CES 2014

3D-Drucker werden erschwinglicher

09.01.2014
Gegenstände dreidimensional auszudrucken ist bisher in erster Linie etwas für Bastler und Profis. Doch auf der Elektronik-Messe CES setzen die Hersteller zum Sprung in den Massenmarkt an. Einfache Geräte und Hilfe im Internet sollen auch Anfänger zu Ausdruckern machen.

Schuyler muss nicht lange überlegen, wozu 3D-Drucker gut sind. "Ich drucke alle möglichen Sachen aus!" ruft er. Trillerpfeifen, einen Oktopus oder Dschungelpflanzen hat er schon auf seinen zwei Geräten hergestellt. Schuyler St. Leger ist 13 Jahre alt und Experte für 3D-Drucker.

Diese Geräte schichten hauchdünne Lagen aus Plastik aufeinander, die am Ende einen dreidimensionalen Gegenstand formen. Zumindest, wenn man sie mit einer korrekten Vorlage füttert. Die Computerprogramme für dreidimensionale Entwürfe sind für Schuyler ein Kinderspiel: "Ich bin ziemlich gut darin, die Sachen zu entwerfen, also ist das nicht so schwer."

Schuyler habe bei Hackertreffen in seiner Heimatstadt Arizona mit 3D-Druck angefangen, sagt sein Vater Jim St. Leger. Monatelang habe er gedrängelt, bis der Vater ihm einen eigenen Drucker geschenkt habe. Der zweite folgte schnell. Auf dem Stand eines Herstellers auf der Elektronik-Messe CES betrachtet Schuyler nun die neuen Druckermodelle, die größer, schneller und genauer arbeiten sollen. Die Mitarbeiter haben Mühe, mit dem Redefluss des Teenagers Schritt zu halten.

3D-Drucker sind in der Industrie schon seit Jahrzehnten im Einsatz. Für den Hausgebrauch waren die Geräte allerdings viel zu groß und zu teuer. Selbst Konsumentenmodelle waren bisher eher in Hackertreffpunkten wie in Arizona oder Ingenieurbüros zu finden. Nun setzen die Firmen zum Sprung in die Wohnzimmer an.

Bildergalerie:
3D-Drucker
MakerBot stellt eine neue Generation 3D-Drucker vor.
3D-Drucker
MakerBot Replicator Desktop 3D Printer
3D-Drucker
MakerBot Replicator Desktop 3D Printer
3D-Drucker
MakerBot Replicator Desktop 3D Printer
3D-Drucker
MakerBot Replicator Mini Compact 3D Printer
3D-Drucker
MakerBot Replicator Mini Compact 3D Printer
3D-Drucker
MakerBot Replicator Mini Compact 3D Printer
3D-Drucker
MakerBot Replicator Z18 3D Printer
3D-Drucker
MakerBot Replicator Z18 3D Printer
3D-Drucker
MakerBot Replicator Z18 3D Printer

MakerBot, einer der bekanntesten Anbieter, stellte auf der CES drei neue Druckermodelle vor. Eines davon ist speziell auf Einsteiger ausgerichtet, mit einem einzigen Knopfdruck können sie den Druckvorgang starten. Dieser "Replicator Mini" kostet knapp 1400 US-Dollar, etwa so viel wie ein hochwertiges Laptop. Von den Vorgängermodellen habe die Firma bisher 44.000 Stück verkauft, sagte MakerBot-Chef Bre Pettis. Er steuert nun eine Million Geräte an.

Dazu weitet MakerBot seine Internetdienste aus. Dort können Anfänger Vorlagen kaufen, die das Ausdrucken erleichtern. Denn bis zum Ausdruck eines fertigen Ersatzteils für die Küchenzeile ist einiges an Geduld und Fachkenntnis nötig.

