Distributions-Installation

Wine: So nutzen Sie das "Ersatz-Windows" in Linux-Form

4. Debugging, Experimente und manuelles Nachbessern in Wine

Wine bietet eine erstaunlich zuverlässige Basis der Windows-API, kann aber natürlich nicht die zahllosen Spezialitäten berücksichtigen, wie sie Tausende von Windows-Programmen voraussetzen. Das beginnt bei harmlosen Registry-Einträgen und geht bis zu speziellen DLL-Versionen, .Net-oder DirectX-Versionen. Bei besonders prominenter Software ist der Ehrgeiz der Community groß, diesen Spezialitäten mit genau recherchierten Installations-Scripts Rechnung zu tragen.

Bei weniger prominenter Software ist Wine die solide Basis, die aber oft erst durch eigenes Experimentieren zum Erfolg führt: Wenn ein Windows-Programm nach der Installation nicht läuft, bedeutet das nicht, dass es prinzipiell nicht funktioniert. Wer die Struktur von Play On Linux verstanden hat und darüber hinaus einige Windows-Kenntnisse mitbringt, der hat durchaus gute Chancen, eine störrische Software durch Experimentieren zur Arbeit zu bewegen:

Viele Windows-Programme sind nach schlichtem Kopieren in den virtuellen Programme-Ordner sofort startklar.
Viele Windows-Programme sind nach schlichtem Kopieren in den virtuellen Programme-Ordner sofort startklar.

Jedes installierte Programm lässt sich im Play-On-Linux-Hauptdialog markieren und daraufhin auf der rechten Seite mit dem Link „Ausführen“ starten. Wenn dies nicht funktioniert, starten Sie das Programm an gleicher Stelle mit dem Link „Debug“, um das Debug-Logfile anzuzeigen. Das Logfile nennt die Probleme deutlich beim Namen – etwa „Library XYZ.DLL not found…“. Allgemeine Windows-Komponenten wie DirectX und .Net lassen sich über den Link „Konfigurieren“ unter der Registerkarte „Installiere Komponenten“ genau für dieses Programm nachrüsten. Wenn aber – wie im obigen Beispiel – ganz spezielle, fehlende DLL-Dateien genannt werden, hilft nur eines: Kopieren Sie die fehlenden Dateien von einer parallelen Windows-Installation manuell nach Linux. Zielordner ist entweder „~/.PlayOnLinux/wineprefix/[Prefix-Name]/drive_c/windows/system32“ oder direkt das Programmverzeichnis „~/.PlayOnLinux/wineprefix/[Prefix-Name]/drive_c/Program Files/[Programm]“.

Wenn Sie die DLL-Dateien unter System32 ablegen, dann starten Sie in Play On Linux über „Konfigurieren -> Wine -> Wine konfigurieren“ das Tool Winecfg, um dort unter „Bibliotheken -> Neue Überschreibung für“ die gewünschte Bibliothek auszuwählen. Mittels „Festlegen“ erstellen Sie eine neue Regel, die Sie mit „Bearbeiten“ ändern. Mithilfe der Einstellung „Native“ nutzt Wine die manuell kopierte, originale Windows-DLL im virtuellen System32-Ordner statt der eingebauten Wine-Bibliothek (Builtin).

Wenn Programme laut Debug-Meldung originale Windows-DLLs fordern, kopieren Sie diese und teilen das Winecfg mit.
Wenn Programme laut Debug-Meldung originale Windows-DLLs fordern, kopieren Sie diese und teilen das Winecfg mit.

Was für fehlende Komponenten gilt, gilt ähnlich auch für fehlende Informationen in der Windows-Registry. Diese liegt in Form der beiden Dateien system.reg und user.reg im Basisverzeichnis des jeweiligen Wine-Prefix – also unter „~/.PlayOnLinux/wineprefix/[Prefix-Name]“. Theoretisch können Sie diese Dateien manuell bearbeiten, was für eine Handvoll Zeilen sicher noch praktikabel ist. Es gibt aber einen wesentlich komfortableren Weg: Auch hier benötigen Sie wieder ein Windows-Referenzsystem, auf dem die betreffende Software fehlerlos läuft. Dort benutzen Sie den Registry-Editor Regedit und suchen den Hauptschlüssel der Software – meistens [Hkey_Current_User\Software\[Programmname]. Nach Rechtsklick und „Exportieren“ wählen Sie als Ausgabeformat „Win9x-/NT-Registrierungsdateien“ und einen sprechenden Dateinamen.

Das Einrichten fordert drei Schritte – hier der Zwischenschritt mit der Umleitung zu Play On Linux.
Das Einrichten fordert drei Schritte – hier der Zwischenschritt mit der Umleitung zu Play On Linux.

Diese Exportdatei lässt sich bequem in die Registry auf dem Linux-System importieren. Dazu markieren Sie im Hauptdialog von Play On Linux das maßgebliche Programm und klicken in der rechten Spalte auf den Link „Konfigurieren“ und danach auf die Registerkarte „Wine“. Hier finden Sie die Schaltfläche „Registrierungseditor“. Dieser entspricht exakt jenem unter Windows, und mit „Registry -> Registry importieren“ holen Sie die vorher erstellte Reg-Datei in die Registry Ihres Wine-Prefixes.