Probleme lösen mit Fingerspitzengefühl

Konfliktmoderation für Führungskräfte

Soll ich in den Konflikt eingreifen? Das fragen sich Führungskräfte oft, wenn zwischen zwei Mitarbeitern dicke Luft besteht. Häufig sind sie unsicher, wie sie dabei vorgehen sollen. Deshalb hier einige Tipps für eine mögliche Konfliktmoderation.

Konflikte gehören zum Leben wie das Salz in die Suppe. Doch was ist überhaupt ein Konflikt? Um das zu erklären, schildere ich Ihnen eine Situation: Zwei Mitarbeiter arbeiten in einer Abteilung. Andreas Neumann macht oft Überstunden bis spät abends, Sebastian Huber hingegen geht stets um 16 Uhr nach Hause. Das ist kein Konflikt, so lange beide Kollegen dies in Ordnung finden.

Die Nichtbeachtung gegenseitiger Interessen kann zu einer Konfliktsituation führen.
Die Nichtbeachtung gegenseitiger Interessen kann zu einer Konfliktsituation führen.
Foto: Jakub Jirsak - Fotolia.com

Angenommen Neumann möchte auch früher heim. Er kann dies aber nur, wenn Huber länger bleibt. Darauf angesprochen reagiert dieser abweisend: "Geht leider nicht. Ich muss wegen meiner Tochter um 16 Uhr zuhause sein." Auch jetzt besteht noch kein Konflikt, sofern Neumann diese Begründung akzeptiert und seine Interessen zurückstellt. Erst wenn er sich denkt: "Immer soll ich Rücksicht nehmen. Was ich will, ist diesem Egoisten egal - das mache ich nicht länger mit", wird der Interessengegensatz zu einem Konflikt. Denn jetzt fühlt Neumann sich und seine Interessen nicht ernst genommen. Er ist verletzt und lässt das seinen Kollegen spüren. In Folge dessen sinkt die Stimmung auf den Nullpunkt, was Auswirkungen auf die Arbeitsergebnisse haben kann, wenn sie von der Zusammenarbeit der beiden Kollegen abhängen.

Einen Konflikt kennzeichnen also drei Elemente:

  • eine Nichtbeachtung gegenseitiger Interessen,

  • eine wechselseitige Abhängigkeit der Beteiligten und

  • Verletzungen auf der Beziehungsebene.

Hier liegt auch der Ansatzpunkt für Führungskräfte zur Früherkennung von Konflikten. Wichtig ist, wer von wem abhängig ist und ob es Signale für eine mangelnde Wertschätzung gibt.

Nicht bei jedem Konflikt intervenieren

Führungskräfte sollten aber nicht bei jedem Konflikt eingreifen. Sie müssen primär dafür sorgen, dass die Leistung ihrer Mitarbeiter stimmt. Also sollten sie vor allem bei Konflikten intervenieren, die die Leistung schmälern.

Zuweilen können Führungskräfte Konflikte entkräften, indem sie die Abhängigkeit zwischen den Beteiligten lösen. Zum Beispiel, indem sie deren Arbeitsgebiete stärker voneinander abgrenzen. Wenn dies auf Grund der gegebenen Strukturen nicht möglich ist, liegt der Königsweg im Auflösen der Blockaden, die die "Kontrahenten" am Erreichen ihrer Ziele hindern - zum Beispiel im Rahmen einer Konfliktmoderation.

Bei der Konfliktmoderation ist Fingerspitzengefühl gefragt.
Bei der Konfliktmoderation ist Fingerspitzengefühl gefragt.
Foto: Viorel Sima - Fotolia.com

Es muss allerdings darauf geachtete werden, dass eine Führungskraft nicht jeden Konflikt moderieren kann. Ist sie emotional beteiligt, dann sollte eine neutrale Person die Moderation übernehmen. Dasselbe gilt, wenn sie eine bestimmte Lösung erwartet - zum Beispiel, um übergeordnete Ziele zu erreichen. Dann ist keine Konfliktmoderation angesagt, sondern ein Anwenden der klassischen Führungsinstrumente wie Anweisung oder Leistungsvereinbarung.