3GSM: An MobileTV scheiden sich die Geister

16.02.2006
Spätestens seit dem die Netzwerkbetreiber mit Milliardenbeträgen in die schöne neue 3G-Welt investierten und damit die Gerätehersteller ebenfalls zu neuen Aktivitäten zwangen, sucht die Industrie nach dem heiligen Gral der nächsten Killer-Applikation.

Noch immer zahlen die Kunden bereitwillig weit über 1000 Euro pro MByte, wenn es um SMS geht, doch bleibt dieser Erfolg den anderen Services wie MMS bislang verwehrt.

MobileTV soll es nun richten und avancierte auf der 3GSM erwartungsgemäß zum neuen Lieblingskind der Industrie. Kein Chip-Hersteller, kein Gerätehersteller kann sich dem Druck entziehen und natürlich versuchen die Netzwerk-Betreiber das Interesse weiter anzuheizen.

Gegensätzliche Interessen

Dabei könnte die Interessenslage zwischen den Endkunden und insbesondere den Netzwerkbetreibern gar nicht weiter auseinander liegen. Für den Endkunden ist es wichtig, an möglichst viele TV-Kanäle kostenlos heranzukommen. Hierzu wäre ein Support des beispielsweise in Deutschland gut eingeführten DVB-T vollkommen ausreichend. Gerätehersteller wie Sharp wären schnell und gerne in der Lage, solche Geräte in Europa anzubieten – wie dies in Japan und Korea mit den ISDB-T-Systemen bereits der Fall ist.

Die Betreiber wollen demgegenüber entweder am Datentraffic, ausgelöst durch Streaming-MobileTV oder durch den kostenpflichtigen Zugang zum reglementierten DVB-H partizipieren. Beide Varianten haben ihre Tücken. So gilt es als sicher, daß ein wirklich erfolgreiches Rollout von Streaming-MobileTV (per Unicast services) durch die stark ansteigenden Datenmengen das 3G-Netz in arge Bedrängnis bringen würde.

Konkurrierende Technik

Optionen, bei denen ein Teil des Frequenzbandes für ein oder zwei dedizierte MobileTV-Kanäle reserviert wird, die dann ein echtes Broadcasting mit Peer-to-Peer-Verbindung erst von der letzten Basisstation aus nutzen, reduzieren die Problematik nur ein wenig.

Auch der Übergang zu HSDPA ändert daran wenig. Zudem muss der Kunde für den Zugriff auf den MobileTV-Content, der in seiner Qualität sicherlich noch verbesserungswürdig ist, zum Teil tief in die Tasche greifen.

DVB-H „gehört“ demgegenüber mehr den Content-Anbietern – ein reglementierter Zugriff auf die Inhalte (sprich: Gebühren) ist zu erwarten. Insbesondere die Restriktionen von DVB-H hinsichtlich der in Europa unterschiedlichen Frequenzbänder (sofern bereits vergeben), sowie die eingeschränkte Kanalzahl in einer Region macht die Aufbereitung und Verteilung der Inhalte zu einem Puzzlespiel.

Ähnliche Restriktionen gelten für DMB und Derivate. In jedem Fall wären die Betreiber dann wieder auf der Suche nach einer Anwendung, die das teuer aufgebaute Netz nutzt. Firmen wie Intel, Motorola, Nokia und TI haben kürzlich die Mobile DTV Allianz gegründet, um die Verbreitung von Ihrer Seite aus weiter anzuheizen. In Europa blickt man auf derzeit zehn Pilotaktivitäten, während in den USA im nächsten Jahr mit einer verbesserten Infrastruktur zu rechnen sei.

Schließlich steht mit 3GPP Release 6.MBMS (übertragen per UMTS TD-CDMA) ein weiterer Standard parat, der bis hin zu Geschwindigkeiten von 200 km/h und später gar 400 km/h funktionieren soll.

Zusätzliche „Rundfunkgebühren“

Bei all dem bleibt zu guter Letzt auch noch eine weitere gute alte deutsche Institution zu beachten: Die GEZ giert schon mächtig auf die neuen potentiell sprudelnden Geldquellen und möchte jedes MobileTV-fähige System zusätzlich mit monatlichen Gebühren belegen.

Dies betrifft auch die FM-Radio-Funktion, die sich inzwischen in vielen Geräten findet. Alles in allem könnte der Ausflug in das mobile Multimedia-Zeitalter einmal mehr nicht durch technische Zwänge sondern durch gegenläufige Interessen gebremst oder gar ausgehebelt werden.

Umfassende Informationen zum Thema 3GSM und zum 3GSM World Congress in Barcelona finden Sie bei tecCHANNEL hier in der 3GSM-Parterzone. (Jürgen Fey/mec).

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