2005: IDC erwartet IT-Neuausrichtung

03.12.2004 von Rainer Doering
Frank Gens, oberster Marktforscher bei IDC, hat seine Prognose für das IT-Jahr 2005 veröffentlicht. Er erwartet nach der Belebung in diesem Jahr eine Rückkehr zu Wachstum bei den Hightech-Investitionen und für das kommende Jahr eine Neuausrichtung.

"Unter der Oberfläche eines fast schon langweilig bescheidenen Wachstums von sechs Prozent wird 2005 ein Jahr enormer Turbulenz im IT Markt werden, mit einer Menge Konsolidierung und Neuausrichtung in vielen Sektoren." Im Einzelnen erwartet IDC, dass das maßvolle Wachstum der IT-Ausgaben die Anbieter weiterhin unter Druck setzt, ihre Kosten zu senken, überdurchschnittlich wachsende Kundensegmente zu adressieren und höherwertige Lösungen zu liefern.

Die Prognose von sechs Prozent Wachstum unterstellt höheres IT-Wachstum in den USA, eine bescheidene Besserung in Westeuropa, starkes Wachstum in den neuen IT-Märkten in Zentral- und Osteuropa, China und Indien sowie Wachstumsprobleme in Japan und Lateinamerika. Das größte Risiko des Nichteintreffens hat die Erholung in (West-)Europa.

Da die Anwenderunternehmen in Richtung einer dynamischen IT-Umgebung - mit größerer IT-Effizienz und besserem Eingehen auf den Geschäftsverlauf - migrieren, werden aus Sicht der IDC die Investitionen in den folgenden Bereichen weiter steigen: Auf der Hardware-Seite des IT-Markts setzt die "Commoditisierung" mit Druck zu Preissenkungen die Lieferanten anhaltend unter Druck.

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Preisverfall im Storage-Markt

Wachsende Akzeptanz von Blade Servern wird insgesamt den Server-Markt zusätzlich unter Druck setzen, Platten mit immer höherer Kapazität führen im Storage-Markt zu weiterem Preisverfall. Der Halbleitermarkt wird im ersten Halbjahr 2005 eine Korrektur erfahren und sich anschließen wieder leicht erholen (tecCHANNEL berichtete).

In der Welt der Infrastruktur-Software werden Systemhersteller wie IBM, HP, Sun und EMC weiter große und kleine Firmen aufkaufen, um ihre Software-Portfolios zu füllen und eine komplette dynamische Infrastrukturplattform aufzubauen. Ebenso werden unabhängige Anbieter von Infrastruktur-Software wie Microsoft, CA und Novell das Jahr 2005 damit verbringen, ihre Angebotspalette durch Fusionen, Übernahmen und Allianzen zu erweitern.

"Die interessante Frage ist: Gehen diese beiden Communities - die für ihren Erfolg aufeinander angewiesen waren - auf einen Showdown zu?" fragt IDC-Mann Gens. "Und wird Dell, dass sich aus dem Software-Spiel bislang weitgehend rausgehalten hat, gezwungen sein, IBM, HP und anderen zu folgen?" Im 100 Milliarden US-Dollar schweren Markt für Anwendungs-Software wird es laut IDC offensichtlicher werden, dass der Wettbewerb sich weg von der "Entwicklung der Killer-Applikation" bewegt.

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Was wird Microsoft machen?

Stattdessen sollen sich die Anwendungs-Anbieter wie SAP, Oracle und Peoplesoft, aber auch Middleware-Hersteller wie IBM und Bea, sich weiter beharken bei Definition und Besitz "der Killer-Anwendungsplattform". "Microsoft hat einen Fuß in beiden Lagern", so Gens, "und wird nach seinem fehlgeschlagenen Merger mit der SAP im Jahr 2004 nun 2005 eine verwegene Übernahme versuchen, um seine Hand in diesem entscheidenden Kampf zu stärken."

Gleichzeitig werde die stark fragmentierte Industrie im Bereich Daten- und Informations-Management das Jahr 2005 mit einer Restrukturierung verbringen. Anwender wie IBM, Oracle, Microsoft, Software AG, Open Text, EMC/Documentum, Informatica, Ascential und andere treiben die Konsolidierung, um die enormen Probleme der Anwender beim Zugang zu Informationen zu adressieren.

Im Bereich IT- und Business-Dienstleistungen erwartet IDC, dass "Offshoring" in einer Reihe von Bereichen zunimmt, da die Branche weiterhin versucht, ihre Kostenstruktur zu optimieren und ihre Effizienz zu steigern. Gleichzeitig soll eine stärkere Betonung des höheren Geschäftsnutzens dazu führen, dass Kunden wieder einen stärkeren Fokus auf Business Process Outsourcing legen. Daher werde es vor allem in den USA zu großer Nachfrage nach und Engpässen bei Geschäftsprozess-Beratung kommen.

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US-Politik stützt Business

Jetzt, da die US-Regulierungsbehörde die grüne Flagge schwenke und es fast unbeschränkt viele mögliche Deals gebe, sei eine weitere Konsolidierung in der Telekommunikationsbranche 2005 unvermeidlich, so IDC.

Gleichzeitig würden die Telcos und Kabelfirmen ihren Kampf um die Vorherrschaft im Consumer-Markt mit der Einführung von "Grand-Slam"-Angeboten fortsetzen, die Mobiltelefonie mit dem klassischen "Dreierpack" aus Festnetz, Breitband-Internet und Kabelfernsehen kombinieren. Gleichzeitig werde es Voice-over-IP in den Mainstream schaffen, da sowohl große Unternehmen zunehmend große Abschlüsse in diesem Bereich tätigen als auch die in diesem Jahr angekündigten Angebote für Endkunden in großem Maßstab ausgeliefert werden.

Den Consumer-Markt dürften auch 2005 die neuesten Digitalgeräte dominieren, darunter neue portable Spielekonsolen, MP3-Player mit Festplatte sowie Digitalkameras als Marktführer. Außerdem soll sich Breitband dank weiterer Preissenkungen weiter durchsetzen. Nähere Informationen zu den IDC-Prognosen für das kommende Jahr finden Sie hier. (Thomas Cloer/doe)

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