Datenbanken

Oracle zieht mit "In-Memory Option" nach

Oracles Datenbank gibt es schon 35 Jahre. Jetzt bringt CEO Larry Ellison der alten Technik neue Tricks bei.

Ab Juli gibt es für die aktuelle Oracle-Version 12c die schon vor einiger Zeit angekündigte "In-Memory Option" - dabei befindet sich eine Datenbank, wie der Name schon sagt, zumindest in der Theorie zur Gänze im Arbeitsspeicher und läuft damit sehr viel schneller, als wenn Abfragen über Daten laufen, die irgendwo auf Massenspeicher liegen. Pionier im Bereich In-Memory ist SAP, das ja zuerst den Datenbankspezialisten Sybase gekauft und dann schon vor mehreren Jahren seine In-Memory-Datenbank HANA auf den Markt gebracht hatte.

Oracle habe abgewartet, bis die neue Technologie ihre Kinderkrankheiten hinter sich habe, und könne nun eine überlegene Variante anbieten (so kann man es natürlich auch verkaufen, wenn man einen Trend verschlafen hat). "Das ist Technik, die ihren Arbeitsalltag wirklich verändert", versprach Konzernchef Larry Ellison gestern bei der Ankündigung in der Firmenzentrale in Redwood Shores. Vorangekündigt hatte Ellison die In-Memory Option erstmals auf der Oracle-Hausmesse Openworld im vergangenen Herbst. Was die Arbeitsspeicher-Variante pro CPU extra kosten wird, verriet Ellison nicht - das Pricing soll aber zur General Availability innerhalb der nächsten 60 Tage enthüllt werden.

Oracle-Manager erklärten einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge, mit der In-Memory Option müsse ein Kunde nicht vorab entscheiden, welche Daten er im schnellen Haupt- und welche auf Plattenspeicher ablegen wolle. Darum kümmere sich das System automatisch abhängig davon, wie oft auf die Daten zugegriffen werde.

Die "New York Times" zitiert SAPs Vice President für Datenbanken Irfan Khan mit "Danke fürs Imitieren" - Oracles Methoden für relationales und analytische Arbeit der Datenbank seien "ein dualer und komplexer Ansatz", hatte Khan in einer Reaktion auf die Oracle-Ankündigung geschrieben; HANA dürfte Analytics-Aufgaben überdies kostengünstiger erledigen als Oracles 12c mit In-Memory-Zusatz.

Von Seiten der Kunden gebe es jedenfalls große Nachfrage nach In-Memory, erklärte Tim Shetler, Vice President of Product Management, weswegen Oracle Kunden Beta-Tests erlaubt habe. "Es experimentieren eine ganze Menge Leute damit", zitiert "ZDNet" den Manager. Oracle werde ein Partnerprogramm auflegen, um ISVs eine Optimierung ihrer Software für die neue Technologie zu ermöglichen. Oracle selbst werde natürlich sowohl seine Schlüsselanwendungen (JD Edwards, Peoplesoft, E-Business Suite, Siebel) als auch seine "Engineered-Systems"-Hardware entsprechend anpassen.

Ob es Oracle gelingen kann, sich Konkurrenten wie HANA, NoSQL-Newcomer oder Open Source vom Leibe zu halten, muss sich noch erweisen. Im Augenblick steht der Ellison-Konzern jedenfalls gut da - der Aktienkurs ist in den vergangenen zwölf Monaten um 25 Prozent gestiegen und die Markkapitalisierung von 190 Milliarden Dollar liegt mittlerweile über der von IBM (187 Milliarden Dollar), dessen Aktienkurs binnen Jahresfrist zehn Prozent verloren hat. (mje)