60 Linux-Distributionen im Überblick

21.07.2003 von Jörg Luther
Neben den klassischen Linux-Distributionen existieren auch zahlreiche, für verschiedene Einsatzzwecke maßgeschneiderte Varianten des Open-Source-OS. Wir stellen Ihnen einen Ausschnitt dieses Angebots vor.

In den mehr als zehn Jahren seiner Existenz hat sich Linux dank seines Open-Source-Konzepts eine Vielzahl von Anwendungsbereichen erobert. Zahlreiche Varianten und Spielarten des Betriebssystems decken jeden nur erdenklichen Anwendungsbereich vom Embedded System bis zum Mainframe ab.

Wirklich ins Bewusstsein der Allgemeinheit dringen jedoch nur die etablierten Distributionen vor, die sich durch stabilen Rückhalt in der Community oder ersatzweise über gut bestückte Marketing- und Werbe-Etats öffentliche Aufmerksamkeit sichern.

Das ist eigentlich schade, denn gerade auf dem Feld der spezialisierten, handgestrickten und oft liebevoll optimierten Linux-Varianten finden sich zahlreiche Kleinode. Besonders hier tauchen immer wieder innovative und simple Lösungsansätze auf, von denen sich auch die großen Distributoren eine Scheibe abschneiden könnten.

Selektive Wahrnehmung

Vorab sei betont, dass unsere Aufstellung verschiedenster Linux-Varianten keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Aus den zahlreichen Spielarten des Open-Source-OS haben wir uns vorrangig jene herausgepickt, die mit innovativen Ideen oder allgemeinem Nutzwert aufwarten können. Andererseits haben wir manche Linux-Kategorien ausgelassen, die nur für einen begrenzten Anwenderkreis von Interesse sind.

Dazu zählen beispielsweise auf den akademischen Einsatz getrimmte Distributionen. So gibt es vor allem in den USA zahlreiche College- und Uni-Linux-Kompilate wie etwa K12Linux, BU Linux oder CAEN Linux. Eher auf den schulischen Bereich zielt beispielsweise die Pingoo-Distribution des französischen LinuxEdu-Projekts. Auch Embedded-Linuxe wie etwa BlueCat, Etlinux, Jailbait, MyLinux PLW oder NeoLinux sind nicht jedermanns Sache.

In unser Übersicht aufgenommen haben wir dagegen Varianten, die sich für den Einsatz auf dem Desktop, dem Server oder dem Gateway eignen. Einige besonders nützliche und interessante Vertreter finden sich auch bei den Mini-Linuxen. Ebenfalls mit von der Partie sind sicherheitsorientierte Distributionen und Kernel-Spielarten.

Aktiv, verwaist, eingestellt?

Noch erhältliche und zum Download bereitstehende Distributionen, die aber offenbar nicht mehr gepflegt werden, haben wir als "verwaist" gekennzeichnet. Nicht mehr oder nicht mehr direkt erhältliche Distributionen haben wir aus dem Überblick nicht entfernt, sondern sie als "eingestellt" markiert.

Nicht jede Distribution, die seit längerer Zeit nicht mehr modifiziert wurde, ist deswegen aber verwaist oder gar eingestellt. Gerade spezialisierte Mini-Distributionen basieren meist auf älteren Kerneln und sorgsam handverlesener Software, die schon vor geraumer Zeit optimal auf den Einsatzzweck abgestimmt wurde. Solche Pakete betrachten wir in unserer Übersicht weiter als aktiv.

ASP Linux

Das auf Red Hat basierende ASP Linux ist vor allem in Fernost und in Russland und den USA vertreten. Die Muttergesellschaft sitzt in Singapur, das Entwicklerteam residiert in Moskau. Das aktuelle ASPLinux 9 alias Ural präsentiert sich als multifunktionelle Distribution für den Einsatz als Inter/Intranetserver und Multimedia-Desktop.

Komfortable Installationsroutinen und Verwaltungsapplikationen sollen auch Einsteigern eine problemlose Installation ermöglichen. Die für i686-Rechner optimierte, Red-Hat-kompatible Distribution setzt in der aktuellen Release auf Kernel 2.4.20 und glibc 2.3.2 auf. Als grafische Benutzeroberflächen bringt ASP Linux sowohl GNOME als auch KDE mit. Für den Desktop-Einsatz sind OpenOffice.org 1.0.2 und Ximian Evolution 1.2.3 mit von der Partie. Ein ISO-Image der Distribution lässt sich vom ASP-Linux-Webserver herunterladen.

Eingestellt: Elfstone Linux

Im ungewöhnlichen Outfit mit OSF/Motif-Oberfläche präsentierte sich das inzwischen nicht mehr weitergeführte Elfstone Linux. Die Distribution richtete sich an Programmierer, Ingenieure und Netzwerkadmins, die eher an Systemstabilität als den neuesten Paketversionen interessiert waren. Elfstone basierte zuletzt auf Kernel 2.2.6 und arbeitete mit einem eigenen Paketmanagement-System, das sowohl RPMs als auch Tarballs verarbeiten konnte.

Die auf einer einzelnen CD-ROM ausgelieferte Distribution brachte ein sorgfältig ausgewähltes Potpourri aus Developer-Werkzeugen, Desktop-Applikationen, Multimedia-Tools sowie Netzwerk-Utilities und Daemons mit. Im Look-and-feel erinnerte Elfstone deutlich an klassische Unixe. Das ungewöhnliche Outfit und der zuletzt mit knapp 60 US-Dollar deutlich überzogene Preis führten wohl schließlich zum Untergang.

Eridani Linux

Das britische Eridani Linux fungiert quasi als Service-Distribution für professionelle Red-Hat-Anwender: Es hält die jeweils vorige Major-Release-Version des Red-Hat-Betriebssystems (im Moment RH 7) mit allen anfallenden Updates, Bug Fixes und Security Updates ständig auf dem neusten Stand. Wo es den Maintainern sinnvoll erscheint, integrieren sie zudem Features aus der aktuellen Release-Serie mit in die Distribution. Dieses als Kompromiss zwischen Bewährtem und Aktuellem balancierende System liefert Eridani in regelmäßigen Abständen auf 3 CDs (Binaries, Sources, Documentation) aus. Für diese Dienstleistung veranschlagt der Distributor einen Obolus von 4 Pfund - rund 5,70 Euro - je CD.

