Distributions-Installation

Wine: So nutzen Sie das "Ersatz-Windows" in Linux-Form

Wine ist ein Nachbau der Windows-API, der eine Vielzahl von Windows-Programmen unter Linux lauffähig macht. Wo immer dies funktioniert, ist es gegenüber einer Virtualisierungslösung der direktere Weg.

Wer auf bestimmte Windows-Programme nicht verzichten kann, der hat drei Möglichkeiten – Windows via Dualboot nutzen, Windows in einer virtuellen Maschine unter Linux installieren oder die gewünschte Software per Wine starten. Diese dritte Möglichkeit sollten Sie immer als erste Option testen: Wenn die Software mitspielt, ist dies die komfortabelste Option, zudem erübrigt es den Start eines nativen oder virtuellen Windows.

Über Wine und sein Frontend Play On Linux allgemeingültige, praxisnahe Anleitungen zu liefern, ist allerdings nicht einfach: Streng genommen kann man immer nur das erfolgreiche Einrichten genau eines Windows-Programmes erklären. Bei der nächsten Software kann sich der Vorgang schon wieder deutlich unterscheiden, und einen dritten Kandidaten überreden auch trickreiche Nachbesserungen nicht zur Zusammenarbeit. Dieser Artikel kann daher nur die Grundregeln beschreiben.

1. Zum Verhältnis von Wine zu Play On Linux

Wine („Wine Is Not an Emulator“) stellt die eigentliche Laufzeitumgebung und Windows-API (Application Programming Interface) bereit und basiert auf mühevoller Rekonstruktion des nicht offenen Windows-Quellcodes durch Experimentieren und Reverse-Engineering. Aufgrund dieser Arbeitsweise ist die von Wine angebotene Windows-API auch nach über 20 Jahren der Entwicklung immer noch lückenhaft, allerdings reicht sie mittlerweile für viele und teilweise auch komplexe Windows-Programme und -Spiele wie Photoshop oder Half-Life aus. Welche Windows-Software unter Wine zuverlässig läuft, zeigt die bereitgestellte Datenbank. Linux-Nutzer mit wenig Erfahrung sollten sich an die Kategorien „Platin“ und „Gold“ halten, da alle anderen Einstufungen manuelles Nachbessern erfordern.

Play On Linux ist im Prinzip nur ein zusätzliches Konfigurationswerkzeug für Wine. Aber es vereinfacht Installationen von Software und bietet eine komfortable Verwaltung für mehrere Wine-Versionen auf einem Rechner. Es ist nämlich keineswegs so, dass die aktuellste Wine-Version auch die beste für jede Windows-Software darstellt. Vielmehr gibt es vor allem für ältere Software ältere Wine-Versionen, die die optimalen Bedingungen garantieren.

Mit Play On Linux nimmt zwar die Wine-Komplexität weiter zu, dennoch gehen wir nachfolgend davon aus, dass Sie Wine in Kombination mit diesem grafischen Frontend nutzen. Das ursprüngliche Ziel des Frontends war es, populäre Windows-Spiele besonders komfortabel lauffähig zu machen – daher der Name des Tools. Heute hat Play On Linux aber auch Windows-Programme wie Microsoft Office oder Dreamweaver im Repertoire.

2. Wine-Installation über Play On Linux

Hinter dem Frontend bleibt Winecfg (rechts) das maßgebliche Konfigurations-Tool, das festlegt, welche Laufwerke die Windows-Software „sieht“.
Hinter dem Frontend bleibt Winecfg (rechts) das maßgebliche Konfigurations-Tool, das festlegt, welche Laufwerke die Windows-Software „sieht“.

Obwohl es unter den Linux-Distributionen auch einige Ausnahmen gibt: In den allermeisten Fällen sind die Pakete Wine und Play On Linux aus dem einfachen Grund nicht vorinstalliert, weil sie relativ viel Platz beanspruchen und die installierbaren Live-Systeme um circa 200 MB anwachsen lassen. Unter Debian, Ubuntu, Mint und Varianten installiert der Terminal-Befehl

sudo apt-get install playonlinux curl p7zip-full

alle notwendigen Komponenten. Beachten Sie, dass Play On Linux seine Hauptkomponente Wine automatisch mitbringt. Play On Linux ist aktuell bei Version 4.2.8, Wine bei Version 1.7.43. Bei der Installation über die Ubuntu-Repositories erhalten Sie etwas ältere Versionen, was aber nicht schadet, sofern das von Ihnen gewünschte Windows-Programm dort berücksichtigt ist.

Bei der Installation gibt es unter einigen Distributionen eine irritierende Bremse: Es erscheint ein Textfenster „Konfiguriere ttf-mscorefonts-installer“. Dabei handelt es sich um die EULA (End User License Agreement) für einige Windows-Truetype-Standardschriften, die Sie bestätigen sollen. Allerdings lässt sich das „OK“ in diesem Textfenster nicht direkt mit der Eingabetaste erreichen. Vielmehr müssen Sie zunächst mit der Tab-Taste das „OK“ aktivieren, um den Vorgang mit der Eingabetaste fortsetzen zu können.

Vor dem Start von Play On Linux sollten Sie erst den Befehl winecfg im Terminal aufrufen. Beim Start dieses Konfigurations-Tools werden oft noch fehlende Komponenten angemahnt und die automatische Nachinstallation wird angeboten. Außerdem können Sie hier vorab festlegen, welche Laufwerke die Windows-Software benutzen darf. Erst danach starten Sie „playonlinux“ über das Startmenü Ihres Linux-Systems oder über das Ubuntu-Dash.

Nach diesen Aktionen sind bereits wichtige Ordnerstrukturen sowie virtuelle Laufwerke angelegt. Sie finden im Verzeichnis „/home/[user]“ den versteckten Ordner „~/.PlayOnLinux/wineprefix“, der die virtuellen Laufwerke für alle späteren Installationen aufnimmt.

Neueste Wine-Version

Die Entwicklung bei Wine schreitet sehr langsam voran. Eine brandaktuelle Version ist aus diesem Grund lediglich dann erforderlich, wenn Sie genau wissen, dass die gewünschte Windows-Software die neueste Wine-Version benötigt. Wenn es daher die neueste Wine-Version sein muss, ist für Ubuntu und Mint ein alternatives PPA (Personal Package Archive) mit den jüngsten Entwicklerversionen erhältlich. Dafür nehmen Sie in der Kommandozeile das PPA auf und installieren die aktuellste verfügbare Wine-Version:

sudo add-apt-repository ppa:ubuntu-wine/ppa sudo apt-get update sudo apt-get install wine1.7

Auch Play On Linux bieten die meisten Repositories nicht in der aktuellsten Version. Die jeweils aktuellste Version erhalten Sie auf Ubuntu und Linux Mint mit diesen vier Befehlen:

get -q „http://deb.playonlinux.com/public.gpg“ -O-| sudo apt-key add - sudo wget http://deb.playonlinux.com/playonlinux_trusty.list -O /etc/apt/sources.list.d/playonlinux.list sudo apt-get update sudo apt-get install playonlinux

Deutschsprachige Anleitungen zur Installation unter anderen Distributionen bietet die Webseite www.playonlinux.com/de/.