Additive Manufacturing

3D-Drucker erobern die Industrie

21.12.2014
3D-Drucker sind inzwischen günstig zu haben. Selbst Online-Shops bieten die Geräte an. Auch in der Industrie wächst das Interesse. Denn der Fantasie sind beim 3D-Druck keine Grenzen gesetzt.

Schicht für Schicht schmilzt der Laser des 3D-Druckers das Metallpulver. Das Produkt: Keine Spielzeugfigur aus Plastik, sondern hitzebeständige Brennerköpfe für industrielle Gasturbinen, die Temperaturen um die 1000 Grad Stand halten. Der Industriekonzern Siemens nutzt 3D-Druck inzwischen, um die 18 Millimeter dicken Verschleißteile an seinen Turbinen schneller zu erneuern. Die Reparaturzeit des Bauteils reduziert sich drastisch - von 44 auf 4 Wochen.

Siemens ist nur ein Beispiel. Bis zu zehn Prozent der 3D-Druck-Bauteile sind inzwischen aus Metall - mit steigender Tendenz, schätzt Rainer Gebhardt vom Branchenverband der Maschinenbauer VDMA. "Additive Manufacturing" nennt die Industrie das Verfahren, auch um sich von dem Hype-Thema 3D-Druck abzuheben. "Das Interesse ist sehr groß", sagt Gebhardt. "Umsatzschätzungen gehen von 2,5 bis 3,5 Milliarden Euro aus." Ein Wachstum von 25 Prozent sei realistisch. Luftfahrtindustrie und Medizintechnik nehmen eine Vorreiterrolle ein. Aber auch andere Firmen nutzen das Verfahren.

Neu sind die Verfahren nicht. Der Automatisierungsexperte Festo setzt bereits seit 1995 auf "additive Fertigung". Bislang baut Festo mit Hilfe von 3D-Druckern vorwiegend Prototypen. Inzwischen werden auch Kleinserien gefertigt - zum Beispiel um Schlauchhalter an Maschinen herzustellen. Reif für die Serie? "Selbst wenn man noch größere Stückzahlen mit dieser Technologie produzieren kann, wird der 3D-Druck herkömmliche Fertigungsverfahren nicht ersetzen, sondern ergänzen", sagt eine Sprecherin.

Erwartungshaltung: Viele Unternehmen gehen davon aus, dass 3D-Drucker Branchen verändern werden.
Foto: BITKOM

3D-Druck kommt häufig dann zum Einsatz, wenn schnell günstige Teile benötigt werden. Der Autohersteller Daimler beispielsweise fertigt Teile von Motorblöcken in der Entwicklung mit 3D-Druck. An diesen werden Reparaturkonzepte überprüft. In der Serie werde das Verfahren noch nicht eingesetzt, so ein Sprecher. Das werde aber nicht ausgeschlossen. Das US-Startup Local Motors hat in diesem Jahr ein ganzes Auto mit Teilen aus dem 3D-Drucker gefertigt.

Die Firma Aphacam mit Sitz in Schorndorf hat für BMW eine Schablone entwickelt, mit deren Hilfe Typenschilder an den Kofferraumklappen an der richtigen Stelle festgemacht werden können. Die Vorrichtung ist halb so schwer wie das ursprüngliche Werkstück.

Dank des Schichtverfahrens können Strukturen ausgespart werden. Das macht das Verfahren interessant für Leichtbau. Die Firma Renishaw hat beim Design-Wettbewerb "Formula Student" geholfen, Teile für einen Rennwagen zu konstruieren. "Bei Radträgern konnten wir das Gewicht um die Hälfte reduzieren", sagt Renishaw-Geschäftsführer Rainer Lotz. Mit Hilfe von 3D-Druck können innenliegende Hohlräume konstruiert werden, wo bei einem von außen geformten Werkstück normalerweise Material wäre. Damit wird es zum Beispiel möglich um eine Ecke zu bohren.

Weil da Verfahren schnell und individuell ist, lassen sich die Kosten für Spezialanfertigungen senken. Die Firma Robomotion mit Sitz in Leinfelden-Echterdingen fertigt Spezialmaschinen zum Beispiel für die Lebensmittelindustrie. Ihre Herausforderung: "Die Greifer müssen immer an ein individuelles Produkt angepasst werden", erklärt Geschäftsführer Andreas Wolf. Vor fünf Jahren hat seine Firma mit 3D-Druck begonnen.

"Es hängt von ihrer Vorstellungskraft ab, was sie mit Hilfe eines 3D-Druckers produzieren können" sagt Alphacam-Geschäftsführer Michael Junghanß. Aus den Druckern seiner Firma kamen schon Schuhe, Zahnschienen, aber auch das Modell eines menschlichen Herzens. Ein Ingenieur hat mit ihrer Hilfe von Alphacam eine Papierfliegerkanone mit Faltautomatik gebaut. "Sie können auch Personen und Gesichter drucken", sagt Junghanß.