"Im Moment sind 3D-Drucker etwas für Hobbybastler, Architekten oder Ingenieure", sagt Coby Kabili. Seine Firma Robo3D verkauft auch solche Geräte. Die Modelle sind günstiger und kleiner als die Drucker von MakerBot, ebenso wie die Firma selbst: Robo3D hat nur fünf Mitarbeiter. Kabili und zwei Studienfreunde starteten das Unternehmen vor gut einem Jahr mit einer Sammelaktion im Internet. Die ersten 1000 Druckermodelle gingen an die Unterstützer aus dem Netz. Nun arbeiten sie an der zweiten Auflage.

"Wir sind an einem Punkt, wo die Leute sowas haben wollen, weil es cool ist", sagt Kabili. "Aber sie wissen noch nicht genau, was sie damit anstellen sollen." 3D-Drucker wurden eine Zeit lang als mögliche Alternative zur Massenproduktion hochgejubelt. Davon sind die Hersteller inzwischen abgerückt. Sie setzen eher auf kreative Anwendungen. Beliebt sind Schmuck, Armbänder oder Spielfiguren. Der Trend ist auch in Deutschland angekommen: Jeder fünfte Deutsche könne sich vorstellen, einen 3D-Drucker zu nutzen, ergab eine repräsentative Umfrage des IT-Branchenverbandes BITKOM.

Bildergalerie:
gedruckte Kleidung
Das Kleid, das Dita von Teese trägt, kommt aus dem 3D-Drucker. Es besteht aus 17 Teilen, die dem Model auf den Leib konstruiert wurden. Der Entwurf stammt von Michael Schmidt und Francis Bitoni, gedruckt wurde es in Zusammenarbeit mit Shapeways.
gedruckte Kleidung
Als Material für das Kleid aus dem 3D-Drucker kommt Nylon zum Einsatz. Es ist voll beweglich und mit 13.000 Swarovski-Kristallen besetzt
Sportartikel
Die Sohle des Football-Schuhs Nike Vapor Laser Talon kommt aus einem 3D-Drucker. Damit soll der Sportschuh besonders leicht sein und eine optimale Durchzugskraft auf dem Football-Spielfeld entfalten.
Sportartikel
Der Schuh für American Football von Nike soll tatsächlich mittels 3D-Druck in Produktion gehen. Geplant ist ein Druck mit Nylon - ein Material, das besonders leicht ist, dabei aber widerstandsfähig bleibt.
Möbel
Druckbeispiel: Stuhl - gedruckt auf einem Ultimaker 3D Printer
Spielzeug
Druckbeispiel: Roboter - gedruckt auf einem Ultimaker 3D Printer
Spielzeug
Druckbeispiel: Roboter - gedruckt auf einem Ultimaker 3D Printer
Kleidung
Designermode aus dem 3D-Drucker: Die Kleidung wird in einzelnen Teilen und mit unterschiedlichen Materialien gedruckt.
Kleidung
Aus Haute Couture wird Tech Couture: Die Kleidungsstücke aus dem 3D-Drucker bestehen aus mehreren Teilen und unterschiedlichen Materialien.
Handdrucker
3D-Druck aus dem Handgelenk: Der 3Doodler arbeitet wie ein Stift - nur mit Kunststoff. Er soll den 3D-Druck für alle erschwinglich machen. Ab Februar 2014 soll er erhältlich sein - Kostenpunkt: 99 Dollar plus Versand und Steuer.
Bau
Mondstation aus dem 3D-Drucker: Die europäische Weltraumagentur plant das ehrgeizige Projekt in Zusammenarbeit mit der Industrie. Der 3D-Drucker soll auf dem Mond eingesetzt werden.
Bau
Der 3D-Drucker, der den Bau der Monstation übernehmen soll, ist der D-Shape der britischen Firma Monolite. Er wird für den Gebäudebau eingesetzt.
Haushalt
Formen und Stempel fürs Backen aus dem 3D-Drucker: Ein Einfall, der bei Garage Lab entstand. Der gemeinütziger Verein versammelt in Düsseldorf Kreative und Interessierte am 3D-Druck (www.garage-lab.de).
Haushalt
Alles individuell: Der personalisierte Teelichthalter ist nur ein Beispiel von ScopeforDesign. Der Anbieter ist auf individuelle Gegenstände aus dem 3D-Drucker spezialisiert. Farbe, Text, Material lassen sich
Haushalt
Meine Lampe: Bei ScopeforDesign lassen sich die Lampenschirme inklusive Text, Farbe und Material individualisieren. Sie kommen dann aus dem 3D-Drucker.
Schmuck
Schmuck nach Wunsch: Bei ScopeforDesign lassen sich Schmuckstücke individualisieren. Hier kommen neben Kunststoffen auch Metalle wie Silber aus dem 3D-Drucker.
Gegenstände
Vom Hasen bis zur Skulptur: Alle Objekte stammen aus dem 3D-Drucker - hier: Beispiele von Makerbot, dem Unternehmen, das den Replicator 2 verbreibt. Zu sehen auf der Make Munich im April 2013.
Gegenstände
Frosch aus Kunststoff - ein Beispiel, was 3D-Drucker wie die Modelle von Makerbot leisten.
Kleidung
Hut gefällig: Auf Objekte aus dem 3D-Drucker in vielen Materialien ist i.materialise spezialisiert (i.materialise.com)
Kleidung
Schuhe mal anders: Die Studie wurde von i.materialise auf der Make Munich im April in München gezeigt.
Modelle
Modellbau mit 3D-Druck - hier ein Beispiel, das von i.materialise auf der Messe Make Munich im April in München zu sehen war.
Material
Kunststoffe mit Holzanteil: Dieses Objekt in Holzoptik zeigte 2PrintBeta auf Make Munich im April 2013 in München. Die unterschiedlichen Schattierungen gelingen, indem die Drucktemperatur geändert wird.
Material
Auch im 3D-Druck kommt Papier zum Einsatz. Es wird Blatt für Blatt aufeinandergelegt, verklebt und geschnitten. Am Ende wird das Objekt aus dem Papierblock herausgebrochen. Die Maschine stammt von Mcor Technologies, die Skulptur im Bild von Supermodell, München (www.supermodell.co)
Papier
Skulpturen aus Papier lassen sich in zwei Teilen drucken und dann zusammensetzen. Dank des Papiers sieht man nach dem Kleben keinen Übergang . Info: www.supermodell.co
Instrument
Eine gedruckte Gitarre aus dem Cube von 3D Systems
Instrument
Voll funktionsfähig: Die Gitarre mit eigenem Design aus dem 3D-Drucker Cube.
Waffe
Waffenteil aus dem 3D-Drucker: Die bedenkliche Seite der Do-it-Yourself-Bewegung

