Handel mit Daten

Skandaljahr 2009: Datenlecks statt Datenschutz

Social Networks: Lizenz zum Datenklau

Die Bundesverbraucherzentrale in Berlin hatte einen Punkt, als sie im Herbst vor Social Networks wie Facebook, Xing und SchülerVZ warnte. Die Daten der dortigen Teilnehmer seien nicht sicher - was der Fall bei SchülerVZ bewies.

Die wachsende Popularität sozialer Netzwerke stellt sie dabei ironischerweise vor große Probleme: Je beliebter und frequentierter sie sind, desto mehr persönliche und sensible Daten finden deshalb auch ihren Weg ins Netz. Und während sich die digitalen Plattformen technisch noch in den Kinderschuhen befänden, stelle die wachsende "Entblößungsgesellschaft" eine zunehmende Herausforderung dar, sagt Hendrik Speck, Informatiker und Professor an der Fachhochschule Kaiserslautern. Hansen will aber bereits ein Umdenken unter Jugendlichen erkannt haben. Vier von fünf jungen Leuten würden zumindest die Datenschutzeinstellungen nutzen - und so dafür sorgen, dass nicht jeder die persönlichen Daten zu sehen bekommt.

Öffentliche Konten: Postbank ouvert

Anders gelagert war der Fall, den die Stiftung Warentest im Herbst 2009 anprangerte. Sie erhob massive Vorwürfe gegen die Postbank in Bonn: Rund 4000 freie Mitarbeiter konnten den Kontostand und sämtliche Kontobewegungen von Postbank-Kunden einsehen. Tausende freier Handelsvertreter hatten detaillierten Einblick in Millionen von Girokonten von Postbank-Kunden. Das Unternehmen wollte durch die so gewährten Informationen den Verkauf ihrer Produkte fördern, schrieb "Finanztest" auf ihrer Homepage. Laut Datenschutzbehörde von Nordrhein-Westfalen ist das allerdings verboten. Nach dem Bericht der Berliner Tester hatte die Postbank verkündet, ihren Finanzberatern den Zugriff auf die Kontodaten sperren zu wollen.

Finanztest schrieb, die Postbank-Vertreter hätten lediglich den Namen und das Geburtsdatum von Kunden in eine Unternehmensdatenbank eingeben müssen. Sie hätten dann nicht nur Einsicht in den Kontostand gehabt, sondern vielmehr in alle Kontobewegungen. Das habe auch gegolten, wenn der Kontoinhaber der Weitergabe seiner Daten an die freien Mitarbeiter nicht zugestimmt hatte. So offen sich die Postbank-Vertreter in den Daten der Kunden tummeln konnte, so verschlossen zeigte sich das Unternehmen gegenüber Finanztest: die Postbank schwieg auf Anfragen der Berliner.

Zu den prominenten Betroffenen der Postbank-Kunden zählten etwa Axel-Springer-Vorstand Mathias Döpfner, der frühere Präsident von Borussia Dortmund, Gerd Niebaum, oder der Vorstand der Stiftung Warentest, Werner Brinkmann. Sie alle hatten der Weitergabe ihrer Daten laut Dateneintrag nicht zugestimmt. Das fast schon wieder Amüsante an dem Skandal: Die Kontodaten einzelner Chefs der Postbank-Gruppe waren nach Recherchen von Finanztest vor dem Blick der Berater abgeriegelt.