Gentoo Linux

Gentoo Linux ist eine schlanke, schnelle und aktuelle Linux-Distribution für Intel, PowerPC, Sparc and Sparc64. Sie richtet sich vor allem an erfahrene Linux-User und verzichtet weit gehend auf grafischen Verwaltungs-Schnickschnack. Die momentane Version Gentoo 1.4_rc4 bietet auf 132 MByte ISO-Image eine moderne GNU/Linux-Umgebung mit Kernel 2.4.20, glibc 2.3, xinetd, ext3, ReiserFS, XFS, LVM, XFree86 4.3.0r2, GNOME 2.2.1 und KDE 3.1.2. Auch alle gängigen Server-Daemons sind mit von der Partie. So weit, so gut.

Das Besondere an Gentoo Linux fällt erst auf den zweiten Blick auf: Beim Paketmanagement geht die Distribution mit einem Tool namens Portage eigene Wege. Wie der Name schon andeutet, handelt es sich dabei um ein System im Stil von BSD ports. Portage arbeitet aber Phyton basiert und bietet eine ganze Reihe fortschrittlicher Zusatzmerkmale wie Dependencies, Fake Installs, Path Sandboxing, Systemprofile, virtuelle Pakete oder das Management von Konfigurationsdateien.

Mit Portage lassen sich maßgeschneiderte Systeme samt CPU-Optimierung aller Binaries und exakt eingegrenzter Funktionalität aufsetzen. Soll Ihr persönliches Linux etwa kein GNOME enthalten, dann werden auch alle Applikationen ohne entsprechenden Code-Overhead erstellt.

Verwaist: JBLinux

Das aus Norwegen stammende JBLinux eignet sich sowohl zu Server- als auch zum Desktop-Einsatz. Als Designziele der Distribution standen nach Angabe des Entwicklers Ole Ravnas Sicherheit und Performance im Vordergrund. Die Distribution umfasst zwei CD-ROMs, wovon die erste als Installationsdisk fungiert und die Zweite zusätzliche Applikationen und Dienste umfasst. Seit Mitte 2002 wird die Distribution offenbar nicht mehr weiterentwickelt; ISO-Images, Pakete und Updates stehen jedoch immer noch zum Download parat.

Mit einem Download-Umfang von 790 MByte gibt sich JBLinux recht umfangreich. Als Systembasis dient Kernel 2.4.7, als grafische Oberfläche für das integrierte XFree 4.1.0 stehen sowohl GNOME als auch KDE zur Verfügung. Zwar bringt JBLinux auch alle wichtigen Serverdienste mit, ist aber Software-seitig eher für den Desktop-Einsatz ausgelegt.

KRUD

Das Kürzel KRUD steht für "Kevin's Red Hat Uber Distribution". Ähnlich wie das britische Eridani liefert das amerikanische KRUD eine automatische Integration aller Patches, Updates und Security Fixes für Red Hat Linux. Beim seit 1999 erscheinenden KRUD dient allerdings die jeweils neueste RH-Variante sowie deren unmittelbare Vorgänger als Basis.

Derzeit finden sich KRUD 7.3, KRUD 8 und KRUD 9 im Angebot. Neue Releases erfolgen jeweils im Monatsrhythmus. Zudem lassen sich wahlweise einzelne CD-Sätze ordern oder ein- bzw. mehrjährige Abonnements für KRUD abschließen. Die Preise dafür bewegen sich von 65 US-Dollar für ein Jahr bis 175 US-Dollar für drei Jahre.

Linux Antarctica

Bei Linux Antarctica handelt es sich um eine schlanke, aber komplette Distribution auf Kernel-2.4-Basis. Sie bringt Pakete sowohl für den Desktop- als auch für den Servereinsatz mit. Die für i586-Maschinen optimierte Software lässt sich auch als 250-MByte-ISO-Image downloaden.

In der momentanen Release eignet sich die Distribution eher für konservative Anwender. Neben Kernel 2.2.4 finden sich im Paketumfang beispielsweise XFree86 3.3.6, KDE 2.2.1, gcc 2.95.3, Apache 1.3 und der Netscape Communicator 6pre-1. Aus Sicherheits- und Performance-Gründen ist also nach der Installation Nacharbeit angesagt.

Linux from Scratch

Sind Ihnen die üblichen Linux-Distributionen zu überladen? Haben Sie schon einmal mit dem Gedanken gespielt, sich Ihre eigene Distro zusammenzustellen? Wollten Sie schon immer wissen, wie Kernel, Init-Scripts und Software genau zusammenspielen? Haben Sie jede Menge Zeit übrig? Dann sollten Sie sich Linux from Scratch (LFS) einmal genauer ansehen.

Die Idee: Sie stellen sich aus dem über 85 MByte starken LFS-Fundus die passenden Software-Pakete zusammen und kompilieren diese dann von einem bereits installierten Linux maßgeschneidert auf eine frei Partition des Rechners. Anschließend schreiben Sie sich noch Ihre eigenen Systemscripts - und fertig ist das Linux from Scratch. Neben den nötigen Tarballs liefert die LFS-Website gleich noch eine mehrere Hundert Seiten starke Anleitung dazu.

In der aktuellen Version LFS 4.1 basiert das System auf Kernel 2.4.20 und glibc 2.3.1, als Compiler dient gcc 3.2.1. Was sonst noch zu Ihrem System gehören soll, bestimmen, kompilieren und integrieren Sie wie gesagt selbst.

Verwaist: NoMad Linux

Bei NoMad Linux handelt es sich um eine schlanke Allround-Distribution, die in der Konsolenvariante lediglich 10,5 MByte Plattenplatz und mit XFree86 und einfachem Window Manager knapp 40 MByte auf der Harddisk belegt. NoMad setzt zum Paketmanagement Encap ein und stellt zur Erweiterung des Grundsystems zahlreiche entsprechende Packages bereit. Ein Download aller angebotenen Komponenten für den Server- wie Client-Einsatz umfasst stolze 290 MByte.