Skurrile Dinge aus dem 3D-Drucker -
gedruckte Kleidung
Das Kleid, das Dita von Teese trägt, kommt aus dem 3D-Drucker. Es besteht aus 17 Teilen, die dem Model auf den Leib konstruiert wurden. Der Entwurf stammt von Michael Schmidt und Francis Bitoni, gedruckt wurde es in Zusammenarbeit mit Shapeways.
gedruckte Kleidung
Als Material für das Kleid aus dem 3D-Drucker kommt Nylon zum Einsatz. Es ist voll beweglich und mit 13.000 Swarovski-Kristallen besetzt
Sportartikel
Die Sohle des Football-Schuhs Nike Vapor Laser Talon kommt aus einem 3D-Drucker. Damit soll der Sportschuh besonders leicht sein und eine optimale Durchzugskraft auf dem Football-Spielfeld entfalten.
Sportartikel
Der Schuh für American Football von Nike soll tatsächlich mittels 3D-Druck in Produktion gehen. Geplant ist ein Druck mit Nylon - ein Material, das besonders leicht ist, dabei aber widerstandsfähig bleibt.
Möbel
Druckbeispiel: Stuhl - gedruckt auf einem Ultimaker 3D Printer
Spielzeug
Druckbeispiel: Roboter - gedruckt auf einem Ultimaker 3D Printer
Spielzeug
Druckbeispiel: Roboter - gedruckt auf einem Ultimaker 3D Printer
Kleidung
Designermode aus dem 3D-Drucker: Die Kleidung wird in einzelnen Teilen und mit unterschiedlichen Materialien gedruckt.
Kleidung
Aus Haute Couture wird Tech Couture: Die Kleidungsstücke aus dem 3D-Drucker bestehen aus mehreren Teilen und unterschiedlichen Materialien.
Handdrucker
3D-Druck aus dem Handgelenk: Der 3Doodler arbeitet wie ein Stift - nur mit Kunststoff. Er soll den 3D-Druck für alle erschwinglich machen. Ab Februar 2014 soll er erhältlich sein - Kostenpunkt: 99 Dollar plus Versand und Steuer.
Bau
Mondstation aus dem 3D-Drucker: Die europäische Weltraumagentur plant das ehrgeizige Projekt in Zusammenarbeit mit der Industrie. Der 3D-Drucker soll auf dem Mond eingesetzt werden.
Bau
Der 3D-Drucker, der den Bau der Monstation übernehmen soll, ist der D-Shape der britischen Firma Monolite. Er wird für den Gebäudebau eingesetzt.
Haushalt
Formen und Stempel fürs Backen aus dem 3D-Drucker: Ein Einfall, der bei Garage Lab entstand. Der gemeinütziger Verein versammelt in Düsseldorf Kreative und Interessierte am 3D-Druck (www.garage-lab.de).
Haushalt
Alles individuell: Der personalisierte Teelichthalter ist nur ein Beispiel von ScopeforDesign. Der Anbieter ist auf individuelle Gegenstände aus dem 3D-Drucker spezialisiert. Farbe, Text, Material lassen sich
Haushalt
Meine Lampe: Bei ScopeforDesign lassen sich die Lampenschirme inklusive Text, Farbe und Material individualisieren. Sie kommen dann aus dem 3D-Drucker.
Schmuck
Schmuck nach Wunsch: Bei ScopeforDesign lassen sich Schmuckstücke individualisieren. Hier kommen neben Kunststoffen auch Metalle wie Silber aus dem 3D-Drucker.
Gegenstände
Vom Hasen bis zur Skulptur: Alle Objekte stammen aus dem 3D-Drucker - hier: Beispiele von Makerbot, dem Unternehmen, das den Replicator 2 verbreibt. Zu sehen auf der Make Munich im April 2013.
Gegenstände
Frosch aus Kunststoff - ein Beispiel, was 3D-Drucker wie die Modelle von Makerbot leisten.
Kleidung
Hut gefällig: Auf Objekte aus dem 3D-Drucker in vielen Materialien ist i.materialise spezialisiert (i.materialise.com)
Kleidung
Schuhe mal anders: Die Studie wurde von i.materialise auf der Make Munich im April in München gezeigt.
Modelle
Modellbau mit 3D-Druck - hier ein Beispiel, das von i.materialise auf der Messe Make Munich im April in München zu sehen war.
Material
Kunststoffe mit Holzanteil: Dieses Objekt in Holzoptik zeigte 2PrintBeta auf Make Munich im April 2013 in München. Die unterschiedlichen Schattierungen gelingen, indem die Drucktemperatur geändert wird.
Material
Auch im 3D-Druck kommt Papier zum Einsatz. Es wird Blatt für Blatt aufeinandergelegt, verklebt und geschnitten. Am Ende wird das Objekt aus dem Papierblock herausgebrochen. Die Maschine stammt von Mcor Technologies, die Skulptur im Bild von Supermodell, München (www.supermodell.co)
Papier
Skulpturen aus Papier lassen sich in zwei Teilen drucken und dann zusammensetzen. Dank des Papiers sieht man nach dem Kleben keinen Übergang . Info: www.supermodell.co
Instrument
Eine gedruckte Gitarre aus dem Cube von 3D Systems
Instrument
Voll funktionsfähig: Die Gitarre mit eigenem Design aus dem 3D-Drucker Cube.
Waffe
Waffenteil aus dem 3D-Drucker: Die bedenkliche Seite der Do-it-Yourself-Bewegung

