Erste Cloud-Projekte dürfen nicht zu komplex sein

Abflug mit leichtem Gepäck

11.07.2013 von Werner Kurzlechner
Anzeige  Cloud Computing ist wie Skifahren: Anfänger machen Fehler und sollten sich nicht gleich auf schwieriges Gelände wagen. Experten geben Tipps, wie man unfallfrei in die Wolke startet.

In der Wolke soll eine verheißungsvolle neue Welt liegen. Immer mehr Firmen steuern diese Destination jedenfalls an. Aber wie können Firmen den richtigen Kurs finden? Oder anders gefragt: Wie macht man die ersten Schritte beim Cloud Computing, und welches Projekt eignet sich als Einstieg?

Drei Problemfelder

David Linthicum, Autor für unsere amerikanische Schwesterpublikation InfoWorld, hat sich dazu Gedanken gemacht. Die Antwort auf diese Fragen hänge von einigen Voraussetzungen im eigenen Unternehmen ab. Dabei gehe es etwa um systemische Probleme, die Firmen womöglich mit Daten, Prozessen oder kompletten Anwendungen hätten. Ein gewichtiger Faktor sei zudem der Wert, den man bestimmten Systemen zumesse. Außerdem seien Punkte wie Security, Compliance und Governance zu berücksichtigen. Drei Punkte gehörten deshalb nach Einschätzung des Experten unbedingt in einen Leitfaden für die Cloud-Migration:

1. Geringe Visibilität: Bei der ersten Cloud-Migration sollten ein System oder eine Datensammlung ausgewählt werden, die im Unternehmen eine geringe Visibilität haben. „Es sollte ein System ausgesucht werden, das nicht das ganze Business versenkt, wenn es für kurze Zeiträume nicht zur Verfügung steht", so Linthicum. Als Beispiel nennt er Factory Maintenance Data Management. Unternehmen sollten sich laut Linthicum vergegenwärtigen, dass viele Fehler bei einer ersten Cloud-Migration eines solchen Systems unvermeidlich seien. Deshalb gelte es dafür zu sorgen, dass diese Fehler möglichst geringe Auswirkungen haben.

2. Geringe Sicherheitsanforderungen: Die ausgewählten Daten sollten mitkeinen oder nur wenigen Compliance-Fragen behaftet sein. Zudem sollten die Security-Modelle möglichst einfach gestrickt sein. „Das bedeutet nicht, dass Cloud Computing unsicher ist", so Linthicum. Aber wenn man mit einem Low-Security-Projekt starte, müsse man schlechterdings auf weniger Dinge achten.

3. Geringe Komplexität: Schiefgehen Cloud-Migrationen normalerweise nicht aus Gründen, die in der Wolke liegen. Stattdessen scheitert es laut Autor oft an den zu migrierenden Systemen. Häufig seien diese zu groß oder zu komplex. Bei der Platzierung von Systemen in der Public Cloud seien nämlich Änderungen nötig: umso mehr, je größer die Komplexität – und das steigere das Risiko für Fehler und ein ultimatives Scheitern. „Wer klein anfängt, reduziert die Fehleranfälligkeit in der Startphase", so Linthicum. Daraus resultiere eine höhere Erfolgswahrscheinlichkeit.

Der Experte stellt klar, dass seine Tipps nur auf die Migration von Daten, Prozessen und kompletten Systemen zielen, nicht auf die Einrichtung neuer Systeme in der Cloud. Die Migration bestehender On-Premise-Plattformen in die Wolke sei schwieriger und riskanter als ein Neubau, könne aber auch den größeren Mehrwert liefern. Eventuell sei es hilfreich, sich das Ganze wie das erste Mal auf Skiern vorzustellen, meint Linthicum. Zwar gebe es nur auf schwierigen Pisten Ruhm und Ehre zu ernten. Anfänger seien trotzdem gut beraten, erst einmal auf leichtem Gelände ihre Schwünge zu üben.

Einstieg via Security

Auch Tom Powledge vom Security-Anbieter Symantec betont die von Linthicum angeführten Sicherheitsfragen. Powledge weist darauf hin, dass sich hinsichtlich der Sicherheit Cloud Computing grundsätzlich nicht von anderen Outsourcing-Arten unterscheide. Im Vergleich hätten die Public-Cloud-Anbieter sogar bessere Möglichkeiten, für verlässliche und sichere Systeme zu sorgen, weil sie ja standardisierte Services für viele Organisationen lieferten.

Als geeignet für einen Einstieg in die Cloud hält Powledge vor diesem Hintergrund IT-Services wie Storage, Security oder Backup, die auch bisher schon Kandidaten für eine Auslagerung an Dritte gewesen sind. Um die Cloud-Implementierung zu erleichtern rät Symantec zu einem Pilotprojekt, das nicht mit hohen Investitionen einhergeht. „Die meisten Cloud-Anbieter ermöglichen es ihren Kunden auch, das Angebot vor einer Vereinbarung zu testen", stellt Powledge fest. So habe man die Freiheit, im selbst gewählten Tempo in die Wolke zu fliegen.

SLAs erfolgskritisch

Entscheidend für den Erfolg eines Cloud-Projektes sind Symantec zurfolge darüber hinaus die Auswahl des Providers und das Aushandeln tragfähiger Service Level Agreements (SLAs). Vereinbart werden sollte in jedem Fall eine Exit-Strategie, die die Datenrückführung im Falle einer vorzeitigen Beendigung des Vertragsverhältnisses regelt.

Auch für den Einstieg in die Private Cloud werden von diversen Experten ein schrittweises Vorgehen und ein kleineres Projekt empfohlen. Ratsam ist es, vor der Migration in die Wolke Hardware, Hypervisors, Betriebssysteme und Anwendung so weit wie möglich zu standardisieren. Abhilfe gibt es an dieser Front dank der jüngsten Entwicklungen im Cloud-Markt. So verringert etwa Microsoft System Center 2012 durch den Support multipler Hypervisoren wie Microsoft Hyper-v, VMware vSphere und Citrix XenServer den Automatisierungs- und Orchestrierungsaufwand beträchtlich.

Noch viel mehr als die Public Cloud ist der Bau einer Private Cloud eine Aktivität, die von individuellen Parametern abhängt. Den pauschalen Königsweg gibt es nicht. Den sorgenfreien Abflug in die Wolke erleichtern auch hier die Anbieter. So offeriert Microsoft ein "Cloud Assessment Tool for Microsoft Private Cloud", das die Anwender bei der Ermittlung desStatus Quo und der Planung der Cloud unterstützt