Wird Handspring Palm OS untreu?

Auf dem PDA-Markt bahnt sich eine Überraschung an. Handspring schließt laut CEO Donna Dubinsky nicht mehr aus, künftig ein anderes Betriebssystem neben Palm OS zu verwenden.

"Wenn wir weiter expandieren, könnte es sein, dass wir ein anderes Betriebssystem in unsere PDAs integrieren", sagte die Handspring-Chefin dem Nachrichtendienst Bloomberg. "Wir sind sehr glücklich mit Palm OS - wir konnten mit dem Betriebssystem alles realisieren, was wir wollten", so Dubinsky. Es könne künftig aber Funktionen geben, die mit Palm OS nicht mehr möglich sind.

Konkrete Angaben machte die Handspring-Chefin dazu allerdings nicht. Es dürfte sich dabei aber insbesondere um die Integration von Mobilfunkfunktionen und Spracherkennung handeln. Palm beabsichtigt, diese Features in die künftige Version des Betriebssystems Palm OS 5.0 einzubetten. Handspring wartet wahrscheinlich auf das Release der neuen Version und wird prüfen, ob die gewünschten Funktionen damit möglich sind. Wenn nicht, ist der Umstieg auf ein anderes Betriebssystem wie Windows CE oder Linux denkbar.

Donna Dubinsky betonte aber, dass Handspring künftig trotzdem "den Großteil seines Geschäfts mit Palm OS" machen werde, auch wenn das Unternehmen ein anderes Betriebssystem einsetze. Für Palm jedenfalls würde ein "Seitensprung" von Handspring einen empfindlichen Dämpfer bedeuten. Schließlich ist der Visor-Hersteller in den USA mit einem Marktanteil von 28 Prozent die Nummer 2 auf dem PDA-Markt. Und da Handspring Palm OS in Lizenz genommen hat, verdient Palm am Erfolg des Unternehmens mit.

Wie berichtet, war die Aktie von Palm letzte Woche an der Technologiebörse Nasdaq um 48 Prozent auf 8,06 US-Dollar eingebrochen, nachdem das Unternehmen seine Prognosen für das vierte Quartal revidiert hatte. Palm-Finanzvorstand Judy Bruner kündigte an diesem Tag Verluste zwischen 80 und 85 Millionen US-Dollar an. Außerdem will das Unternehmen 250 seiner insgesamt 1924 Mitarbeiter entlassen. (jma)