-Schnittstelle genutzt wird, sollte die Kommunikation natürlich über SSL geschützt werden. Das setzt voraus, dass ein digitales Zertifikat für die Internetinformationsdienste des Servers entweder bei der lokalen CA oder einer externen Zertifizierungsstelle angefordert wird.

Die Anforderung von Benutzerzertifikaten

Wenn die Option Anforderung eines Zertifikats ausgewählt wird, gibt es anschließend zwei Optionen. Es kann zum einen ein Benutzerzertifikat angefordert werden. Wenn dabei auf das Active Directory aufgesetzt wird, sind keine weiteren Informationen erforderlich, soweit die Attribute vollständig aus dem Active Directory generiert werden können.

Alternativ dazu kann mit einer erweiterten Zertifikatanforderung gearbeitet werden. Hier kann entweder eine Zertifikatanforderung definiert oder eine vorhandene Datei mit einer Zertifikatanforderung auf Basis der Standards CM, PKCS10 oder PKCS7 an die CA gesendet werden.

Zertifikatanforderung: Über die Web-Schnittstelle können individuelle Zertifikatanforderungen erstellt werden.

Bei der erweiterten Zertifikatanforderung können anschließend wesentliche Informationen zu dem gewünschten Zertifikat angegeben werden. Allerdings ist bei der Web-Schnittstelle generell zu beachten, dass diese eine deutlich geringere Flexibilität als die Anwendung Zertifikate besitzt, insbesondere in Bezug auf die Nutzung neu definierter Zertifikatvorlagen.

Weitere Aspekte

Neben diesen Kernaspekten für die Konfiguration der Zertifikatdienste gibt es noch etliche weitere Punkte, die zu beachten sind. Zwei davon sind besonders wichtig.

Erstens: Die Gruppenrichtlinien werden für das automatische Deployment von Systemen benötigt. Beim Windows Server 2008 und für Windows Vista wurden diese allerdings deutlich erweitert. Daher wird in einem gesonderten Artikel darauf eingegangen, in dem die verschiedenen Einstellungen in den Gruppenrichtlinien detailliert erläutert werden.

Zweitens: Es gibt das Konzept der Enrollment Agents. Dabei handelt es sich um Benutzer, die digitale Zertifikate für andere Benutzer anfordern dürfen. Diese Funktion ist vor allem dann wichtig, wenn beispielsweise zentral Smartcards mit den digitalen Zertifikaten vorbereitet werden sollen. Diese werden vom Windows Server 2008 komplett unterstützt. Damit können letztlich unterschiedlichste Ansätze für die Implementierung von Zertifikatsdiensten realisiert werden – abhängig von den unternehmensspezifischen Anforderungen an die Sicherheit und Administration solcher Dienste. (mja)