Windows-Version kommt zunächst ohne Sugar-Interface

XO-Laptop von OLPC mit angepasstem Windows

Microsoft und One Laptop Per Child (OLPC) haben bekannt gegeben, dass das Betriebssystem Windows für die XO-Laptops des IT-Entwicklungshilfeprojekts verfügbar wird.

Erste Tests in einer handvoll Ländern sind bereits für Juni geplant. Mit der Windows-Version der XO-Laptops will OLPC-Gründer Nicholas Negroponte offenbar die Position der Geräte stärken. Dafür wird in Kauf genommen, dass die Windows-XOs zunächst ohne das User-Interface "Sugar" auskommen müssen. Befürchtungen, dass ein Umstieg auf Windows als einziges XO-Betriebssystem verlautbart werden könnte, haben sich aber nicht bestätigt.

"Die Leute, die die Geräte kaufen, sind nicht die Kinder die sie nutzen, sondern meist Regierungsvertreter. Und diese Leute sind mit Windows viel vertrauter", wird Negroponte in der New York Times zitiert. In der Hoffnung, den XO-Laptop durch Windows besser zu positionieren, nimmt er in Kauf, dass dieses zunächst ohne Sugar auskommen muss - jenes Interface, das viele OLPC-Verfechter als essenziell für den selbst auferlegten Bildungsauftrag des Projekts sehen. "Sugar ist für eine einfache Darstellung und Verwendbarkeit auch für Sechsjährige ausgelegt", erklärt Aaron Kaplan, Obmann von OLPC Austria, im Gespräch mit pressetext. Er gibt sich daher ob der aktuellen Ankündigung skeptisch und mahnt, dass sich Negroponte auf die eigentlichen Ziele des Projekts besinnen solle. Immerhin sollen die Windows-XOs nicht dauerhaft Sugar-frei bleiben. "OLPC wird mit Dritten zusammenarbeiten, um das User-Interface Sugar auf Windows zu portieren", kündigt jedenfalls Negroponte selbst an.

Freilich hat der "Verrat" an Sugar und dem Bildungsauftrag das OLPC-Projekt bereits Mitstreiter gekostet. "Ich habe aufgehört, als Nicholas mir - und nicht nur mir - sagte, dass Lernen nie Teil der Mission war", so Ivan Krstic anfang der Woche in seinem Blog. Der Entwickler der Bitfrost-Sicherheitsplattform für die XOs war im März 2008 aus dem OLPC-Projekt ausgeschieden. Im gleichen Blog-Essay betonte Krstic, dass eine Portierung von Sugar auf das weit verbreitete Windows aber keinesfalls abzulehnen sei. Damit könnte die Sugar zugrunde liegende Vision einer reichen Lernerfahrung potenziell hunderten Mio. Kindern weltweit eröffnet werden, so Krstic.

Befürchtungen von projektbeteiligten "Open-Source-Fundamentalisten", wie Negroponte sie im April bezeichnete, dass ein Umstieg auf Windows als einziges XO-Betriebssystem erfolgen könnte, bestätigen sich bisher nicht. Die derzeit knapp 200 Dollar teuren "100-Dollar-Laptops" werden weiterhin mit Linux als Betriebssystem verfügbar sein. Die Windows-Version, die laut Microsoft ab Juni in einigen "wichtigen Emerging Markets" getestet werden soll, werde nach Negroponte-Angaben gegenüber US-Medien aufgrund von Microsoft-Lizenzgebühren etwa drei Dollar teurer sein. Auch eine Dual-Boot-Version sei geplant, die nochmals etwa sieben Dollar an zusätzlichen Kosten mit sich bringen würde. (pte/mje)