XHTML: Es lebe der Thronfolger

Mit XHTML in der Version 1.0 etabliert sich ein neuer Standard für die Beschreibung von Web-Seiten. Als Erweiterung von HTML 4 kommt als Grundlage erstmals XML zum Einsatz. Programmierer und Designer müssen die neue Sprache nicht fürchten: Schwerwiegende Syntax-Änderungen treten nicht auf.

Von: Jörn Janoschek

Die Ansprüche an das Internet und die dafür eingesetzten Technologien erhöhen sich in einem nahezu unglaublichen Tempo. Um den gestiegenen Erwartungen gerecht zu werden, müssen die eingesetzten Techniken überprüft und gegebenenfalls konsequent aktualisiert werden. Die Seitenbeschreibungssprache HTML, aktueller Standard in puncto Darstellung, wird längst nicht mehr nur für einfache Web-Seiten eingesetzt, sondern ermöglicht es den Anwendern, komplette Applikationen und Anwendungen über das Browser-Interface zu benutzen. Dass dabei die Ansprüche an die Benutzbarkeit einer solchen Oberfläche steigen, ist nur natürlich - und damit erhöhen sich auch die Anforderungen an die Sprache, die vorrangig für die Darstellung dieser Oberfläche zuständig ist.

Generell sind sich die Fachleute in der Industrie einig, dass HTML in der starren Form, in der es derzeit existiert, nicht mehr ausreicht, um die Bedürfnisse der Anwender und Entwickler zu befriedigen. Eine Erweiterung muss her. Zwar haben in der Vergangenheit die Browser-Hersteller in Eigeninitiative immer wieder neue Sprachelemente oder Ergänzungen zu HTML hinzugefügt. Dies hob jedoch die einheitliche Struktur der Sprache auf, weil dadurch effektiv mehrere HTML-Dialekte enstanden, die nur begrenzt zueinander kompatibel waren. Als Ergebnis waren die proprietären Veränderungen nahezu unbrauchbar.

Das W3C-Konsortium, als Wächter über die im World Wide Web (WWW oder auch W3) benutzten Standards dafür zuständig, reagiert jetzt auf den Wunsch nach einer erneuten Standardisierung und einfachen Erweiterbarkeit mit einem verbesserten HTML-Standard, der "Extensible HyperText Markup Language" (XHTML 1.0).

Hinter der Bezeichnung XHTML 1.0 verbirgt sich die Neuimplementation von HTML 4 (ursprünglich aus der "Standard Generalized Markup Language" SGML hervorgegangen) auf der Basis von XML, der "Extensible Markup Language". Wichtigstes Ziel des neuen Standards ist die Unabhängigkeit von Systemplattformen und die Wahrung der Leistungsfähigkeit, gepaart mit einer einfachen Erweiterbarkeit für zukünftige Entwicklungen.

Für HTML-Programmierer bedeutet XHTML keine große Umstellung. Wer mit der neuen Sprache eine Befehlserweiterung beziehungsweise neue Tags erwartet, kann von dieser Vorstellung Abstand nehmen. Neben der Erweiterbarkeit wird ein weitaus größerer Wert auf syntaktische Genauigkeit gelegt. Offene Tags oder gemischte Groß- und Kleinschreibung sind in XHTML nicht erlaubt, ebenso wie ungeordnet verschachtelte Tags.