Erweiterungen sind das Aushängeschild von modernen Browsern wie Google Chrome oder Firefox. Sie bieten Drittentwicklern passende Schnittstellen, mit denen die Browser um neue Funktionen bereichert werden. Chrome unterstützt seit der Beta 4 Erweiterungen, in der aktuellen Version sind diese auf eine beachtliche Anzahl angewachsen. Alle Erweiterungen hat Google an einem zentralen Ort, den Google Chrome Extensions gesammelt. Sie lassen sich normalerweise mit einem Klick installieren - und anders als bei Firefox muss der Browser normalerweise nicht neu gestartet werden.
Allerdings muss man sich auch über eins im Klaren sein: Wer zahlreiche Erweiterungen installiert, dessen Browser wird unter Umständen langsamer. Vor allem die Startzeit kann negativ beeinflusst werden.
Ein zweites Thema ist die Sicherheit: Nahezu jede Erweiterung hat Zugriff auf potentiell sensible Informationen. Google warnt bei der Installation entsprechend und zeigt auf, welche Daten die Erweiterung einsehen kann. Zudem sollte man vor der Installation die Nutzer-Wertungen durchlesen, um zu sehen, ob das Addon möglicherweise für Probleme sorgt.
Die Erweiterungen lassen sich später zentral verwalten und deinstallieren. Am schnellsten ruft man das Menü über die Eingabe von chrome://extensions/ in der Adresszeile auf. Hier kann man außerdem einstellen, welche Erweiterung auch im Inkognito-Modus arbeiten darf.
Neu: ChromeAccess
Chrome bietet neben den normalen Optionen auch zahlreiche weitere Seiten, die Informationen anzeigen und zusätzliche Einstellungen ermöglichen. Wird beispielsweise about:memory in der Adresszeile eingegeben, erhält man umfangreiche Informationen darüber, wie viel Speicher der Browser für die jeweiligen Tabs oder Plugins belegt. Ein anderes Beispiel ist about:net-internals, dass detaillierte Daten zur jeweiligen Netzwerkverbindung anzeigt.
Dank der Erweiterung ChromeAccess muss man sich diese Adressen aber nicht merken. Die Erweiterung setzt sich neben die Adressleiste, ein Klick auf das Icon zeigt anschließend alle verfügbaren Konfigurationsseiten des Browsers an.
Praktisch dabei: Mit ChromeAccess hat man nicht nur Zugriff auf die versteckten Einstellungen, auch häufig genutzte Optionen wie die Lesezeichen oder der Download-Manager lassen sich damit schnell aufrufen.
Neu: StayFocusd
Jeder hat Webseiten, auf denen man mehr Zeit verbringt, als man eigentlich sollte. Die Erweiterung StayFocusd setzt hier an: Nutzer können damit einstellen, wie viel Zeit sie täglich maximal auf bestimmten Seiten verbringen wollen. Sobald der Timer abgelaufen ist, blockiert die Erweiterung den Zugriff auf die jeweilige Seite.
In den Einstellungen kann man neben dem täglichen Zeitlimit auch die aktiven Tage und aktiven Stunden einstellen. Außerdem lässt sich einstellen, wann StayFocusd die Zähler zurücksetzt. Wer sich wirklich zur Produktivität zwingen will, kann außerdem auf die "Nuclear Option" zurückgreifen. Diese sperrt alle Seiten für eine bestimmte Zeit - wobei sich auch hier Ausnahmen definieren lassen.
Der Timer läuft übrigens nur, wenn der jeweilige Tab auch im Fokus ist - Ausreden wie etwa "aber ich hatte die Seite nur im Hintergrund offen" zählen nicht.
Neu: Facebook Disconnect
Facebook ist inzwischen weit mehr als ein Social Netzwerk. Die Firma kann umfangreiche Profile der Nutzer erstellen, auch, wenn man sich gar nicht auf der eigentlichen Seite befindet. Inzwischen nutzen zahlreiche Webseiten das so genannte Facebook Connect Tool, mit dem Facebook Nutzer auch außerhalb verfolgen kann. Das macht sich beispielsweise dann bemerkbar, wenn man eine Seite erstmals besucht, in einem kleinen Kasten aber bereits die Facebook-Kontakte sieht, welchen diese Seite gefällt.
Die Erweiterung Facebook Disconnect, ein Open-Source-Projekt eines ehemaligen Google-Mitarbeiters, ist hier ein praktisches Gegenmittel. Nach der Installation arbeitet das Tool im Hintergrund von Chrome und blockiert den Traffic zwischen Facebook und der jeweils besuchten Seite - ohne dabei allerdings Facebook selbst unbrauchbar zu machen. Einziges Manko: Über Facebook Connect kann man sich auch mit seinem Facebook-Daten bei bestimmten Diensten anmelden - diese Funktion ist mit der Erweiterung außer Kraft gesetzt.