Beim Hamburger Startup Twinkind beispielsweise kann man kleine Klone von sich selbst anfertigen lassen. Kostenpunkt - je nach Maßstab - zwischen 100 und 700 Euro. Mittlerweile finden sich in vielen Städten entsprechende Angebote (siehe auch 3D-Selfies aus dem Drucker).

Neben hoch belastbaren Kunststoffen werden mit Hilfe des Laser-Sintering-Verfahrens auch verschiedene Metall-Legierungen eingesetzt - wie bei Siemens. Renishaw hat Skulpturen für das Folkestone Triennial Kunstfestvial hergestellt.

Trotzdem gibt es Hindernisse: Einer Umfrage des Marktforschers Gartner zufolge sind die hohen Anfangskosten für die Anschaffung der Drucker noch ein großes Hindernis. Dabei sei die Technologie inzwischen deutlich günstiger, weil Patente ausgelaufen seien, sagt Alphacam-Geschäftsführer Junghanß. Das stärkste Argument für 3D-Druck sind die niedrigeren Kosten im Vergleich zu anderen Verfahren.

VDMA-Experte Gebhardt glaubt trotzdem, dass das Verfahren sich vorerst noch in einer Nische halten wird. "Qualität und Produktionsgeschwindigkeit sind große Hürden", sagt er. Gerade in der Autoindustrie, wo Bauteile exakt gleich und hochpräzise sein müssen, ist das Verfahren noch zu ungenau. (dpa/mje)

Eindrücke von der FabCon 3.D in Erfurt 2014 -

Die FabCon 3.D zeigt die Leistungsfähigkeit aktueller 3D-Drucker.

Rund 3.500 Besucher fanden den Weg zu den Zwillingsmessen Rapid.Tech und FabCon 3.D auf dem modernen Messegelände in Erfurt.

Meister Yoda muss wegen seinen schwierig zu druckenden Ohren immer als Referenzmodell herhalten.

In der Ruhe liegt die Kraft: Buddha als passendes Druckobjekt bei den heutigen Druckgeschwindigkeiten.

Die Szene trifft sich in Erfurt zum fachsimpeln.

Fabbster hat gleich ein ganzes Arsenal von 3D-Druckern auf die Messe gebracht...

... inklusive dem fahrbaren Modell auf einem elektrisch getriebenen Skateboard.

Was man nicht alles so ausdrucken kann!

3D-Großhändler und Elektronik-Etailer sind ebenfalls in Erfurt präsent: Go 3D...

... und Reichelt Elektronik.

Was es sich mit diesen Modellfiguren auf hat...

... kann man am Botspot-Stand erfahren.

Botspot-CEO Thomas Strenger präsentiert sein Abbild aus dem 3D-Drucker.

Dazu wird in einem speziellen Scanner die Person aufgenommen.

Das Abbild wird dann am Rechner bearbeitet und in einem aufwändigen Gipsverfahren ausgedruckt.

Wer sich seinen 3D-Drucker selbst bauen will oder Ersatzteile für sein Gerät sucht, wird an diesem Stand fündig.

Messechef Wieland Kniffka will mit der Rapid.Tech und der FabCon 3.D die Zwei-Marken-Strategie in Erfurt fortsetzen.

In einem Schülerwettbewerb wurden die besten Ideen für 3D-Druck ausgezeichnet.

Zu gewinnen gab es unter anderem einen 3D-Drucker von Makerbot.

Alexander Hafner von Hafner's Büro hat die Distribution der Makerbot-Modelle für Zentral- und Osteuropa übernommen.

Auch die Start-up-Szene darf sich in Erfurt präsentieren.

Noch ist der Markt für Verbrauchsmaterial, "Filament" genannt, ziemlich unreguliert. Erste Hardware-Hersteller arbeiten aber bereits daran, dass nur eigenes Verbrauchsmaterial für Ihre Drucker verwendet werden kann.

Noch ein großes Manko beim 3D-Druck: Die Druckgeschwindigkeit.

Foren zu aktuellen Fragestellungen des 3D-Drucks ergänzen die Produktausstellung der Messe.