Neben den Verbrauchermodellen gibt es auch Profi-Dienste wie den der Firma Sculpteo. Sie bietet Kleinserien gedruckter Gegenstände an. Chef Clément Moreau ist von den Modellen für den Hausgebrauch nicht überzeugt: "Sie sind ein tolles Spielzeug, aber nicht so nützlich, wie Sie sich das vielleicht vorstellen." Qualität und Funktionen seien oft eingeschränkt. "Es gibt einen Hype um 3D-Drucker", sagt Moreau. "Aber hinter dem Hype stecken professionelle Anwendungen."

Die Geräte finden sich in der Medizintechnik oder bei der US-Raumfahrtbehörde NASA. Schuyler habe mit Forschern an der Arizona State University gearbeitet, berichtet sein Vater stolz. Sie hätten Modelle erstellt, die Ärzten bei der Vorbereitung von Operationen geholfen hätten. "Einige der Dinge sind nützlich und andere machen Spaß", sagt Jim St Leger über die Experimente seines Sohnes. Schuyler hat derweil den nächsten 3D-Drucker im Blick. Das Gerät bietet Platz für Modelle bis zu einem halben Meter Höhe. Fachmännisch betrachtet er das Innere des Druckers, bewegt die Platte, auf der das Plastik aufgeschichtet wird. "So einen hätte ich gerne", ruft er aufgeregt. (dpa/mje)