Neu: Awesome Screenshot
Die meisten Programme für Bildschirmfotos haben spätestens dann Probleme, wenn sie auch den aktuell nicht sichtbaren Teil einer Webseite aufnehmen sollen. Hier hilft die Chrome-Erweiterung Awesome Screenshot. Drei Modi stehen dem Nutzer zur Auswahl: Ein Screenshot des sichtbaren Bereichs, ein Foto einer Bereichsauswahl oder eben ein Abbild der kompletten Seite.
Sobald ein Screenshot aufgenommen wurde, zeigt Awesome Screenshot diesen in einem neuen Fenster. Das Bild kann hier beispielswiese zugeschnitten oder mit Pfeilen, Linien und Anmerkungen versehen werden.
Ein Klick auf "Done" bietet die Möglichkeit das Bild direkt lokal zu speichern oder auf die Homepage des Herstellers hochzuladen. Dadurch erhält man direkt einen Link, den man beispielsweise seinen Kontakten mitteilen kann.
Neu: Google Chrome to Phone
Wäre es nicht praktisch, wenn man Telefonnummern, Kartenausschnitte oder einfachen Text mit einem Klick an sein Android-Smartphone übertragen könnte? Die Erweiterung Chrome to Phone kann genau das, sobald sie sowohl auf dem PC wie auch dem Smartphone installiert wurde.
Bei der Erweiterung muss man den Zugriff auf das Google-Konto freigeben, in der dazugehörigen Android-App muss das entsprechende Konto ausgewählt werden. Google-Apps-Konten werden übrigens nicht unterstützt. Anschließend muss man auf der App nur noch einstellen, ob Links automatisch aufgerufen werden sollen und das System ist bereit.
Markiert man nun einen Link oder Text auf dem PC kann man diesen mit einem Klick auf das Icon an das Smartphone schicken. Bei Karten reicht es, den entsprechenden Ausschnitt gewählt zu haben. Text wird in die Zwischenablage des Smartphones kopiert und kann in entsprechende Programme eingefügt werden.
Neu: TinEye Reverse Image Search
Geht es Ihnen auch manchmal so, dass Sie wissen möchten, auf welchen Seiten ein Bild noch hergenommen wird? Oder dass Sie zwar ein bestimmtes Bild haben, dieses aber beispielsweise in einer größeren Version benötigen? Die Bildsuche von TinEye kann hier helfen. Die Macher haben sich auf die Rückwärtssuche von Bildern spezialisiert. Dabei setzt der Dienst aber nicht auf Meta-Informationen sondern versucht das Bild selbst zu identifizieren.
Die neueste Version der Erweiterung für Chrome und Firefox klinkt sich direkt ins Kontextmenü ein. Ein Rechtsklick auf das Bild, die passende Option gewählt und schon legt TinEye los. Die Ergebnisse können sich meist durchaus sehen lassen - der Dienst erkennt mitunter auch, wenn ein Bild aus mehreren Bildern zusammengesetzt wurde.
Die Ergebnisse lassen sich nach Best Match, Most Changed und Biggest Image sortieren. Der Dienst ist kostenlos, die Anbieter bitten lediglich um Spenden, wenn TinEye für den Anwender nützlich war. Wer selber über zahlreiche Bilder verfügt, kann diese auch dem TinEye-Katalog hinzufügen lassen.
Neu: Speed Tracer
Nur eine Sache ist nerviger als langsame Webanwendungen - die Leistungsbremsen zu finden. Google will Entwicklern dabei mit der Erweiterung Speed Tracer unter die Arme greifen.
Speed Tracer analysiert den Seitenaufbau und liefert genauer Informationen darüber, wann welche Befehle ausgeführt werden und wie lange dies in Anspruch nimmt. Die Anzeige ist bietet zwei Ansichtsvarianten: Sluggishness, bei der dargestellt wird, wie viel Zeit die einzelnen Events benötigen und Network. Letztere zeigt übersichtlich an, wie viel Zeit einzelne Ressourcen benötigen.
Die Installation ist allerdings ein wenig umfangreicher, verglichen mit den normalen Extensions: Zunächst muss man die Developer-Version von Chrome im Einsatz haben, diese findet sich hier. Als nächstes muss der Startaufruf um die Option
--enable-extension-timeline-api
erweitert werden. Vor allem für Webentwickler lohnt sich die zusätzliche Arbeit aber in jedem Fall.
