Praxis ist wichtiger als Noten

Was Unternehmen von Hochschulabsolventen erwarten

Er bringt praktische Erfahrungen mit, hat sein Studium gezielt ausgerichtet und sich vor dem Vorstellungsgespräch über das Unternehmen und die Stelle gut informiert. So sehen Unternehmen 2014 den idealen Hochschulabsolventen, wie eine aktuelle Recruiting-Studie ergab.

Egal ob als Bachelor, Master oder als promovierter Absolvent: Der Einstieg ins Berufsleben birgt einige Hindernisse. Die Online-Jobbörse Jobware hat mit der Hochschule Koblenz mit 211 HR-Experten deutscher Unternehmen gesprochen und sie danach befragt, wie der ideale Hochschulabsolvent für sie aussieht. Die Ergebnisse sind in der Hochschul-Recruiting-Studie 2014 veröffentlicht worden.

Bachelor im Mittelstand gefragt

Zunächst eine gute Nachricht für alle, denen drei Jahre Studium lang genug sind: Die Akzeptanz des Bachelorabschlusses steigt allmählich: Über drei Viertel der befragten Unternehmen gaben an, 2013 Bachelorabsolventen eingestellt zu haben. Das sind rund sieben Prozentpunkte mehr als vor zwei Jahren. Die besten Chancen haben Bachelor-Absolventen in kleinen und mittelständischen Unternehmen mit 51 bis 500 Mitarbeitern. 14 Prozent der Unternehmen gab an, 2013 sogar ausschließlich Bachelorabsolventen eingestellt zu haben.

Der Master oder die Promotion lohnen sich jedoch trotzdem. Rund 85 Prozent der Unternehmen gaben an, gezielt nach Absolventen mit diesen Abschlüssen zu suchen.

Auch wenn der Bachelorabschluss auf immer mehr Akzeptanz bei den deutschen Unternehmen trifft, sind Masterabsolventen oder promovierte Berufseinsteiger sehr gefragt.
Auch wenn der Bachelorabschluss auf immer mehr Akzeptanz bei den deutschen Unternehmen trifft, sind Masterabsolventen oder promovierte Berufseinsteiger sehr gefragt.
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Die wichtigsten Einstellungskriterien

Die befragten HR-Experten haben genaue Vorstellungen, welche Eigenschaften ein geeigneter Kandidat mitbringen sollte. Hochschulabsolventen ohne praktische Vorkenntnisse haben es laut Jobware-Studie schwer: Fast 80 Prozent der befragten Unternehmen nennen Praktika und Werkstudententätigkeiten als wichtigstes Einstellungskriterium. Für 70 Prozent ist die Ausrichtung des Studiums der wichtigste Aspekt. Mehr als jeder zweite Arbeitgeber erwartet einwandfreie Arbeits- und Praktikumszeugnisse.

Rund 40 Prozent der Personalexperten gibt an, Abschlussnote, Auslandserfahrung sowie Fremdsprachenkenntnisse würden den Marktwert der Hochschulabsolventen steigern. Kaum ins Gewicht fallen dagegen die Abiturnote (vier Prozent) oder die Reputation der Hochschule (7 Prozent).

Die Fehler der Bewerber

Sich auf ein Vorstellungsgespräch vorzubereiten, Informationen über das Unternehmen eingeholt zu haben und eine ungefähre Vorstellung des Gehalts zu haben, diese Punkte sollen Hochschulabsolventen in den Augen der Personaler erfüllen. Die Realität sieht meist anders aus. Laut der Jobware-Studie bemängelt jeder zweite HR-Experte, dass Hochschulabsolventen keine Kenntnisse über das Unternehmen haben, bei dem sie sich vorstellen. Knapp 47 Prozent kritisieren die unrealistischen Gehaltsvorstellungen der Bewerber.

31 Prozent der Befragten bemängeln, dass sich die Kandidaten nicht auf das Vorstellungsgespräch vorbereitet haben. Etwa jedes fünfte Unternehmen hat Erfahrungen mit Hochschulabsolventen gemacht, bei denen es an der sozialen Kompetenz mangelt oder die ihre eigene Vita unglücklich vorgestellt haben.

Informatiker hoch im Kurs

Fast jedes zweite befragte Unternehmen stellte im Jahr 2013 Informatiker ein. Die IT-ler werden nur von den Wirtschaftswissenschaftlern übertroffen, die von fast 60 Prozent der Unternehmen eingestellt wurden. Gleich auf mit den Informatikern werden auch Ingenieure viel gesucht und eingestellt.

Im Vergleich zum Jahr 2011 zeigt sich ein positiver Trend bei der Einstellung von Informatikern. Allerdings haben IT-ler in kleinen Firmen mit bis zu 50 Mitarbeitern schlechtere Chancen als in Großunternehmen mit über 2.500 Mitarbeitern. Mehr als zwei Drittel der Großunternehmen haben 2013 Informatiker eingestellt, aber nur 30 Prozent der kleinen Betriebe.