Digitalisierung

Firmen lassen Home Office kaum zu

Im Arbeitsalltag wollen Unternehmen ihre Mitarbeiter lieber im Büro sitzen sehen, statt virtuelle Teams zu bilden. Das zeigt eine Bitkom-Studie.

Zwar schreibt der Branchenverband Bitkom wacker, deutsche Unternehmen setzten in Zukunft "verstärkt" auf Home Office. Diese Aussage relativiert sich jedoch, wenn als Vergleich der klassische Büroarbeitsplatz herangezogen wird. Das geht aus der Studie "Digitalisierung der Arbeitswelt" hervor, für die der Berliner Verband rund 1500 Geschäftsführer und Personalentscheider verschiedenster Branchen befragt hat.

Dazu ein paar Zahlen: In drei Vierteln der Unternehmen (75 Prozent) besteht Anwesenheitspflicht für alle Mitarbeiter. In weiteren 17 Prozent gilt das für die Mehrheit der Kollegen. Kein einziger Befragter gab an, die Anwesenheitspflicht beziehe sich auf weniger als die Hälfte der Belegschaft.

Eine deutliche Mehrheit von 70 Prozent ist denn auch davon überzeugt, dass der klassische Büroarbeitsplatz in seiner Bedeutung konstant bleiben wird. Hier haben die Autoren der Umfrage nach den Gründen geforscht. Fazit: Knapp zwei von drei Befragten (64 Prozent) erklären, die Arbeit vom Home Office aus sei "generell nicht vorgesehen".

Die Angaben der Entscheider sind widersprüchlich. Einerseits geben 30 Prozent an, Home Office werde an Bedeutung gewinnen. Dennoch sprechen zahlreiche Gründe dagegen.

Die Gründe gegen Home Office

So denkt jeder Dritte (33 Prozent), ohne den direkten Austausch der Kollegen untereinander sinke die Produktivität. 27 Prozent gefällt es nicht, dass Mitarbeiter zu Hause nicht jederzeit ansprechbar sind. Weitere 17 Prozent halten die Arbeit dort für nicht kontrollierbar und zwölf Prozent sorgen sich um die Datensicherheit.

Nichtsdestoweniger wird es ohne eine Flexibilisierung der Arbeitsplatzstrukturen nicht gehen. Denn 31 Prozent der Befragten wollen künftig stärker als bisher mit freien Mitarbeitern kooperieren.

In solche Kooperationen setzen die Befragten große Erwartungen. 73 Prozent erwarten, dass das Innovationstempo steigt. 67 Prozent freuen sich auf einen interessanteren Arbeitsalltag.

Aber auch hier zeigt sich wiederum ein Zwiespalt: 44 Prozent der Befragten fürchten, dass durch den steigenden Anteil externer Spezialisten Know-how verloren geht oder zu Konkurrenz abwandert. 18 Prozent sehen eine Verschlechterung des Betriebsklimas auf sich zukommen.

Video-Konferenzen spielen kaum eine Rolle

Ein weiteres Ergebnis der Studie: Virtuelle Meetings über Videokonferenzen wie Skype oder 3-D-Videokonferenzen spielen im Arbeitsalltag eine untergeordnete Rolle - noch. Ihr Einsatzgrad liegt aktuell bei acht beziehungsweise drei Prozent. Allerdings erklären 39 Prozent der Befragten, dass Skype-Konferenzen an Bedeutung gewinnen, von 3-D-Videokonferenzen sagen das 26 Prozent.

Bitkom-Präsident Dieter Kempf verbindet die Umfrage mit einem Appell: "Mit der Digitalisierung verbinden sich große Chancen. Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht selbst Steine in den Weg legen."