Y2k: Probleme fangen nach 2000 erst an

Schnelle Lösungen zur Behebung des Millennium-Bugs werden auch nach dem 01.01.2000 Kosten in Milliardenhöhe verursachen. Sie verhindern vorerst den Crash zur Jahreswende, aber nicht danach.

Zu dieser Feststellung kommt der Testsoftware-Spezialist der Firma Reasoning Inc. John Rodford. Das Unternehmen befasst sich mit Analyse- und Transformationsverfahren von Applikationssoftware sowie mit dem Y2k-Problem.

Die Ursache laut Rodford liegt in der Methode, mit der Unternehmen den Millennium-Bug in Applikationen beseitigen. Das sicherste Verfahren wäre, das sechsstellige Datumsfeld (12/30/99) auf acht Stellen (12/30/1999) zu erweitern. Diese Lösung ist jedoch in Bezug auf Logistik und Speicherplatz bei datenintensiven Anwendungen sehr aufwendig. Man greift deshalb zu der einfacheren, so genannten Windowing-Methode.

Beim Windowing benutzt man ein frei wählbares Schlüsseljahr zur Datumsbestimmung, das so genannte Pivot-Year. Liegt der zweistellige Jahreszähler unter dem Schlüsseljahr, geht das Programm vom 21. Jahrhundert aus, andernfalls vom 20. Jahrhundert. Setzt man beispielsweise das Pivot-Year auf 1950, ergibt sich aus einem Jahreszähler von 51 die vierstellige Jahreszahl 1951. Beträgt der Jahreszählerstand dagegen 49, wird das Jahr 2049 ermittelt. Der Nachteil: Mit diesem Verfahren sind Datumsangaben vor 1950 und nach 2050 nicht möglich. Früher oder später sind also weitere Programmanpassungen fällig.

Weitere Probleme ergeben sich beispielsweise aus der Verwendung eines falschen Pivot-Jahres oder durch fehlerhafte Vergleichsoperationen bei der Ermittlung des Datums. Es ist nämlich nicht genau spezifiziert, ob der Jahreszähler 50 als 1950 oder als 2050 zu interpretieren ist. Im Extremfall wird im selben Programm mal die eine, mal die andere Variante angewendet. (hal)