Ein Deutscher gegen die Nasa

13-jähriger Schüler korrigiert Nasa-Berechnungen

17.04.2008
"Ich habe den Weltuntergang ausgerechnet . .und die Nasa hat gesagt, ich habe Recht." zitiert die Bild in Berlin den Schüler Nico Marquardt. Doch was ist wirklich dran an der Geschichte von den korrigierten Asteroiden-Einschlagsberechnungen?

Ein 13-jähriger Schüler aus Potsdam will bei dem Wettbewerb „Schüler experimentieren“ Berechnungen der Nasa zu einem Asteroideneinschlag auf der Erde korrigiert haben. 2029 soll der Asteroid Apophis mit weit höherer Wahrscheinlichkeit auf der Erde einschlagen, als bisher von der Nasa angenommen. Die Weltraumbehörde gab ihm angeblich Recht, doch dort weiß man davon nichts.

In den Jahren 2029 bis 2036 kommt laut Berechnungen der Nasa ein Asteroid namens Apophis der Erde bedenklich nahe. Die Wahrscheinlichkeit für einen Einschlag berechneten Forscher auf höchstens 1:45.000. Die Bild-Zeitung behauptete, der junge Schüler Nico Marquardt sehe die Gefahr bei 1:450.

Mit dieser Einschätzung schaffte es der Junge große Schlagzeilen in Zeitungen und im Fernsehen zu machen. Das erhöhte Einschlagsrisiko begründet er mit der Möglichkeit, der Asteroid Apophis könnte auf einen geostationären Satelliten treffen und dadurch auf die Erde gelenkt werden. Selbst die Nasa habe ihm seine Ergebnisse bestätigt, schreibt die Bild.

Alles Quatsch, wie sich herausstellte. Frank Spahn von der Universität Potsdam half dem Jungen, nach Möglichkeiten zu suchen, die in den Berechnungen der Einschlagswahrscheinlichkeit eine Rolle spielen könnten.

Und obwohl er den Jungen für seine äußerst kreative Herangehensweise an das Problem lobt, sei seine Rechnung, die eine große Gefahr für die Erde vorhersagt, leider falsch. Frank Spahn gibt die Wahrscheinlichkeit für eine Kollision mit einem Satelliten mit eins zu einer Milliarde an.

Er selbst habe erst aus der Bild-Zeitung erfahren, auf was für ein Ergebnis Nico Marquardt tatsächlich gekommen ist. Daraufhin erklärte er dem Jungen seinen Fehler. Doch leider zu spät, für die Medien war die 13-jähriger-Deutsche-blamiert-Nasa-Story ein gefundenes Fressen und wurde sofort an die große Glocke gehängt.

Auch die in den Zeitungen viel zitierte Nasa-Bestätigung kann der Schüler nicht beweisen. Angeblich wurde ihm die Bestätigung seiner Berechnungen telefonisch übermittelt. Mittlerweile schlägt die Geschichte gar international hohe Wellen, wenn auch eher im negativen Sinne. Frank Spahn erhielt eine E-Mail von verwunderten Nasa-Kollegen, die in den internationalen Nachrichtendiensten davon erfuhren.

Nico Marquardt selbst relativiert seine Aussagen mittlerweile. Sein Ergebnis von 1:450 sei eine typische Übertreibung der Bild-Zeitung, klagte er laut Sueddeutsche.de. So habe er das nie geäußert. Jetzt sagt er, die Gefahr steige von 1:45.000 auf 1:44.998. Genaueres wolle er aus patenrechtlichen Gründen nicht preisgeben. (mst)