Ein typisches NoMad-System belegt je nach Einsatzzweck maximal 100 bis 150 MByte plus Swapspace. Der relativ geringe Umfang beruht auf dem konsequenten Verzicht auf jegliche überflüssige grafische Tools und unterhaltungsorientierte Applikationen. Daher auch der Name NoMad: Die Distribution will den Benutzer nicht durch irgendwelchen Schnickschnack verrückt machen. Als typische Anwender für Nomad Linux nennt der Entwickler Trent Johnson "Wissenschaftler, Ingenieure und Geeks".

Seit Mitte 2002 wird die Distribution offenbar nicht mehr weiterentwickelt, sie steht jedoch noch zum Download bereit.

Peanut Linux

Man mag es kaum glauben: Selbst auf Basis von Linux 2.4.20, Xfree86 4.3 und des KDE 3.1 lässt sich mit einiger Nacharbeit eine kompakte, für alle Zwecke verwendbare Distribution aufsetzen. Den schlagenden Beweis führt das Red-Hat-basierte Peanut Linux mit einem Download-Umfang von gerade einmal 340 MByte.

Auch in komplett installiertem Zustand samt zahlreicher Zusatzpakete belegt Peanut nur knapp 800 MByte Plattenplatz. Zusätzlich kann man sich natürlich aus dem reichhaltigen Red-Hat-Fundus von über 5000 Applikationen und Utilities bedienen. Dann darf die Festplatte allerdings schon einmal etwas größer ausfallen.

Phat Linux

Seinen Namen trägt Phat Linux nicht etwa deswegen, weil es durch übermäßigen Massenspeicherkonsum unangenehm auffiele. Tatsächlich findet die Distribution auf einem 375 MByte großen ISO-Image bequem Platz. Vielmehr war Phat dazu bestimmt, sich mit Microsoft-Produkten eine gemeinsame Partition zu teilen. Früher musste dies eine FAT(32)-Partition sein - daher der Name. Mittlerweile nistet sich Phat aber auch auf NTFS-Partitionen ein.

Daher lässt sich die Distribution nicht nur als ISO-Image, sondern auch in Form eines ZIP-Files herunterladen und offeriert ein Windows-basiertes Interface zur Installation. Erst einmal eingerichtet und gestartet, geriert sich Phat Linux dann aber durchaus nicht nur als Windows-Anhängsel. Vielmehr präsentiert es sich als vollwertige Linux-2.4-Distribution mit GNOME- und KDE-GUI.

ROCK Linux

Zwar lässt es sich auch als normale Distribution einsetzen, eigentlich jedoch ist ROCK Linux eher ein Distributions-Baukasten. Der Zusammenbau eines ROCK-Linux-Systems beginnt mit dem Download und der Parametrisierung des Konfigurationsskripts.

Dieses lädt die gewünschten Quellpakete aus dem 500 Packages starken Fundus von ROCK Linux nach und kompiliert sie je nach gewünschter Zielarchitektur (Intel, Alpha, PPC. Sparc, Mips) zu einem lauffähigen System. Die ungewöhnliche Vorgehensweise erlaubt eine präzise Abstimmung auf die Zielmaschine. Wer es allerdings lieber am Stück als in Happen mag, darf sich optional auch ein 482 MByte großes ISO-Image auf der ROCK-Linux-Website abholen.

Die momentane Stable-Version ist noch die 1.6.0, die Version 2.0 befindet sich allerdings derzeit schon in der Beta 7.

ROOT Linux

Konzeptionell zählt ROOT Linux zur Verwandschaft von CRUX. Wie dieses kombiniert es einen relativ kompakten Umfang mit aktuellen Kernel-, XWindows- und GUI-Komponenten und setzt auf einfache Setup-Tools. Die Pentium-optimierte Distribution verwendet ein BSD-artiges Init und verwaltet die Pakete als Tarballs.

Zwar bietet ROOT Linux eine einfache Setup-Routine, jegliche Verwaltungsskripts oder Management-Applikationen fehlen jedoch. Gilt es am System etwas einzustellen, ist das Hantieren mit Editor und conf-Dateien angesagt. Linux-Einsteiger dürften daher mit der Distribution leicht überfordert sein.

CRUX

Für den Einsatz auf i686-Systemen ist die schlanke, aktuelle Distribution CRUX optimiert. Auf dem 191 MByte großen ISO-Image bringt Crux alles mit, was man auf dem Desktop braucht. Der Ansatz des Entwicklers Per Liden lautete nach eigenem Bekunden "keep it simple", was sich in einem einfachen, aber wirkungsvollen Paketmanagement, BSD-artigen Initscripts sowie einer kompakten Auswahl an überarbeiteten Paketen niedergeschlagen hat.

Zur Software-Verwaltung nutzt CRUX ein von Liden implementiertes Ports-System, das alle Pakete bei Bedarf aus in Tarballs verpackten Sourcen erzeugt. Diese Vorgehensweise erleichert vor allem das laufende Aktualisieren des Systems. Liebhaber massiver GUI-Systeme wie GNOME oder KDE lassen von CRUX allerdings besser die Finger: Als User Interface nutzt CRUX den WindowMaker.

Verwaist: Defora Linux

Einen Seitenblick für Debian-Jünger ist auf jeden Fall die Website von Pierre Pronchery wert. Der an der technischen Hochschule in Grenoble studierende Franzose bietet dort seine eigene Geschmacksrichtung von Debian unter der Bezeichnung Defora Linux an. Die aus Woody abgeleitete Distribution gibt sich bei der Software-Auswahl wesentlich weniger konservativ als das Original.

Bei einem Download-Umfang von 240 MByte bringt das schlanke Desktop-System eine umfangreiche Auswahl an Applikationen aus dem GNU- und Ximian-Fundus mit. Dazu zählen etwa Nautilus, AbiWord, GnuCash, der Gimp, Evolution, Galeon oder GnomeICU. Als GUI fungiert natürlich GNOME in der Version 1.4, eine einfache Anbindung an die Windows-Welt garantiert ein Samba-Client samt grafischer Oberfläche gnomba.

Ursprünglich wollte Pronchery die Distribution auf der Basis von Woody-Updates weiterentwickeln und dem Original stets einen Schritt vorausbleiben. Nach zahlreichen Schwierigkeiten vor allem mit neueren GUI-Versionen hat er jedoch mittlerweile das Handtuch geworfen. Das ursprüngliche Defora Linux steht jedoch weiter zum Download bereit.

