3GSM: Optimismus bei Mobilfunkanbietern ungebrochen

14.02.2006
Der Mobilfunkmarkt erlebt seit Jahren weltweit ein gesundes Wachstum, doch zeigen sich erste Bremsspuren auf der mobilen Autobahn. Die Firmenvertreter sind dennoch guter Laune, wie ihre Keynotes zeigen.

Nach Jahren des schier ungebremsten Wachstums stoßen die Netzwerkbetreiber wie Vodafone in den entwickelten Ländern immer deutlicher an Grenzen und müssen mit stagnierenden oder gar fallenden Umsätzen pro Anwender (ARPU) rechnen. Das Wachstum in den sich entwickelnden Ländern ist demgegenüber noch immer ungebrochen.

Während der Keynote zur 3GSM versprühten die Vertreter von Telefonica, Vodafone und China Telecom ungebremsten Optimismus, konnten allerdings den wachsenden Druck auf Kosten und Margen, zumindest in Europa, nicht verhehlen.

Antonio Viana-Baptista, Chairman und CEO der spanischen Telefonica Móviles, war dennoch guter Laune. In Südamerika meldete Telefonica erstmals im letzten Jahr operative Gewinne und Viana-Baptista rechnet damit, dass diese Region nunmehr Geld in die Kassen spült. O2, im letzten Jahr gekauft, soll weiterhin als eigenständige Einheit fungieren und helfen, auch im eigenen Unternehmen Kosten zu sparen.

Vodafone

Auch Arin Arun, CEO von Vodafone, ist optimistisch: „Etwa 75 Prozent aller Anrufe sind noch immer kabelgebunden - da ist also noch viel Luft für Wachstum im Voice-Markt drin“. Arun rechnet damit, dass der Preis pro Gesprächsminute in den Märkten mit einem hohen Sättigungsgrad etwa um zehn Prozent pro Jahr sinkt: „Bei den Sprachminuten ist der Markt in Bewegung, doch wir suchen den Ausgleich durch neue Services“.

Insbesondere die „no frills“-Anbieter erzeugen derzeit einen starken Preisdruck, den auch die großen Premium-Marken wie Vodafone nicht ignorieren können. So sucht die Industrie derzeit insbesondere im Bereich der Datendienste neue lukrative Anwendungen. Die Übermittlung bereits bestehender Inhalte ist dabei ein großes, aber nicht immer leicht zu beherrschendes Ziel.

Nach Arun verzweifelt die Content-Industrie derzeit an den stark unterschiedlichen Formaten für die mobilen Endgeräte. So erhöhe sich derzeit der Druck auf die Operatoren und Gerätehersteller, um die derzeit sehr starke Diversifizierung der Geräte (Display-Größen, Dateiformate et cetera) und auch die Netzwerk-Infrastruktur deutlich zu vereinheitlichen, um damit das Erstellen der Inhalte kostengünstiger und schneller zu bewerkstelligen.

Für Arun ist der Übergang von 2G nach 3G in vollem Gange. Vodafone rechne damit, dass der derzeitig noch spürbare Preisunterschied zwischen 2G- und 3G-Geräten in absehbarer Zeit verschwinden wird.

Immer wieder kommen auch Fragen, wann die Betreiber selbst in das Content-Geschäft einsteigen könnten. Diese große Sorge der Content-Eigentümer versuchte Arun deutlich zu entkräften: „Wir sind im Packing-Business und nicht im Content-Business. Wir sollten uns also einfach auf unsere Stärken konzentrieren, den Content lizenzieren, verpacken und verkaufen“. Arun wiederholte dabei seine strikte Absage an einen Einstieg in Medienunternehmen.

China Mobile

Mit Wang Jianzhou, CEO von China Mobile, war auch ein Vertreter des weltweit wichtigsten und hoch-dynamischen Markts anwesend, und überraschte viele Teilnehmer mit diversen Details.

