Yahoo! entwickelt Neonazi-Filter

Yahoo! Frankreich arbeitet mit dem Sicherheitsanbieter EdelWeb an einem Filter, der verhindert, dass Franzosen auf Webseiten mit rassistischen oder nazistischen Inhalten zugreifen können. Yahoo! reagierte damit in letzter Minute auf das Urteil eines Pariser Zivilgerichts.

Das Gericht hatte dem französischen Ableger des amerikanischen Online-Riesen Yahoo! bis zum 24. Juli Zeit gegeben, um technische Vorschläge zu unterbreiten, wie für französische Internetnutzer der Zugang zu entsprechenden Angeboten gesperrt werden könne. Hintergrund dieser vorläufigen Anordnung war eine Anklage der "Internationalen Liga gegen Rassismus und Antisemitismus" gegen Yahoo! wegen der Versteigerung von Nazi-Andenken. Wie tecChannel bereits berichtete, wurden die Artikel über Yahoo!-Frankreich angeboten.

Die Verbreitung rassistischer und nazistischer Inhalte ist in Frankreich - wie auch in Deutschland - streng verboten. Yahoo! wurde daher von dem Pariser Gericht unter Androhung einer Geldstrafe am 15. Mai dazu verurteilt, sicherzustellen, dass Franzosen via Yahoo! nicht mehr auf rassistische und nazistische Inhalte zugreifen können.

Zu Anfang schien sich Yahoo! um dieses Urteil nicht sonderlich zu kümmern, da die Verbreitung von Nazi-Utensilien in den USA nicht strafbar ist. (Mehr über die Hintergründe lesen Sie dazu in unserem tecVision-Beitrag: Sealand: Datenhafen in der Nordsee.) Zudem argumentierte Yahoo!, es sei technisch nicht einfach, eine Nutzergruppe nach Nationalität auszusondern. Rechtzeitig vor Ablauf der Frist am 24. Juli arbeitet Yahoo! jetzt jedoch mit dem französischen Network-Sicherheitsanbieter EdelWebzusammen, um einen Neonazi-Filter in sein System einzubauen. Über die technische Realisierung wurden keine Information bekannt gegeben. Auch Yahoo! Deutschland konnte gegenüber tecChannel keine Details nennen.

Vorstellbar wäre, mit den Providern zusammen zu arbeiten und IP-Adressen französischer User zu sperren. Auch gibt der Browser des Benutzers über den http-Header oder auf Anfrage Daten wie die Sprache des Benutzers und die Zeitzone weiter. Auf diesem Weg ließe sich eventuell das Herkunftsland des Surfers, in diesem Fall Frankreich, feststellen.

Mit ähnlichen Vorwürfen wie Yahoo! Frankreich hatten bereits andere Anbieter im weltweiten Datennetz zu kämpfen. Der Online-Buchhändler Amazon war wegen des internationalen Verkaufs des Hitler-Buches "Mein Kampf" in die Schlagzeilen geraten. Auch das größte Internet-Auktionshaus eBay war beschuldigt worden, über 3000 Nazi-Andenken illegal zum Verkauf außerhalb der USA anzubieten. Beide US-Firmen hatten daraufhin versichert, die für das Ausland illegalen Angebote stärker zu filtern. (jma)