Karriere ist nicht alles

Work-Life-Balance

Sinnfrage nicht ausklammern

Kaum berücksichtigt wird bei diesen Fördermaßnahmen häufig der Bereich "Sinn und Kultur". Dies wäre aber wichtig. Denn wenn wir das, was wir in den drei anderen Lebensbereichen tun, nicht als sinnhaft empfinden, erfahren wir unser gesamtes Leben irgendwann als öd und leer. Das zeigen folgende Beispiele:

  • Wer regelmäßig ins Fitnessstudio geht, nur weil es viele Bekannte auch tun, ist irgendwann vielleicht fit - zufrieden ist er aber nicht.

  • Wer viel Geld verdient, in seiner Arbeit aber keine Befriedung findet, der bringt auf Dauer auch keine Höchstleistungen.

Kurz: Wenn wir das, was wir tun, nicht als sinnvoll empfinden, fragen wir uns irgendwann "Was soll das Ganze?" Und gehen nur noch mit angezogener Handbremse durchs Leben. Selbst die einfachsten Dinge fallen uns schwer. Deshalb ist es nicht nur ein netter intellektueller Zeitvertreib, sich die Sinn-Frage zu stellen. Die Beschäftigung mit dieser essenziellen Frage hilft uns vielmehr dabei, unsere Zufriedenheit und unsere Leistungsfähigkeit zu bewahren.

Fragen Sie sich deshalb regelmäßig: Was ist mir in meinem Leben wichtig - und zwar bezogen auf alle vier der genannten Lebensbereiche? Des Weiteren: Welche (Grund-)Einstellung habe ich zum Leben? Ist es für mich zum Beispiel ein Dschungel, in dem jeder jeden frisst und nur der Stärkere gewinnt? Wenn ja, dann werden Sie gegenüber Ihren Mitmenschen stets ein gewisses Misstrauen empfinden und irgendwann vermutlich allein durchs Leben gehen. Oder geht es für Sie im Leben darum, immer der Schnellste zu sein? Dann werden Sie laufen und laufen, bis Sie sich irgendwann wie ein Hamster im Laufrad drehen. Das heißt: Ihre Einstellung zum Leben prägt Ihr Handeln und bestimmt mit, was Ihnen widerfährt. Deswegen sollten Sie Ihre Lebensmaximen immer wieder überdenken.

Umgekehrt gilt jedoch: Die besten Lebensmaximen nutzen Ihnen wenig, wenn sie sich nicht in Ihrem Handeln widerspiegeln. Fragen Sie sich deshalb auch regelmäßig: Stimmt mein Handeln mit meinen Lebenszielen und -maximen überein? Kann ich es zum Beispiel vor mir verantworten, Mitarbeiter unter Druck zu setzen, nur weil ich als "Chef" von der Konzernleitung dazu verpflichtet wurde? Oder: Befriedigt es mich auf Dauer, Produkte zu verkaufen, von deren Qualität oder Nutzen ich selbst nicht überzeugt bin? Und überlegen Sie sich: Worin zeigt sich für mich ein er-fülltes statt ge-fülltes Leben? Darin, dass ich bei der Arbeit unentbehrlich bin? Darin, dass ich in einer großen Villa wohne und Luxusauto fahre? Oder darin, dass ich auch Zeit für mich selbst, meine Familie, meine Freunde und Hobbys habe?

Machen Sie sich aber klar: Die Antworten auf diese Fragen fallen nicht vom Himmel. Eine Lebensvision lässt sich nicht zwischen zwei Geschäftsterminen entwickeln. Doch woher die Zeit nehmen? Wo doch die institutionalisierten Auszeiten in unserer Gesellschaft immer seltener werden. Und der Anspruch von außen zunehmend lautet "immer und überall" erreichbar zu sein - auch nach Feierabend, auch an den Wochenenden, auch im Urlaub, auch an Feiertagen. Hierauf gibt es nur eine Antwort: Sie müssen sich die Zeit nehmen. Sie müssen die Zeiten, in denen Sie sich mit der Sinn-Frage befassen ebenso in Ihre Lebensplanung integrieren wie Sie dies mit geschäftlichen Terminen tun. Das Gute dabei: Wer sich die Zeit nimmt, wesentlich zu sein, arbeitet schneller und effektiver, letztlich gewinnt er mehr Zeit, als er in sich "investiert".