Zwischen den Welten

Sprache über IP-Netze steckt noch in den Kinderschuhen. Die Definition ist schwierig: Eine reine IP-Lösung existiert nicht, weil das Netzwerkprotokoll IP entweder auf LAN- oder WAN-Protokolle wie Ethernet, Frame Relay oder ATM aufsetzt. Welche Möglichkeiten bestehen für die Telefonie über das LAN?

Von: Gerhard Kafka

Lange Zeit wurden Daten über die existierenden Sprachnetze transportiert. Mit der explosionsartigen Zunahme des Datenverkehrs insbesondere über das Internet lässt sich dieses Informationsvolumen heute nicht mehr wirtschaftlich über das Telefonnetz übertragen. Und weil die Datenkommunikation heute bereits mehr Kapazität beansprucht als die Sprachkommunikation, liegt der Gedanke nahe, künftig die Sprache ebenfalls über die immer leistungsfähigeren Datennetze zu übertragen. Denn schon innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre wird das Datenvolumen bis zu 90 Prozent der Netze belegen und nur mehr die restlichen zehn Prozent für die Sprache benötigt werden. Als Transportplattform für die Datenkommunikation hat sich der Markt eindeutig für die IP-Technologie entschieden.

Die Herausforderung besteht da-rin, den leitungsvermittelten und verbindungsorientierten Sprachdienst mit der gewohnten Qualität und den vertrauten Leistungsmerkmalen über paketvermittelte IP-Netze bereitzustellen. Insbesondere deshalb, weil das IP-Transportprotokoll verbindungslos arbeitet. Ferner sind für die kommerzielle Telefonie über IP die vertrauten Leistungsmerkmale bereitzustellen. Schließlich muss noch dafür gesorgt werden, dass ein problemloser Übergang für die Sprachkommunikation aus dem IP-Netz in das öffentliche Fernsprechnetz möglich ist. Keine leichten Aufgaben, insbesondere, weil IP selbst keine Signalisierungsmechanismen bereitstellt. Dennoch besteht Anlass zur Hoffnung, weil sich die für die Standardisierung in der Telekommunikation zuständigen Gremien ETSI und ITU schon seit geraumer Zeit mit der Harmonisierung von Internet und Sprachnetzen intensiv beschäftigen.