Addison-Software für Steuerberater und den Mittelstand

Wolters Kluwer steuert Richtung Cloud und kippt die CeBIT

Der Finanz- und Steuersoftware-Spezialist Wolters Kluwer baut seine Produktlinie "Addison" sukzessive für den Cloud-Betrieb aus. Erstmals verzichtet das Unternehmen auf eine CeBIT-Teilnahme und setzt stattdessen auf eigene Events.

Seit gut einem Jahr präsentiert sich der einst unter Addison firmierende Softwarehersteller unter dem Namen der weltweit tätigen Konzernmutter Wolters Kluwer. Verändert hat sich seither offenbar auch die Einstellung zur noch immer größten ITK-Messe CeBIT, auf der das Unternehmen 2014 erstmals nicht mehr vertreten sein wird.

 Die Bedeutung der CeBIT hat kontinuierlich abgenommen, sagt Andreas Hermanutz, verantwortlich für die Addison-Softwareprodukte von Wolters Kluwer.
Die Bedeutung der CeBIT hat kontinuierlich abgenommen, sagt Andreas Hermanutz, verantwortlich für die Addison-Softwareprodukte von Wolters Kluwer.
Foto: Wolters Kluwer

Die Bedeutung der CeBIT habe "aufgrund des geänderten Informationsverhaltens unserer Kunden in den vergangenen Jahren kontinuierlich abgenommen", begründete Andreas Hermanutz, Geschäftsführer der Wolters Kluwer Software GmbH, die Entscheidung. Man werde stattdessen eigene Veranstaltungen "für Vordenker" organisieren: "Wir wollen ein neues Veranstaltungsformat für zukunftsorientierte Steuerberater und ihre Mandanten etablieren - ein Pflicht-Event für alle, die sich mit der Zukunft des Berufsstands beschäftigen." Auf den Veranstaltungen in Hamburg, Frankfurt und München, die allesamt im Mai stattfinden, sollen Steuerberater und ihre Mandanten unternehmerische Anregungen erhalten, zum Beispiel durch Berichte und Ideen aus der New Economy oder anderen Ländern, wo die Digitalisierung in den Geschäftsprozessen teilweise schon weiter fortgeschritten ist.

Steuersoftware und Rechnungswesen aus der Cloud

Hinter den Kulissen bastelt Wolters Kluwer unterdessen weiter an seiner Online-Strategie. Zum einen gehe es dabei darum, Online-Lösungen als Collaboration-Plattform für Steuerberater und deren Mandanten zu etablieren, so Hermanutz. Zum anderen verfolge man das Ziel, über kurz oder lang alle Anwendungen der Produktlinie Addison Cloud-fähig zu machen. Als erstes Beispiel auf diesem Weg präsentierte der Anbieter den "Kanzleimonitor", eine Online-Anwendung für die Organisation und das Controlling in Steuerkanzleien. Die Software ist bereits bei einigen Pilotkunden im Einsatz und soll im Laufe des Jahres auf den Markt kommen. Eine detaillierte Roadmap für die "Cloudifizierung" des Software-Portfolios mochte der Hersteller nicht kommunizieren.

Bis die Online-Strategie greift, dürfte es indes noch dauern. Unter den ohnehin schon vorsichtigen kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland ist die Zielgruppe der Steuerberater besonders sensibel, wenn es um Fragen der Datensicherheit in der Cloud geht. Wolters Kluwers setzt hier auf die Generation Y, die mit neuen Technologien groß geworden ist und weniger Berührungsängste hat. "Der Markt muss sich erst entwickeln," konzedierte Jochen Frenzel, Bereichsleiter Kanzleiorganisation. Zunächst gehe es darum, die Vorteile für Steuerberater deutlich zu machen und mittelfristig eine Nachfrage nach einschlägigen Cloud-Services zu schaffen. Dabei gehe es nicht nur um das klassische Argument, mehr Rechenleistung zu niedrigeren Kosten zu bekommen. Vielmehr könnten Kunden auch durch Kollaborationslösungen oder digitalisierte Belegströme profitieren.

Mobile Apps für Steuerberater und Mandanten

Bereits seit 2012 offeriert Wolters Kluwers das Addison Online-Portal, über das sich beispielsweise Meldeprozesse zu Institutionen wie Sozialversicherungsträger in die Kanzleisoftware integrieren lassen. Zudem können Kunden darüber Daten und Dokumente austauschen. Der Anbieter spricht in diesem Zusammenhang von einer gesicherten Cloud-Plattform. Mit "Apps4Business" stellte das Unternehmen Anfang 2013 auch mobile Apps vor, mit denen Kanzleien ihren Mandanten Kennzahlen auf mobilen Endgeräten bereitstellen können.

Die Wolters Kluwer Software und Service GmbH mit Hauptsitz in Ludwigsburg beschäftigt laut eigenen Angaben rund 450 Mitarbeiter und betreut gut 20.000 Kunden, darunter 6.000 Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungskanzleien. Die Produktlinie Addison ist als Softwarelösung für Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, mittelständische Unternehmen und Handwerksbetriebe positioniert. (wh)