ELX

Das Akronym ELX steht für "Everyone's Linux". Die Bezeichnung deutet schon an, für wen die Distribution aus dem indischen Hyderabad gedacht ist: Bei einer weitgehenden Anlehnung an die Bedienungsprinzipien und die Nomenklatur von Windows wendet sich ELX vor allem an Ein- und Umsteiger aus der Microsoft-Welt.

Neben dem auch für Windows-User leicht zu bedienenden Desktop auf KDE-Basis bietet ELX eine weit gehend Wizard-gestützte Konfiguration. Unter der in Windows-Manier gehaltenen Oberfläche finden sich Linux 2.4, zahlreiche KDE- und GNU-Anwendungen sowie die wichtigsten Server-Daemons. Bei diesem Funktionsumfang fällt das System naturgemäß nicht gertenschlank aus: Die Distribution umfasst in der Version 1.0 drei CDs, die auch zum Download zur Verfügung stehen.

Im Moment steht gerade ein Versionswechsel von 1.0 auf 2.0 an. ELX 2.0 soll es in einer schlanken Business-Desktop-Version (eine CD) und als Power Desktop (wie bisher 3 CDs) geben. Hinsichtlich der in ELX 2.0 enthaltenen Paketversionen hält sich der Distributor noch bedeckt.

Knoppix

Knoppix ist eine komplett von CD lauffähige Zusammenstellung von GNU/Linux-Software. Das mit automatischer Hardware-Erkennung und Unterstützung für viele Grafikkarten, Soundkarten, SCSI-Geräte und sonstige Peripherie ausgestattete System bootet typischerweise innerhalb von rund drei Minuten. Es werden keinerlei Dateien auf der Festplatte installiert. Auf der CD können durch transparente Kompression bis zu 2 GByte an lauffähiger Software installiert sein.

Das auf Debian basierende Knoppix lässt sich als Linux-Demo, Schulungs-CD, Rescue-System oder Plattform für kommerzielle Software-Produktdemos anpassen. Neu in der aktuellen Version 3.2 ist die Möglichkeit, ein persistentes Heimverzeichnis mit persönlichen Daten und Desktop-Einstellungen auf Memory Sticks zu speichern, optional sogar mit AES-Verschlüsselung. Einen Überblick über die Distributions-Features liefert eine Präsentation des Entwicklers Klaus Knopper, die Sie auf dessen Website finden.

Verwaist: Lanthan Linux

Lanthan Linux wendete sich an Einsteiger, die Linux auf einem Einzelplatzrechner oder in kleinen Netzwerken parallel zu einem bereits auf dem Rechner installierten Windows betreiben wollten. Dementsprechend richtete sich die Distribution mit automatischer Partitionierung problemlos neben Windows ein, sofern noch genügend freier Festplattenspeicher zur Verfügung stand.

Das aus dem niederrheinischen Xanten stammende Lanthan Linux konzentrierte sich auf den Desktop-Einsatz, brachte aber zumindest Apache, Samba und MySQL mit. Als grafische Oberfläche kam KDE zum Einsatz. Die letzte veröffentlichte Version stammt jedoch vom März 2001, seitdem hat sich auch auf der Website nichts mehr getan. Nach wie vor kann man Lanthan jedoch käuflich erwerben, so zum Beispiel bei LinuxLand.

Libranet

Libranet stammt zwar von Debian ab, versucht seine Herkunft aber krampfhaft zu verleugnen. Während der Ahn für seine Konsolen- und Kommandozeilenlastige Installation und Verwaltung berüchtigt ist, versucht Libranet mit grafischen Oberflächen und Assistenten zu glänzen. Die auf zwei CDs ausgelieferte Allround-Distribution eignet sich sowohl zum Desktop- wie auch zum Servereinsatz.

Bei der Vermarktung des Systems leistet sich der Distributor Libra eine Eigenheit, die eingefleischte Debian-Jünger wohl geradewegs auf die Palme treiben dürfte: Die aktuelle Version der Distribution ist ausschließlich gegen Bares zu haben. Zum Download steht lediglich die jeweilige Vorversion parat, und auch das nur teilweise (lediglich die erste CD). Im Moment ist das allerdings nicht so tragisch, da beide Varianten auf Kernel 2.4 basieren. Dank apt-get lässt sich der Vorsprung der Pay-Variante also weit gehend problemlos aufholen.

LindowsOS

Lindows hat von Anfang an viel von sich reden gemacht. Allerdings weniger durch die entsprechende Distribution, die Windows mit Linux-Mitteln zu klonen versucht. Stattdessen kann das Unternehmen in seiner recht jungen Geschichte eine stattliche Flut von Prozessen vorweisen. Für Aufsehen sorgte neben einer Klage von Microsoft gegen Lindows wegen der Verwechslungsgefahr des Namens vor allem das für Linux-Kreise recht ungewöhnliche Geschäftsgebaren des Distributors.

So verhökert Lindows ein Barebone-Linux für stolze 59,95 US-Dollar und verlangt für den komfortablen Zugriff auf zusätzliche Applikationen - meist GPL-basierte Software, wohlgemerkt - den Abschluss eines Abonnements ("Click-N-Run") für 49,95 US-Dollar pro Jahr. Bei diesem Modell werden die fraglichen Anwendungen automatisch aus Lindows' Online-Repository nachinstalliert. Wer sich mit Linux auskennt und solche unverhältnismäßigen Ausgaben scheut, kann sich stattdessen auch mit einem apt-get behelfen, denn Lindows basiert auf Debian. Doch wer solche Arbeiten beherrscht, wird sich kaum ein Lindows zulegen.

Lycoris Desktop/LX

Zur Riege der optischen Windows-Clones zählt Lycoris Desktop/LX, das seine Karriere ursprünglich einmal unter dem Arbeitstitel Redmond Linux begonnen hat. Die Distribution zielt ausschließlich auf den Desktop-Einsatz und setzt dabei auf das K Desktop Environment 2.2.2 samt KOffice-Suite und zahlreiche Multimedia-Programme - alles im Windows-XP-Look. Auch IRC-, ICQ-, Gnutella- und Napster-Clients fehlen natürlich nicht.

