Patentpool in Vorbereitung

Video-Codes: Apple attackiert Ogg Theora

In Sachen Web-Videos steht nach Flash offenbar auch das Ogg-Theora-Codec auf Apples Abschussliste. Es wird an einem Patentpool gearbeitet, um den von Mozilla und Opera in Sachen HTML5-Videoeinbettung bevorzugten Codec anzugreifen.

Das jedenfalls besagt eine offenbar von Steve Jobs stammende E-Mail, die als Antwort auf einen offenen Brief an den Open-Source-Aktivisten Hugo Roy erging. In dem im Blog der Free Software Foundation Europe (FSFE) veröffentlichten Brief hatte Roy sich zwar erfreut gezeigt, dass Apple den Schritt zu HTML5 wagt. Allerdings kritisierte der FSFE-Aktivist, dass Apple dabei auf H.264 statt auf einen wirklich offenen, freien Codec setzt. "Alle Video-Codecs sind durch Patente abgedeckt", heißt es allerdings in der Antwort.

Der Codec H.264 ist nicht lizenzfrei, weshalb etwa Mozilla YouTubes HTML5-Experimente kritisiert hat. Opera bevorzugt aus dem gleichen Grund ebenfalls Ogg Theora und auch Roy hat sich daher gegenüber Jobs für den Theora-Codec stark gemacht. "Nur, weil etwas Open Source ist, bedeutet oder garantiert das nicht, dass es gegen keine anderen Patente verstößt", kam allerdings die Antwort. Gleichzeitig ist von einem Patentpool die Rede, um gegen Theora und "andere Open-Source-Codecs" vorzugehen.

Letzteres könnte ein Präventivschlag gegen Google sein. Denn mit der Übernahme von On2 Technologies hat sich der Web-Gigant den Video-Codec VP8 ins Haus geholt. Dieser soll Gerüchten zufolge noch im Mai quelloffen bereitgestellt werden. Damit würde VP8 definitiv zum H.264-Konkurrenten in Sachen HTML5-Videowiedergabe. Dabei ist Google bislang der einzige der fünf größten Browserhersteller, der sowohl den von Apple bevorzugten proprietären Codec als auch Ogg Theora unterstützt.

Mozilla hat indes erneut seine Unterstützung von Theora als derzeit einzigen wirklich offenen Codec bekräftigt. Doch wird betont, dass man auch H.264 in Erwägung ziehen würde, sofern der Rechteverwalter MPEG LA http://www.mpegla.com den Codec entsprechend W3C-Standards öffnet. Operas Technikchef Håkon Wium Lie wiederum spricht davon, dass das offene Web nur gedeihen kann, wenn alle Medien inklusive Videos ohne Lizenzgebühren genutzt werden können. Beide Browserhersteller halten also die Tür für andere Codecs, die dem Kriterium der Gebührenfreiheit genügen, sehr wohl offen.

Microsoft dagegen ist eher auf Apple-Schiene. Jedenfalls hat Dean Hachamovitch, Microsofts General Manager für Internet Explorer, davon gesprochen, dass Nutzungsrechte für H.264 auf klar definierte Art breit erhältlich sind. Die rechtliche Situation bei anderen Codes sei oft weniger klar. Wenn bei Microsoft mit dem IE9 auch das HTML5-Zeitalter anbricht, werde der Konzern ausschließlich H.264 als Video-Codec unterstützen. (pte/mje)