Wasserzeichen – Alternative zum DRM

Das Fraunhofer SIT hat eine Wasserzeichensoftware entwickelt, mit der Musikverlage Multimedia-Dateien digital markieren können. Ein dazu passendes Suchprogramm kann Internettauschbörsen nach den markierten Dateien durchkämmen.

„In der Musik- und Filmindustrie ist es üblich, Lieder oder Spielfilme an Journalisten, Disc-Jockeys oder Geschäftspartner zu verschicken, die nach Möglichkeit nicht vor Veröffentlichung des Films oder der CD im Internet erscheinen sollen“, sagt Dr. Martin Steinebach, Wasserzeichenexperte am Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie. Ermahnungen allein helfen wenig: Immer wieder erscheinen vor dem Start eines Spielfilms oder eines Musikstücks illegale Kopien im Internet und verbreiten sich in Windeseile.

Der Darmstädter Fünffingerturm zeigt, was in ihm steckt - ein Wasserzeichen. Foto: SIT
Der Darmstädter Fünffingerturm zeigt, was in ihm steckt - ein Wasserzeichen. Foto: SIT
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Wer die Kopie ins Netz gestellt hat, lässt sich jedoch meist nicht feststellen. „Für Unternehmen kann das unter Umständen große finanzielle Einbußen bedeuten“, so Steinebach. Kopierschutzverfahren lassen sich heute problemlos umgehen. Filme und Musikstücke durch DRM zu schützen, ist vielen Firmen jedoch zu aufwendig und für die Kunden in der Praxis unbequem. „DRM im Endkundenbereich schadet heute oft mehr als es nutzt. Wasserzeichentechnologie hingegen ist preiswert und lässt sich problemlos in Produktionsabläufe einbetten, ohne lästige Nebenwirkungen für die Nutzer“, sagt Steinebach.

CD-Kopierstation mit integriertem Audio-Watermarking. Foto: Fraunhofer SIT
CD-Kopierstation mit integriertem Audio-Watermarking. Foto: Fraunhofer SIT
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Steinbachs Team hat für die Pool Position GmbH die Wasserzeichensoftware in die Steuereinheit einer handelsüblichen CD-Kopierstation integriert. Die Musik-Promotion-Agentur signiert mit dem Gerät ihre Promo-CDs, auf denen sie neue Musiktitel an Disc-Jockeys verschickt. „Da jede gebrannte CD mit einem individuellen Wasserzeichen versehen wird“, so Steinebach, „lässt sich beim Auftauchen eines Songs im Internet genau nachvollziehen, an wen die CD geliefert wurde.“

Um gezielt nach markierten Dateien im Internet suchen zu können, haben die Fraunhofer-Forscher ein Suchprogramm entwickelt. Es durchkämmt mehrere Internettauschbörsen gleichzeitig. Der Anwender dieser Software legt Suchkriterien wie Dateityp oder Dateiname fest. Anschließend schaut die Software nach, ob die Fundstücke ein Wasserzeichen enthalten. „Um größere Datenmengen bewältigen zu können, haben wir das Suchprogramm so weiterentwickelt, dass sich mehrere Rechner zusammenschließen lassen und gemeinsam die Tauschbörsen durchkämmen“, sagt Steinebach. Er hat mit seinen Kollegen bereits eine Bildersuche für das Internetauktionshaus Ebay realisiert. Die Wasserzeichentechnologie des Fraunhofer-Teams wird zudem in mehreren Online-Shops zur Markierung von Hörbüchern eingesetzt.

Die Entwicklungen in Film- und Musikindustrie zeigen laut Steinebach, dass Wasserzeichen für immer weitere Teile der Industrie eine wirkliche Alternative oder Ergänzung zum DRM darstellen.

Das SIT präsentiert sich auf der CeBIT in Halle 9, Stand B36. (Detlef Scholz)