Neben einer kostenlosen Download-Variante (ca. 900 MByte) offeriert Lycoris eine kostenpflichtige Desktop/LX-Version zum Preis von 29,95 US-Dollar. Daneben offeriert Lycoris als Add-ons ein Spiele- sowie ein Applikationspaket für 34,95 respektive 49,95 US-Dollar.

VectorLinux

In die Riege der schlanken Client-Distributionen auf Kernel-2.4-Basis zählt VectorLinux. Das als Konsole (65 MByte Download) oder grafischer Client (230 MByte) verwendbare System belegt selbst bei Vollausbau mit allen Zusatzpaketen maximal 450 MByte auf der Festplatte. In diesem Fall steht dem Anwender ein vollwertiger grafischer Desktop mit XFree 4.2.1 sowie GNOME, KDE, XFCE und IceWM als Oberfläche zur Verfügung.

VectorLinux kann wahlweise in einem FAT-Dateisystem oder auf einer eigenen Partition installiert werden. Zum Einsatz als Server eignet sich die Distribution im Originalzustand allerdings nicht, da zwar zahlreiche Applikationen, jedoch keine Serverdienste zum Lieferumfang zählen.

BasicLinux

Als Miniatur-Linux auf Slackware-Basis präsentiert sich BasicLinux. Es bootet von Floppy, CD oder der Festplatte und läuft auf einer 4-MByte-RAM-Disk. In Sachen System-Software setzt BasicLinux auf busybox und bringt daneben einen Editor sowie zahlreiche Utilities mit. So lässt es sich auch für die Internet-Anbindung samt Web-, Mail- und Filetransfer nutzen. BasicLinux wird unter DOS oder Windows aus einem ZIP-File auf Diskette beziehungsweise die Festplatte installiert. Von dort lässt es sich im DOS-Modus starten, installiert die notwendige RAM-Disk und läuft dort ab.

Coyote Linux

Falls Sie auf der Suche nach einem schlanken, leistungsfähigen Linux-Gateway für Ihre Internet-Anbindung sind, der auch mit älterer Hardware klarkommt, sollten sie einen Blick auf Coyote werfen. Das Kernel-2.4-System residiert komplett auf einer Floppy und läuft problemlos auch auf einem 486DX/25-Rechner mit mindestens 12 MByte Hauptspeicher.

Coyote unterstützt sowohl Dial-up- als auch DSL-Verbindungen und betätigt sich natürlich auch als Firewall. Auf Wunsch baut Coyote zusätzlich zu seinen Gateway-Pflichten auch VPN-Verbindungen via PPTP auf. Um sich eine maßgeschneiderte Coyote-Diskette für Ihre Zwecke zu generieren, können Sie wahlweise über ein Linux-Shellscript oder einen Windows-Wizard die geeigneten Bestandteile zusammenstellen.

DLX

Als Basis für ein frei konfigurierbares und weit gehend erweiterbares Single-Floppy-Linux bietet sich DLX von Erich Boehm an. Das System bootet mit einem Kernel ab Version 1.3.89 und startet dann ein RAM-Disk-Image. Für die Unterbringung persistenter Daten steht daneben ein 130 KByte großes ext2-Filesystem auf der Floppy zur Verfügung. Daneben kann DLX bei Bedarf auch ein am Parallelport angeschlossenes Iomega-ZIP-Drive in sein Filesystem einbinden. Auf diese Weise lassen sich auch größere Programme wie Perl unter DLX portabel nutzen.

Typischerweise wird ein DLX-Basissystem aus den vom Entwickler bereitgestellten Sourcen kompiliert. Für erste Gehversuche bietet Erich Boehm aber auch ein Image seiner eigenen DLX-Konfiguration als "Demodisk" an. Sie bringt Netzwerktreiber für NE2000-kompatible und 3COM-NICs, IDE-Support sowie Unterstützung für die Dateisysteme ext2, NFS, FAT und VFAT mit.

DOS Linux

Eigentlich ist DOS Linux wie das konzeptionell recht ähnliche Basic Linux ja als Mini-Client mit Online- und Mail-Support gedacht. Es bietet jedoch umfangreiche Ausbaumöglichkeiten mit diversen meist Server-orientierten Paketen wie ftpd, telnetd, fingerd oder talkd. Daneben finden sich jedoch auch XFree86 oder der GNU C-Compiler im Angebot. In der Basisversion begnügt sich DOS Linux mit einer 386er-Maschine und 8 MByte Hauptspeicher. Das System lässt sich in FAT-Dateisysteme (DOS, Win9x) einhängen, unterstützt jedoch auch ext2, ISO 9660, Minix und NFS.

Neu: Fli4l

Mit nur wenig Aufwand lässt sich ein ausgedienter Rechner zu einem vollwertigen, stabilen Internet-Router mit vielen interessanten Zusatzoptionen reanimieren. Die nötige Funktionalität dazu liefert Frank Meyer's Fli4l (FLoppy ISDN 4 Linux). Die auf Kernel 2.2.22 basierende Software bereitet auch Linux-Unkundigen keine Installations- oder Konfigurationsprobleme. Grundkenntnisse über Netzwerke, TCP/IP, DNS und Routing sollten jedoch vorhanden sein.

Als Basiskonfiguration für einen Fli4l-DSL-Router genügt ein Rechner mit 80486/66-Prozessor, 16 MByte Speicher, einem Diskettenlaufwerk und zwei Netzwerkkarten. Besser ist natürlich der Einsatz einer Pentium-CPU mit 32 MByte oder mehr Arbeitsspeicher. Alle zum Betrieb notwendigen Dateien passen auf eine HD-Diskette, so dass sich ein Strom sparender und geräuscharmer ISDN-, DSL- und Ethernet-Router realisieren lässt. Der Einsatz einer Festplatte oder CD-ROM als Bootmedium ist dennoch optional möglich.

Neben seinem eigentlichen Handwerk beherrscht Fli4l Masquerading, Port Forwarding und Paketfilterung. Optional betätigt sich Fli4l bei Bedarf auch noch als DNS/DHCP-Server, Printserver oder IPsec/PPTP-Gateway.

Floppix

Gleich in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlich gibt sich Floppix. Dies beginnt schon beim Entwickler, Pardon: der Entwicklerin. Das Floppy-basierte System hat Prof. Linda MacEwan zusammengestellt, ihres Zeichens Dozentin am kanadischen Algonquin College. Damit ist sie unseres Wissens die einzige Dame unter den sonst ausschließlich männlichen Linux-Distributeuren.