Neu: RemindMe
Die Erweiterung RemindMe ist relativ simpel: Der Nutzer trägt ein, an was ihn das Programm in welcher Zeit erinnern soll. Sobald die entsprechende Zeit verstrichen ist, ertönt ein Alarm und das Programm öffnet einen neuen Tab mit der Erinnerung.
Das Besondere an der App: Sie kann sich automatisch zwischen verschiedenen Installationen von Chrome synchronisieren. Das klappt, indem RemindMe sich die bereits in Chrome integrierte Abgleich-Funktion zu Nutze macht. Die Funktion wird unter Einstellungen - Privates aktiviert, genaueres finden Sie in diesem Tipp.
Neu: Snippy
Nicht immer hat man die Zeit, sich alle interessanten Beiträge auf Webseiten sofort durchzulesen. Kein Problem, wenn man die Erweiterung Snippy installiert hat. Das Programm liefert einen kleinen Stift, der automatisch die Webseite im Vordergrund analysiert und mit einer Schattierung anzeigt, welche Elemente er sich merken kann. Neben Texten und Links lassen sich auch Bilder in Snippy ablegen.
Über die Option "Show Snippets" kann man sich alle bislang gespeicherten Notizen ansehen. Hier lassen sich die Einträge auch zu den Diensten Google Docs und SnipBin übertragen, kommentieren oder löschen.
Ein Nachteil: Snippy unterstützt keine verschlüsselten Übertragungen, wer per HTTPS auf eine Seite zugreift, muss also auf den Dienst verzichten.
Neu: Incredible Start Page
Wie der Name bereits andeutet, ist Incredible Start Page eine Erweiterung, die sich den Start-Tab von Chrome vornimmt und diesen gründlich verändert. Statt nur die am häufigsten besuchten Webseiten anzuzeigen, listet die Erweiterung die wichtigen Lesezeichen des Nutzers auf, über den Reiter kann man direkt zu seinen installierten Chrome-Applikationen springen (das Hintergrundbild wird übrigens von Flickr automatisch geladen und ändert sich regelmäßig). Die Ansicht der Bookmarks kann man übrigens über die mittlere Box und die Option "Show as main" einstellen.
Ganz links findet sich eine Übersicht der zuletzt geschlossenen Webseiten, darüber ist ein Notizzettel. Dieser kann auf Wunsch mit einem Konto bei Google oder Google Apps synchronisiert werden, die passenden Einstellungen lassen sich über die "Advanced Options" regeln.
Vor allem wer häufig mit den gleichen Seiten arbeitet, findet die Incredible Start Page vielleicht ein wenig praktischer als den Chrome-Standard. Durch die Anbindung an Flickr macht sie zumindest optisch etwas her.
Adthwart
Das Add-on Adblock Plus führt seit Monaten die Rangliste der beliebtesten Firefox-Erweiterungen an. Mit der kleinen Extension lässt sich relativ zuverlässig Werbung ausblenden. Sollte dabei einmal eine Werbung nicht blockiert werden, kann sie mit einem simplen Rechtsklick auf die Anzeige über den Punkt "Adblock Plus" im Kontextmenü zu den Filterregeln hinzu gefügt werden. Mehr Informationen zu den Filterregeln finden Sie hier.
Die äquivalente Extension für Google Chrome heißt Adthwart. Bei unseren Tests blendet Adthwart die Werbebanner ähnlich zuverlässig aus, wie die Firefox-Erweiterung Adblock Plus. Allerdings räumen die Entwickler ein, dass Adthwart seinem Vorbild Adblock Plus in einigen Punkten noch etwas hinterher hinkt. Dies liegt auch an den Einschränkungen durch die DOM API. So kann Adthwart das Laden der Werbung von den Servern nicht verhindern, sondern blendet sie anschließend lediglich aus.
In den Optionen von Adthwart kann zwischen mehrere Filterlisten gewählt werden. Hier findet sich auch die von Adblock Plus bekannte Easylist. Dennoch sollte man sich hier auf wenige begrenzen. Denn aktiviert man zu viele Filterlisten auf einmal, leidet die Geschwindigkeit von Google Chrome deutlich. In den Optionen können außerdem Whitelists und individuelle Filterregeln bestimmt werden. Bei der Einrichtung der individuellen Filter für Adthwart gelten die gleichen Regeln wie für Adblock Plus. Neben Adthwart gibt es alternativ noch die Werbe-Blocker Adsweep und Adblock.
