Panikmache oder Zukunftsvision?

Wissenschaftler implantiert sich Computervirus

Ein Forscher der britischen Universität Reading hat sich einen RFID-Chip implantiert, der einen Computervirus trägt. Er wollte damit demonstrieren, dass es durchaus möglich ist, diese Technologie zu nutzen, um andere Geräte quasi im Vorbeigehen mit einem Virus zu verseuchen.

Es klingt wie ein Science-Fiction-Geschichte: Ein britischer Wissenschaftler der Universität Reading hat sich einen RFID-Chip implantiert, der ihm unter anderem Türen öffnen und sein Mobiltelefon aktivieren soll. Das ist an sich nichts Neues, aber der Forscher Dr. Gasson wollte wissen, was passiert, wenn dieser Chip von einem Computervirus befallen ist - also infizierte er seinen Chip vor dem Einsetzen mit einer Malware. Anschließen war es ihm tatsächlich möglich, die Malware auf andere Geräte zu übertragen, die anschließend ebenfalls die Malware weitertragen.

Dr Gasson meint zu seinem Experiment, dass es durchaus einen ernsten Hintergrund hat. Bereits heutzutage werden etwa ausgefeilte Mini-Computer in medizinischen Implantaten wie Herzschrittmachern verwendet - es liegt nahe, dass in der künftigen Medizin Computer auch im Körper weit verbreitet sind. Die Hersteller müssen also bereits jetzt dafür Sorge tragen, dass ihre Systeme gegen Malware-Angriffe geschützt sind.

Graham Clueley, Forscher bei Sophos, sieht die Gefahr dagegen deutlich geringer. In seinem Blogeintrag beschuldigt er den Forscher der unnötigen Panikmache. Dieses Angriffsszenario sei äußerst unwahrscheinlich. So würde der Virus erst aktiv, wenn er von einem RFID-Reader gelesen wird - und dann müsste der Reader exakt die Schwachstelle aufweisen, die der Virus attackiert. Clueley sehe eine größere Chance, dass er von einem herunterfallenden Piano erschlagen werde als dass er sich auf diese Art infiziere. Es würde zudem keinerlei Unterschied machen, ob ein Chip in der Jacke getragen werde oder unter die Haut implantiert wird - außer dass letztere Methode die Aufmerksamkeit der Presse garantiere. (mja)