Auch in technischer Hinsicht sticht das auf Debian 2.1 basierende Floppix heraus: Das System läuft ausschließlich von zwei Disketten aus über eine RAM-Disk, auf Festplattentreiber verzichtet es gänzlich. Somit eignet es sich vorzüglich für alle Arten von mehr oder weniger riskanten Experimenten oder den mobilen Einsatz. Zum Download stehen Varianten für DOS/Windows (.exe) und Linux (Tarball) bereit.

Floppyfw

Der Lebenszweck von floppyfw ist, wie der Name schon andeutet, der Betrieb als statischer Router mit Firewall-Funktionalität. Dabei unterstützt floppfw auch DSL-Verbindungen. Das Debian-basierte System passt auf eine einzelne Diskette und setzt an Hardware lediglich einen Rechner mit 368SX-CPU und mindestens 8, besser aber 12 MByte Arbeitsspeicher voraus.

Die derzeitige Stable 2.0.6 arbeitet mit einem Kernel 2.4.21 sowie glibc 2.1.3. Zu den Basis-Features von floppfw zählen Access Lists, NAT und Port Forwarding. Ein einfaches Packaging-System erlaubt den Ausbau zum DHCP- und VPN-Server sowie die Ausstattung mit kleinen Utilities wie etwa einem Editor.

Eingestellt: LOAF

Zu den leider nicht mehr weiterentwickelten Mini-Distributionen zählt LOAF, das man derzeit nur noch im Archiv der TU Wien findet.

Zwar steht das Akronym LOAF für Linux On A Floppy, und prinzipiell passte das LOAF-System auch auf eine ebensolche. Die großzügig erweiterbare Debian-Mini-Distribution war allerdings weder auf eine einzelne Diskette, noch auf wechselbare Datenträger überhaupt beschränkt. Während das bis zuletzt als Stable fungierende LOAF 1.x im Prinzip als Secure Shell auf Diskette gedacht war, sollte die bereits im Prerelease vorliegende Version 2 den Kern einer schlanken, großzügig erweiterbaren Distribution bilden.

Als Paketformat dazu diente selbstredend .deb, als Paketmanager dpkg. Zusätzlich sollte Yeast, ein Tool im Stil des OpenBSD-Installer, bei der Konfiguration von LOAF 2 helfen. Im Sommer 2002 bot der Autor bereits den Download der auf Kernel 2.0.39 basierenden Version 2.0pre4 an. Zu einer weiteren Entwicklung scheint es dann aber nicht mehr gekommen zu sein.

LRP / LEAF

Zu den ebenfalls (zumindest momentan) nicht mehr fortgeführten Projekten zählt das Linux Router Project LRP. Am 22. Juni 2003 kündigte der Autor David Cinege auf der LRP-Website das Ende für die Distribution an. Die Begründung: mangelnder finanzieller und moralischer Support aus Industrie und Community. Die letzte Stable-Version, LRP 2.9.8, kann aber noch immer heruntergeladen werden. Bei LRP handelt es sich um eine netzwerkorientierte Linux-Mikrodistribution. Sie passt auf eine einzelne 1,44-MByte-Diskette und kann als Basis für Router, Access Server, Thin Server oder Clients, Netzwerk-Appliances oder Embedded-Systeme dienen.

Mit LEAF (Linux Embedded Appliance Firewall) geht jedoch unter dem Dach von Sourceforge die mit LRP begonnene Entwicklung weiter. Dort finden sich inzwischen zahlreichen Branches für spezielle Einsatzzwecke, wie beispielsweise Dachstein für das heimische Internet-Sharing, der Wireless-Router WISP-Dist, oder das mit erweiterten Firewalling-Möglichkeiten ausgestattete Bering.

Monkey Linux

Recht viel schlanker als Monkey kann ein Linux-System mit grafischer Oberfläche nicht mehr werden: Die Distribution residiert in einem lediglich 7,5 MByte großen Archiv und benötigt samt Swap-Partition gerade einmal 30 MByte Platz auf der Festplatte. Auch in Sachen Hardware zeigt sich Monkey genügsam und nimmt bereits mit einem 386SX-Rechner und 4 MByte RAM vorlieb.

Trotz seiner geringen Größe sei das seit 1997 unveränderte Monkey Linux jedoch alles andere als ein Spielzeug, betont der Maintainer Milan Kerslager. Das System basiert auf Kernel 2.0.36, als grafisches User Interface kommen XFree 3.2 und fvwm zum Einsatz. Monkey Linux benötigt keine eigene Partition, sondern nistet sich in jedem FAT/FAT32-Filesystem ein. Auch die optionalen Zusatzpakete wie Apache, Sendmail, GCC oder die Kernel-Sourcen lassen sich aus einem DOS/Windows-Verzeichnisbaum heraus einrichten.

Verwaist: muLinux

Ähnlich wie LOAF operiert auch muLinux (eigentlich: µLinux) nach dem Prinzip "klein anfangen, stark ausbauen". Die aus Italien stammende Mini-Linux-Variante passt als Grundsystem komplett auf eine 3,5-Zoll-Diskette und arbeitet auf i386-Maschinen mit wenigstens 8 MByte Hauptspeicher. MuLinux installiert sich aber nicht nur in eine RAM-Disk, sondern optional auch in FAT- oder ext2-File-Systeme.

Zudem lässt sich muLinux über Addon-Pakete nahezu unbegrenzt ausbauen. Dutzende von jeweils auf Diskette passenden Packages verhelfen dem Kernel 2.0.36-basierten System zu grafischen und Multimedia-Fähigkeiten, Dialup- oder DSL-Webzugang sowie File/Print- und Webserver-Qualitäten. Selbst zum Fax- oder RAS-Server kann muLinux mit den entsprechenden Packages mutieren.

Eine Weiterentwicklung des Systems findet allerdings offenbar nicht mehr statt. Zumindest ist die Website des Projekts seit fast zwei Jahren unverändert.

RIP Linux Rescue System

Auch beim Einsatz von Linux schadet es erfahrungsgemäß hin und wieder nichts, ein handliches Rettungssystem auf Diskette oder CD verfügbar zu haben. Falls Sie auf das Vergnügen verzichten können, sich etwas Derartiges händisch zusammenzustellen, sollten Sie sich das RIP Linux Rescue System von Kent Robotti einmal näher ansehen.