Lastpass
Lastpass ist einer der beliebtesten Passwortmanager-Add-ons für den Firefox. Die Erweiterung ist ebenfalls als Chrome Extension erhältlich. Der Umstieg fällt hier besonders leicht, da beide Browser-Erweiterungen auf die gleiche Passwortdatenbank zugreifen und über die gleichen Features verfügen.
Lastpass kann Passwörter von vielen gängigen Passwortmanagern wie Roboform, 1Password, Keepass, Password Safe und einigen mehr importieren, aber auch exportieren. Gleichzeitig merkt sich Lastpass in Web-Formularen eingegebene Benutzernamen und Passwörter und legt auf Wunsch automatisch einen neuen Eintrag in der Datenbank an.
Hierbei werden die sensiblen Daten erst lokal verschlüsselt, bevor sie auf die Server von Lastpass geladen werden. Dadurch hat auch Lastpass selbst keinen Zugriff auf die entschlüsselten Passwörter. Einige weitere Features wie Time Passwords, Screen Keyboard und Grid multi-factor sollen die Sicherheit zusätzlich erhöhen. Mit einem kostenpflichtigen Premium-Upgrade erhalten Kunden auch mobile Lastpass-Apps für das iPhone und Blackberry-Smartphones sowie für die Betriebssysteme Android, WebOS (Palm), Windows Mobile sowie Symbian.
Firebug Lite
Die Firefox-Erweiterung Firebug ist für die meisten Web-Entwickler unerlässlich. Mit dem Add-on lassen sich CSS, HTML und JavaScript auf eventuelle Fehler überprüfen und korrigieren. Besonders praktisch ist die direkte Anzeige auf der Webseite, wenn zum Beispiel das CSS verändert wird. Firebug ist ein äußerst umfangreiches Tool und dennoch benutzerfreundlich.
Die Entwickler von Firebug bieten auch eine Chrome Version an, den Firebug Lite. Der Firebug Lite ist eine deutlich abgespeckte Variante des Originals für den Firefox und lässt viele elementare Features missen. Außerdem ist die frühe Version von Firebug Lite für Chrome relativ langsam und es treten häufiger kleine Bugs auf.
Derzeit ist die Lite-Version von Firebug noch keine Alternative für Webentwickler. Hier kommt noch hinzu, dass Chrome bereits mit nativen Werkzeugen ausgestattet ist. Die direkt im Browser integrierten und über das Chrome-Menü erreichbaren Entwickler-Tools bieten einen ähnlichen Umfang wie Firebug Lite und laufen anstandslos.
Google Mail Checker
Die mit Abstand beliebteste Extension für Chrome ist der Google Mail Checker. Diese Erweiterung wurde direkt von Google programmiert. Erwartungsgemäß läuft die Extension problemlos und flott. Nachdem sie mit einem existierenden Google-Account verknüpft wurde, zeigt sie die Anzahl der ungelesenen Mails an. Bei einem Click auf das Icon öffnet sich ein neuer Tab mit dem Postfach des Mail-Accounts.
Jedoch gerät auch hier die junge Chrome-Extension gegenüber seiner Firefox-Konkurrenz ins Hintertreffen. Denn im Gegensatz zum Google Mail Notifier und Google Mail Manager im Firefox kann der Google Mail Checker nur einen einzigen Google-Account darstellen. Die Chrome Extension Google Mail Checker Plus bietet zwar einige Features mehr, kann aber auch nur mit einem Account umgehen.
Neu: Fazit
Chrome ist als Browser schon lange den Kinderschuhen entwachsen. Seit der ersten Version vom September 2008 hat sich kaum ein Browser so rasant entwickelt. Der Marktanteil gibt Google bei der Entwicklung recht, laut StatCounter liegt Chrome weltweit auf Platz 3, hinter Firefox und dem Internet Explorer. Interessant außerdem: Während der IE immer noch in einem Abwärtstrend ist und sich Firefox relativ stabil hält, kann Chrome einen sichtbaren Zuwachs verzeichnen.
Dieses Ergebnis bestätigt das inzwischen gut gefüllte Verzeichnis für Erweiterungen. Waren diese bislang vor allem der Stolz von Firefox-Nutzern, muss Chrome inzwischen kaum nachstehen. Dazu kommt: Da der Browser die Prozesse besser verwalten kann als Firefox, wirkt das ganze System deutlich stabiler. Auch mit vielen installierten Erweiterungen startet Chrome immer noch deutlich schneller als der Mozilla-Browser.
Firefox sollte sich in jedem Fall warm anziehen. Auch wenn die aktuelle Version 4 deutlich flinker ist als die Vorgänger, die Zeiten, in denen es lediglich den Internet Explorer als größten Gegner gab, sind eindeutig vorbei.