Prototyp von Microsoft Research

RearType: Eine Tastatur für Tablet-Rückseiten

Tablet-Nutzer versperren sich mit den Händen die Sicht auf das Display und verschwenden wertvollen Bildschirmplatz, wenn sie mit einem virtuellen Keyboard Text eingeben. Mit "RearType" arbeitet Microsoft Research daher an einem Ansatz, der Software-Tastaturen überflüssig macht.

Stattdessen kommen physische Tasten auf der Hinterseite des Geräts zum Einsatz. Der User kann das Tablet seitlich halten und gleichzeitig mit den Fingern tippen. Den Forschern zufolge ist der Ansatz gerade für Nutzer interessant, die auf normalen Tastaturen im Zehnfinger-System tippen. Für sie ist die neue Eingabemethode leicht zu erlernen, wie ein erster Test mit zwölf Teilnehmern zeigt. Nach nur einer Stunde Training konnten sie mit RearType ebenso schnell tippen wie auf einem Touch-Keyboard. Eine Mehrheit fand die rückseitigen Tasten einfacher zu handhaben.

Für den RearType-Prototypen wird im Prinzip das Buchstabenfeld eines normalen Keyboards halbiert. Die Hälften sind seitlich auf der Rückseite des Tablets angebracht, sodass sich links und rechts je drei Tastenreihen zu fünf Tasten befinden. Diese kann der User mit den Fingern erreichen, wenn er das Gerät seitlich hält. Dabei tippt jede Hand auf dem Gegenstück zu jener Tastaturhälfte, die sie im Zehnfingersystem bei einem normalen Keyboard nutzen würde. Das soll es Usern leicht machen, Zehnfinger-Skills auf RearType zu übertragen.

Reartype: Bei dem Prototyp befinden sich "normale" Tasten auf der Rückseite eines Tablets. (Quelle: Microsoft Research)
Reartype: Bei dem Prototyp befinden sich "normale" Tasten auf der Rückseite eines Tablets. (Quelle: Microsoft Research)
Foto: Malte Jeschke

Um den Umgang mit RearType zu lernen, bekommen Nutzer zunächst auf dem Bildschirm die rückseitigen Tasten angezeigt. Die Testuser haben im Experiment sehr schnell gelernt, mit dem System wie auf einer halbierten QWERTY-Tatstatur zu tippen. Nach einer Stunde konnten die Tester im Mittel 15 Wörtern pro Minute schreiben. Das war zwar wie erwartet langsamer als mit einem klassischen Keyboard, aber bereits mit einer Touchscreen-Tatstatur vergleichbar.

Ob und wann RearType tatsächlich in Consumer-Tablets umgesetzt wird, bleibt vorerst offen. Das Entwicklerteam will sich zunächst mit Verbesserungen befassen, beispielsweise bei der Bildschirm-Visualisierung von RearType. Bei ersten recht klobigen Prototypen hatten die Tester zudem gewisse Probleme mit den Buchstaben am Rand der Tastaturhälften, sodass mit kleineren Tasten experimentiert werden soll. Offen ist auch, wie massentauglich der Ansatz ist. Offenbar haben die Forscher selbst Zweifel, ob User mit der rückseitigen Tastatur zurechtkommen, die auf normalen Keyboards im "Adler-Such-System" arbeiten. (pte/mje)