Es stehen verschiedene Versionen für den Einsatz von 1,44- oder 1,72-MByte-Disketten beziehungsweise einer bootbaren CD (9 MByte) zur Wahl. Die CD-ROM-Variante bringt von Haus aus einen recht umfangreichen Werkzeugkasten mit. Bei den Diskettenversionen haben Sie die Wahl zwischen einer mit parted und mc ausgestatteten Standard-Floppy und ersatzweise der Möglichkeit zur Einbindung eines eigenen Kernels.

tomsrtbt

Zu den Klassikern der Single-Floppy-Linuxe zählt inzwischen tomsrtbt. Laut Autor Tom Oehser steht das Akronym für "Tom's floppy which has a root filesystem and is also bootable." Wie auch immer - jedenfalls lässt sich tomsrtbt hervorragend als Rescue Disk und portabler Werkzeugkasten einsetzen. Die Erstellung einer entsprechenden Diskette im 1722-KByte-Format erfolgt von einem Linux- oder DOS-System aus. Als Tools finden sich auf der tomsrtbt-Floppy busybox, diverse Netzwerk- und Systemtools sowie ein Editor. Die ebenfalls integrierte Unterstützung für gängige Netzwerk- und PCMCIA-Karten, IDE, SCSI sowie für die gängigsten Filesysteme sorgt auf den meisten Systemen für ein problemloses Arbeiten.

Astaro Security Linux

Als Security-Appliance-Lösung positioniert Astaro sein Astaro Security Linux. Neben iptables-Firewalling bringt das Produkt Proxies für HTTP(S), SMTP, DNS und SOCKS-4/5-Authentication mit. Auch in Sachen VPN-Support zeigt sich Astaro von der besten Seite: Es unterstützt neben IPsec/IKE samt NAT Traversal auch PPTP, als Verschlüsselungsalgorithmen können unter anderem TripleDES und AES zum Einsatz kommen.

Daneben bietet Astaro heuristischen Spam-Abwehr und optionalen Schutz vor Viren. Die Administration erfolgt mit 128-Bit-Verschüsselung über ein komfortables Web-Interface. Als maximale Performance für Astaro Security Linux gibt der Hersteller beim Einsatz auf einer 1266-MHz-CPU bis zu 730 Mbit/s Durchsatz und bis 115 Mbit/s IPsec-VPN-Throughput an.

Diese Leistungsfähigkeit lässt sich Astaro je nach Benutzeranzahl mit bis zu einigen Tausend Euro entgelten. Immerhin finden sich auf dem Webserver des Unternehmens eine Online-Demo des Management-Interfaces sowie eine 30-Tage-Testversion zum Hineinschnuppern. Vorkonfigurierte Lösungen samt Hardware liefern bei Bedarf beispielsweise Dr. Neuhaus oder Pyramid Computers.

Bastille Linux

Bei Bastille Linux handelt es sich eigentlich nicht um eine Distribution, sondern um einen Versuch, durch Code-Modifikationen ein bestehendes Linux/Unix-System gegen Sicherheitslücken und Angriffe zu härten. Als Grundlage lassen sich Red Hat, Mandrake, Debian, SuSE, Turbolinux, HP-UX sowie Mac-OS X nutzen.

Die Initiatoren des Projekts, John Lasser und Jay Beale, konnten bei der Entwicklung aus bereits vorhandener Expertise im Härten von Solaris- und Linux-Systemen zehren. Als Basis für die Implementation von Bastille Linux nutzen sie die Maßgaben von Security-Instanzen wie SANS oder Kurt Seifried. Daneben verwerten sie nach eigener Aussage jede nur erreichbare Informationsquelle zur laufenden Weiterentwicklung von Bastille Linux.

Devil Linux

Dass man nicht zuletzt auch im deutschen Sprachraum professionell mit Linux umzugehen versteht, zeigt die von deutschen und österreichischen Entwicklern zusammengestellte Firewall/Router-Distribution Devil-Linux. Das System selbst residiert auf einem knapp 36 MByte großen CD-Image, die Konfigurationsdaten lagert Devil-Linux auf Diskette. Als Plattform genügt daher ein festplattenloser 468er mit 64 MByte Hauptspeicher und CD-ROM- sowie Floppy-Laufwerk.

Das auf Kernel 2.4 und glibc 2.2 basierende System lässt sich alternativ um zahlreiche Zusatzpakete ergänzen. Dazu zählen beispielsweise IPsec mit X.509-Support, Intrusion Detection, dynamisches DNS, ADSL- und PPPoE-Support, dynamische Routingprotokolle, SNMP, Samba, Squid und vieles andere mehr. Je nach Konfiguration kann dies zusätzliches RAM erfordern oder auch den Einsatz einer Festplatte sinnvoll machen. Bei Bedarf lassen sich zudem aus dem CVS-Repository von Devil-Linux maßgeschneiderte Varianten des Systems generieren.

NSA SELinux

Aus den Labors der NSA - des kryptologischen Dienstes der USA - stammt das NSA Security Enhanced Linux. Die als Prototyp bezeichnete Kombination aus Kernel-Modifikationen und zugehörigen Utilities implementiert ein striktes Access-Control-System (ACS) auf Basis von Policies, mehrstufigen Zugriffsrechten und Benutzerrollen.

Das ACS beschränkt sowohl die Systemmdienste als auch die Userspace-Programme auf das absolut notwendige Rechte-Minimum zur Erfüllung ihrer Aufgaben. Dadurch werden typische Risiken wie etwa Buffer-Overflow-Attacken in ihren Auswirkungen drastisch reduziert. Einen "root"-Superuser gibt es unter NSA SELinux ebenso wenig wie das wenig präzise Hantieren mit setuid und setgid.

Die aktuelle Version von NSA SELinux ist als Kernelmodul implementiert, das die vom LSM Kernel Patch 2.4.21 zur Verfügung gestellten Security Hooks nutzt. Daneben umfasst das System einen Policy-Compiler, eine beispielhafte Policy-Konfiguration, eine Reihe modifizierter Daemons sowie zahlreiche Utilities.

