Prism, XKeyscore und Co.

Ein Rückblick: die NSA-Spähaffäre

Seit fast drei Monaten sorgt die NSA-Spähaffäre für Wirbel. Medien bringen immer neue Enthüllungen aus dem Material des Enthüllers Edward Snowden. Ein Rückblick:

Anfang Juni 2013: Laut Zeitungsberichten ermöglicht ein Programm mit dem Namen "Prism" dem US-Geheimdienst NSA weitreichenden Zugriff auf Kommunikationsdaten. Der IT-Spezialist und frühere Mitarbeiter einer NSA-Vertragsfirma Edward Snowden offenbart sich im britischen "Guardian" als Quelle.

21. Juni: Der "Guardian" berichtet, der britische Abhördienst GCHQ überwache Telefone und Internet weltweit in ungeahntem Ausmaß.

23. Juni: Die NSA soll Millionen chinesischer Mobilfunknachrichten sowie wichtige Datenübertragungsleitungen der Tsinghua-Universität in Peking ausspioniert haben. Das berichtet Snowden in der Hongkonger Zeitung "South China Morning Post".

29./30. Juni: US-Geheimdienstler spähen nach Informationen des Magazins "Der Spiegel" auch die Europäische Union aus. In Deutschland sei der Abhördienst NSA besonders aktiv.

6./7. Juli: Nach "Spiegel"-Recherchen ist die Zusammenarbeit der NSA mit dem Bundesnachrichtendienst (BND) intensiver als bekannt.

11. Juli: Die NSA soll nach einem Bericht des "Guardian" beim Software-Riesen Microsoft über das Programm "Prism" unter anderem auf E-Mails bei den Online-Diensten Hotmail, Live und Outlook.com zugreifen können - noch bevor sie verschlüsselt werden. Laut Microsoft handelt es sich nicht um einen flächendeckenden Zugriff.

15. Juli: Laut "Bild"-Zeitung soll der BND seit Jahren von der NSA-Datenerfassung gewusst und bei Gefahr darauf zugegriffen haben.

17. Juli: Ein weiteres "Prism"-Programm soll laut "Bild" im Kommandobereich der Bundeswehr in Afghanistan zur Überwachung von Terrorverdächtigen eingesetzt worden sein.

20./21. Juli: Das Bundesamt für Verfassungsschutz räumt nach einer neuerlichen Veröffentlichung des "Spiegels" ein, es teste ein NSA-Spähprogramm ("XKeyscore"), setze es aber derzeit nicht ein.

31. Juli: Der "Guardian" veröffentlicht eine NSA-Präsentation, laut der Geheimdienstmitarbeiter über das Programm "XKeyscore" Zugriff auf gewaltige Datenmengen haben. Sie können dem Dokument von 2008 zufolge in den Datenbanken der NSA nach Namen, E-Mail-Adressen, Telefonnummern und Schlagworten suchen.

2. August: Internationale Telekommunikationsanbieter sollen beim Abhören des Internetverkehrs etwa mit dem britischen Geheimdienst GCHQ zusammenarbeiten, berichten "Süddeutsche Zeitung" und NDR.

3./4. August: Die NSA greift dem "Spiegel" zufolge bei seiner Datenschnüffelei in großem Umfang auf BND-Material zurück. Der BND bestätigt eine Zusammenarbeit mit der NSA in Bad Aibling (Bayern) - etwa zum Schutz der in Krisengebieten stationierten deutschen Soldaten.

10./11. August: Die NSA führe Deutschland und die EU intern als Spionageziele, berichtet der "Spiegel".

16. August: Der US-Geheimdienst soll nach einem Bericht der "Washington Post" seit 2008 jedes Jahr meist unbeabsichtigt tausendfach Datenschutzregeln gebrochen oder seine Kompetenzen überschritten haben.

23. August: Der "Guardian" veröffentlicht Originalauszüge von NSA-Dokumenten, die den Einsatz von "Prism" für das Filtern des Datenverkehrs über Unternehmen wie Yahoo, Facebook und Google untermauern. Laut der Zeitung "Independent" betreibt der britische Geheimdienst GCHQ eine Spähbasis im Nahen Osten.

25. August: Der "Spiegel" berichtet, die NSA habe die Vereinten Nationen in New York abgehört und deren Videokonferenzanlage angezapft. Die EU-Vertretung bei den UN sei auch nach deren Umzug in neue Botschaftsräume im September 2012 noch ausspioniert worden. (dpa/mje)