10 GbE über Cat.6-Kupferkabel

Zukunftssichere Netzwerkverkabelung für 10-Gbit-Ethernet

Geschirmt, ungeschirmt oder mit Cat.7 verkabeln?

Die primäre Frage bei der Errichtung einer Gebäudeinfrastruktur lautet, ob man ein geschirmtes oder ein ungeschirmtes Verkabelungssystem einsetzen möchte. Grundsätzlich kann man ein ungeschirmtes, standardkonformes 10GbE-UTP-System in fast allen Umgebungen ohne besondere Infrastrukturvoraussetzungen einsetzen. Es sind hierbei lediglich die Installationsanleitungen der Hersteller zu berücksichtigen.

Es gibt nur eine Ausnahme: industrielle Umgebungen (Heavy Industrial Environment nach IEC/EN 61000-6-2) mit mehr als 10 V/m EME-Belastung (Elektromagnetische Emission). In einer solchen Installationsumgebung muss man die Kabel in einem metallischen Kabelführungssystem (Stahlrohr, geschlossenes Kabelführungssystem aus Metall) verlegen.

Bei den geschirmten FTP/STP/SFTP-Systemen ist wegen der notwendigen Erdung der Kabelschirme und der bereits angesprochenen Risiken einer Potenzialverschleppung ein gewisser Mehraufwand nötig. Als Erstes ist für den Betrieb eines geschirmten 10GbE sicherzustellen, dass ein TN-S-Stromversorgungssystem installiert ist und dies auf Dauer erhalten bleibt. Dazu darf im gesamten Hausnetz der Schutzleiter (PE) nur an einer Stelle mit dem Neutralleiter des Stromnetzes verbunden werden.

Auch ist zwingend eine permanente Überwachung der Stromfreiheit des Erdungssystems mittels eines RCM-Systems (Differenzstrom-Überwachungsgeräte nach DIN EN 62020) notwendig. Denn die einmalige Installation eines TN-S-Stromversorgungs-Systems (Fünfleiternetz mit separatem PE- und N-Leiter) ist keine Garantie für eine dauerhaft fehlerstromfreie Erdungsanlage. Bei späteren Umbauten legt der Elektriker gerne mal in einem der Stromverteilerkästen eine Brücke zwischen Schutz- und Neutralleiter und macht so das ursprüngliche Erdungskonzept zunichte.

TN-S-Stromversorgung: Für eine geschirmte Verkabelung ist ein Fünfleiterstromnetz nötig. (Quelle: BSI)
TN-S-Stromversorgung: Für eine geschirmte Verkabelung ist ein Fünfleiterstromnetz nötig. (Quelle: BSI)

Weiter ist zwingend ein maschenförmiges Erdungskonzept gemäß DIN EN 50310 im gesamten Gebäude vorzusehen. Dass unter einem solchen Konzept nicht nur ein einziger Erdungsleiter von der Potenzialausgleichschiene zum Datenverteiler zu verstehen ist, zeigen die Bemühungen um eine verbindliche Richtlinie in Österreich. Hier wurde in der E-8014-Norm definiert, wie ein solches Maschenerdungssystem aufzubauen ist.