Tinfoil Hat Linux

Ein handliches Encryption-Werkzeug im Single-Floppy-Format für den portablen Einsatz stellt Tinfoil Hat Linux dar. Es bringt ein komplettes GnuPG 1.0.6 mit und kann damit zur sicheren Aufbewahrung und zum Transfer von PGP- und CA-Keys dienen. Um nicht geplante Interaktionen mit der Software des hostenden Rechners auszuschließen, wurden alle Binaries statisch kompiliert, zudem mountet Tinfoil alle Nicht-Root-Partitionen ohne Execute-Erlaubnis. Ein Auslesen von temporären Files durch Dritte unterbindet Tinfoil, indem es alle entsprechenden Dateien ausschließlich auf einer verschlüsselten RAM-Disk lagert. Auch eine Beeinflussung durch und von externen Rechner kann nicht stattfinden: Die Mini-Distribution unterstützt kein Networking.

ClarkConnect Internet Gateway

Auf Red-Hat-Basis arbeitet ClarkConnect, eine kommerzielle Broadband-Gateway- und Server-Lösung des kanadischen Anbieters Point Clark Networks. Neben dem Aufbau von DSL-Verbindungen zählen auch Firewalling, Intrusion Detection, und VPN-Support zu den Fähigkeiten des Systems. Daneben betätigt sich ClarkConnect bei Bedarf auch als DNS-, DHCP- sowie Webserver und bindet Clients unter Windows, MacOS und Unix/Linux an.

Neben der frei herunterladbaren Standardversion ("Home Edition") des Produkts offeriert Point Clark Networks auch eine mit Zusatz-Software (Antivirus, Content Filtering, VPN-Clients) und Services gebundelte Office-Variante. Sie umfasst gegen eine Gebühr von 30 US-Dollar monatlich System-Monitoring und Auditing, Antispam/Antivirus sowie ein komfortables Software-Update via Web.

EnGarde Secure Linux Professional

Auf den Markt der Unternehmensserver zielt Guardian Digital mit dem auf sicheren Betrieb ausgelegten EnGarde Secure Linux Professional. Das System basiert auf Kernel 2.4.20 und glibc 2.2.5. Auf eine grafische Oberfläche wurde verzichtet, stattdessen erfolgt das Management des Servers komplett über eine webbasierte Oberfläche.

In Sachen Funktionalität bietet EnGarde alle klassischen Serverfunktionen wie File/Print-Dienste für Unix, Windows und MacOS, DNS/DHCP, HTTP und FTP sowie Mail. Auch alle Gateway-Aufgaben wie Internet Sharing, NAT, Anbindung über Standleitung oder DSL und Routing beherrscht die Distribution. Auf der Sicherheitsseite schlagen Firewalling, Intrusion Detection per Snort und Tripwire sowie VPN-Support zu Buche.

Einen ersten Eindruck von EnGarde Secure Linux Professional vermittelt die zeitbegrenzte Testversion, die auf dem Guardian-Server zum Download steht. Bei einer Nutzung über 30 Tage hinaus fallen jedoch 729 US-Dollar Lizenzgebühren an.

KURT

Das vertrauliche KURT steht für Kansas University Realtime Linux. Dabei handelt es sich nicht um eine Distribution im eigentlichen Sinn, sondern eher um einen - allerdings recht drastischen - Kernel-Patch. Dieser ist mittlerweile sogar für den Compaq iPAQ verfügbar, so dass auch dem Realtime-Einsatz von PDAs nichts mehr im Weg steht.

Die Systemkomponenten UTIME und KURT erweitern den Standard-Linux-Kernel um Realtime-Scheduling-Kapazitäten. Der originale Linux-Kernel-Timer bietet lediglich eine Auflösung von 10ms, was für typische Echtzeit-Applikationen nicht genügt. Die UTIME-Erweiterung stellt dagegen eine Auflösung im Zehntel-Microsekundenbereich zur Verfügung.

Das darauf aufsetzende KURT stellt ein eventbasiertes Realtime-Scheduling zur Verfügung. Die Kommunikation von Linux mit dem KURT-Kernelsubsystem erfolgt über einen Pseudo-Device-Treiber, zur Implementation von Anwendungen steht eine User-Level-API zur Verfügung.

SME Server

Für den Einsatz in Server-Appliances offeriert der neue Besitzer Mitel das frühere e-smith Gateway. Das Red-Hat-basierte Produkt nennt sich jetzt SME Server. In der aktuellen Version v5.6 setzt es auf RH 7.3 auf. Zwar positioniert Mitel eine weiterentwickelte Variante des SME Server für den Integrationsmarkt ("Mitel 6000 MAS"), bietet aber dennoch ein frei herunterladbares ISO-Image der Distribution mit 350 MByte Umfang.

Der als Gateway-System mit NAT, Webserver und Mailsupport konzipierte SME Server läuft auf jeder gängigen PC-Hardware und bietet bei Vorhandensein mehrerer Platten automatisch die Einrichtung eines Mirror Sets (RAID-1) an. Die Verwaltung des Systems erfolgt komplett über ein webbasiertes Interface.

Fazit

Schon unser kleiner und mehr oder weniger willkürlich herausgegriffener Ausschnitt aus der Vielzahl der verfügbaren Linux-Abarten verdeutlicht eindrucksvoll, welches Potenzial im Open-Source-Kernel und den GNU-Dienstprogrammen steckt. Kaum ein anderes Betriebssystem kann sich parallel in derart vielen Marktnischen und Anwendungsbereichen behaupten. Vielleicht haben Sie ja in unserer Zusammenstellung auch die eine oder andere für Sie interessante Distribution entdeckt.

Wie schon eingangs betont, erhebt unsere Übersicht keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Falls Sie in der Liste eine Distribution vermissen, die Sie nutzbringend einsetzen, schreiben Sie uns doch einfach eine kurze Mail. Wir nehmen Ihren Vorschlag dann in das nächste Update dieses Artikels mit auf.

Einen Überblick über die in diesem Artikel beschriebenen Distributionen bietet Ihnen unsere tecDaten-Tabelle. Zum Vergleich haben wir dort auch die diversen Varianten der bekannten Distributoren wie Caldera, Debian, SuSE, Red Hat und Co. mit aufgenommen. (jlu)