So wuchs China Telecom im letzten Jahr anfänglich um drei Millionen neue Kunden. Im letzten Quartal stieg dieser Wert auf 3,9 Millionen neue Kunden pro Monat an. In der Summe verzeichnete China Telecom im letzten Jahr 42 Millionen neue Kunden und kann nun auf insgesamt 246 Millionen Kunden verweisen. Etwa 20 Prozent des Umsatzes generiere man derzeit mit non-voice-Diensten wie SMS (etwa 250 Milliarden SMS im letzten Jahr).

Auch für Jianzhoi ist das Verhältnis zu den Content-Eigentümern klar: „Wir bleiben bei der jetzigen Win-Win-Situation und werden nicht selbst aktiv produzieren“.

Wie stark inzwischen die Position der Mobilfunkanbieter ist, zeigte ein weiteres Beispiel. So liegen die Verkaufszahlen einer erfolgreichen CD in China derzeit bei etwa einer Million Kopien (die Dunkelziffer der Raubkopien dürfte dabei vergleichsweise hoch sein). Vom erfolgreichsten Song des letzten Jahres waren demgegenüber innerhalb von sechs Monaten insgesamt 15 Millionen kommerzielle Downloads auf mobile Endgeräte zu verzeichnen. Damit ist der Mobilfunkmarkt auch kommerziell ein lohnendes Ziel.

Eine große Herausforderung für China Telecom war der Netzausbau in die dünn besiedelten Regionen. Das Ausmaß der Aufgabe ist für einen europäischen Betrachter dabei nicht immer leicht nachzuvollziehen. Nach eigenen Angaben habe man alleine im letzten Jahr insgesamt 26.000 isolierte Dörfer und Regionen in das Netz integriert und kann nun auf eine Abdeckung von 97 Prozent verweisen.

In Peking seien 4500 Gebäude im Netz. Zudem präsentierte Jianzhou stolz die Ergebnisse des im letzten Jahr in Schanghai durchgeführten Formel-1-Rennens. Von den 96.000 Besuchern mit mobilen Endgeräten nutzten 10.000 Besucher problemlos das Roaming ins Ausland mit einer zum Teil sehr hohen Netzwerkbelastung von 2700 Erlang. Die Erfahrungen beim Aufbau des eigenen Netzes könnte China Telecom in Zukunft auch beim Aufbau in anderen Regionen der Welt nutzen.

HSDPA

Der Einstieg von HSDPA wird von allen Seiten als überaus wichtig erachtet. Für Telefonica ist diese Technologie ideal für die Anforderungen der Firmenkunden ausgelegt. Auch der Unterhaltungsmarkt dürfte stark ansteigen, beispielsweise mit Streaming Media. Zudem erhöhen IM und andere Services die Last in der Infrastruktur, so dass HSDPA zur rechten Zeit komme.

Auch für Arin Arun von Vodafone ist die Sachlage klar: „HSDPA ist vier Mal schneller als UMTS. Je schneller das Netzwerk ist, um so mehr werden die Konsumenten herunterladen“. Der Erfolg stelle sich also bei einer hohen Bandbreite und gleichzeitig niedrigen Kosten fast automatisch ein.

Der erst in den nächsten Jahren geplante Einstieg von China Telecom in den 3G-Markt, der gleich zu Anfang auf HSDPA-Basis aufbaut, dürfte zudem die Preise spürbar verringern und zudem die Frage aufwerfen, warum man überhaupt noch Infrastrukturen wie WiMAX benötige. (Jürgen Fey/mec)

Umfassende Informationen zum Thema 3GSM und zum 3GSM World Congress in Barcelona finden Sie bei tecCHANNEL hier.

Sie interessieren sich besonders für Telekommunikation? Dann abonnieren Sie doch den kostenlosen Newsletter „Mobile Kommunikation“ von tecCHANNEL. Er wird in der Regel zwei Mal pro Woche, am Dienstag und Donnerstag, verschickt und enthält nur die für die Themengebiete Mobile Computing, Internet und Telekommunikation relevanten News und Beiträge von tecChannel.de. So sparen Sie Zeit und sind trotzdem voll informiert. Hier geht es zur Newsletter-Seite.

tecCHANNEL Shop und Preisvergleich

Links zum Thema Handys

Angebot

Preisvergleich

Handys

Mobile-Shop

Günstige Software für Ihr Handy