Billiger lernen

Zur Weiterbildung nach Dubai oder Indien

Der Lehrer kommt per Flugzeug

Unternehmen, die mehrere Mitarbeiter schulen lassen wollen, bietet Koenig Solutions das Konzept "Fly-me-a-Trainer" an: Hier wird statt der Schüler der Lehrer eingeflogen. "Gerade größere Firmen bevorzugen diese Art von Training", sagt Aggarwal. Doch keine der deutschen Firmen, die solche Services gebucht haben, möchte namentlich genannt werden. Vermutlich fürchten sie genauso wie manche IT-Experten, dass ihnen hierzulande Misstrauen entgegenschlägt. Auch der technische Leiter eines mittelständischen Systemhauses, der einen zweiwöchigen Security-Kurs im indischen Dehradun besuchte, bleibt lieber ohne Namen. "Wer abenteuerlustig ist, gerne reist und eine recht gute Weiterbildung genießen möchte, für den sind die Kurse gut geeignet. Der große Vorteil ist, dass ein Trainer für eine einzelne Person zur Verfügung steht und so das Lernziel in kürzerer Zeit erreicht wird", so der IT-Leiter.

Horst Bornschein-Grolms, IT-Freiberufler: "Ich habe sehr viel gelernt, die Kurse sind harte Arbeit."
Horst Bornschein-Grolms, IT-Freiberufler: "Ich habe sehr viel gelernt, die Kurse sind harte Arbeit."
Foto: Privat

Horst Bornschein-Grolms aus Herrenberg schämt sich dagegen nicht für seine in Indien erworbenen Zertifikate. Der IT-Freiberufler nennt offen seinen Namen. Als sein ehemaliger Arbeitgeber vor drei Jahren viele Mitarbeiter entließ, stand auch Bornschein-Grolms vor der schwierigen Frage, wie es beruflich weitergehen soll. In seinem Abfindungspaket gab es auch ein Budget von 5000 Euro für Qualifizierungen. "In Deutschland hätte ich damit zwei Kurse besuchen können, in Indien habe ich sieben Microsoft-Zertifikate erworben", berichtet der findige Schwabe stolz. "Ich war sehr zufrieden mit meinen Lehrern und habe viel gelernt." Die Unterrichtssprache Englisch war kein Problem für ihn, die internationale Atmosphäre und der Kontakt zu IT-Spezialisten aus der ganzen Welt gefielen ihm, und er erzählt auch seinen Auftraggebern davon. Doch Bornschein-Grolms verschweigt nicht, dass die Kurse harte Arbeit bedeuten. Daran änderte auch der exotische Studienort Goa nichts: "Ich war nach drei Wochen zum ersten Mal am Strand." In diesem Jahr reiste der Windows-Spezialist abermals für neun Tage nach Delhi, um sein Wissen aufzufrischen. Auch seine Söhne hat er schon nach Indien zur Weiterbildung geschickt.

Mit der ersten Auslandsniederlassung in Dubai erschloss sich Koenig Solutions auch neue Kundengruppen. Für Lernwillige aus Saudi-Arabien, dem Jemen oder auch Afghanistan liegt Dubai geostrategisch gut. Zwei IT-Spezialistinnen aus den Vereinigten Staaten, die von ihren Firmen nach Afghanistan entsandt wurden, genießen es, sich in Dubai frei bewegen zu können. "Diese Woche Training ist wie Urlaub für uns, es tut sehr gut, hier zu sein", sagt eine der beiden Frauen, und ihr ist die Erleichterung im Gesicht anzusehen.