Forrester-Studie

Zehn Software-Mythen und was daran wahr ist

Mythos 3: Individual-Entwicklung ist tot - lang leben Standard-Softwarepakete.

Reality-Check: Falsch.

Anwenderunternehmen geben für individuelle Eigenentwicklungen genauso viel Geld aus wie für Standardsoftware, hat die Forrester-Umfrage gezeigt. Demnach liegt der Anteil von Paketen wie SAPs Business Suite am gesamten Softwarebudget der Unternehmen im Durchschnitt bei 25,8 Prozent. Eigenentwicklungen kommen mit 25,6 Prozent auf fast den gleichen Anteil. Es sind vor allem funktionale Gründe, warum Individualsoftware nach wie vor stark gefragt ist. Oftmals würden die Standardpakete nicht die von den Anwendern geforderten Funktionen biete. Außerdem versprechen sich Unternehmen der Forrester-Studie zufolge von Eigenentwicklungen geringere Kosten und weniger Komplexität.

Die Analysten empfehlen den IT-Verantwortlichen denn auch, sich keine große Software-Suite anzuschaffen, wenn im Grunde nur ein kleiner Ausschnitt der darin gebotenen Funktionen gebraucht würde. Individual-Software könne durchaus eine Alternative sein. Allerdings sollte der Änderungsbedarf bei Eigenentwicklungen möglichst gering sein. Gerade Finanzsoftware unterliege beispielsweise finanztechnischen beziehungsweise steuerrelevanten Regularien, die sich häufig änderten. Während Anwender die erforderlichen Modifikationen bei Eigenentwicklungen selbst einpflegen müssten, kümmerten sich die Anbieter von Standardsoftware im Rahmen der Wartung darum.

Mythos 4: Unternehmen nutzen Cloud-Angebote nur für flankierende Randanwendungen und nicht für Kernapplikationen.

Reality-Check: Falsch.

Die Forrester-Analysten rechnen damit, dass sich der Softwaremarkt bis Mitte 2014 in etwa zu gleichen Teilen zwischen klassischem Lizenzgeschäft und Cloud-basierten Mietmodellen ausbalancieren wird. Vor allem Software-as-a-Service- (SaaS) und Infrastructure-as-a-Service- (IaaS) Angebote würden Anwender in Zukunft immer stärker nachfragen.

Angesichts dieser Verschiebungen empfiehlt Forrester den Anwendern, ihre gesamte Sourcing-Strategie auf den Prüfstand zu stellen - zumal die Grenzen zwischen den verschiedenen Modellen verwischen. Viele Softwareanbieter würden mittlerweile auch interessante Mietmodelle für On-Premise-Software offerieren. Außerdem gebe es verschiedene Optionen gekaufte Lizenzen in Cloud-Modelle umzuwandeln.

Mythos 5: Software as a Service wird On-Premise-Software ersetzen.

Reality-Check: Falsch.

Lediglich in der ersten Phase der SaaS-Adaption hätten Anwendungen aus der Cloud klassische On-Premise-Software ersetzt, haben die Forrester-Analysten festgestellt. Das habe sich so beispielsweise in den Bereichen Learning-Software, Human Capital Management (HCM), Collaboration und Customer Relationship Management (CRM) abgespielt. Dieser Trend verlangsame sich jedoch. Gerade rund um Collaboration-Software werde es künftig vermehrt hybride Konstellationen geben, in denen SaaS-Tools bestehende On-Premise-Installationen ergänzten.

Aus Sicht der Forrester-Analysten sollten die IT-Verantwortlichen deshalb verstärkt darauf achten, die von ihren Business-Anwendern gewünschten Funktionen mit Hilfe von dedizierten SaaS-Tools anzubieten, anstatt ganze Systeme auszutauschen. Das empfehle sich beispielsweise für Human-Resources- (HR) Anwendungen, die sich mit einzelnen speziellen SaaS-Modulen ausbauen ließen, zum Beispiel mit Funktionen für das Ziel- und Talent-Management.