Digitaler Assistent

Was taugen Siri, Cortana und Google Now?

Digitale Assistenten und Datenschutz

Dieser Grundig-Fernseher lässt sich wie viele andere aktuelle TV-Geräte per Sprache steuern. Was mit den dabei anfallenden Daten passiert, bleibt meist im Dunklen.
Dieser Grundig-Fernseher lässt sich wie viele andere aktuelle TV-Geräte per Sprache steuern. Was mit den dabei anfallenden Daten passiert, bleibt meist im Dunklen.
Foto: Grundig

Selbstverständlich fallen bei jeder Internetsuche Daten an, praktisch jede Webseite setzt Cookies, und selbst ohne lassen sich fast alle Online-Nutzer über individuelle Fingerprints ihrer Browser identifizieren. Und doch stellen die digitalen Sprachassistenten eine neue Stufe hinsichtlich des Sammelns von Daten dar – sogar in zweifacher Hinsicht.

Zum einen horchen die Geräte permanent in den Raum, schließlich schalten sie ja erst nach Befehlen wie Hey …, Okay … oder Alexa ihre Hauptfunktion ein. Anders als bei der benutzerinitiierten Websuche oder App-und Programmbedienung lauschen die Assistenten zumindest potenziell immer. Bei der Mikrofon-Lautsprecher-Kombination Echo stellt dies geradezu die Kernfunktion dar: „Amazon Echo is always on …“ – so wirbt der US-Handelsriese. Was mit all den durch die Assistenten aufgezeichneten Daten letztlich passiert, entzieht sich der Kenntnis der Nutzer.

Zum anderen verrät die menschliche Stimme noch viel mehr, als manchem lieb sein dürfte: Wer leicht hustet, bekommt zukünftig nebenbei gleich die passenden Medikamente angeboten. Und diejenigen mit chronischem Husten müssen vielleicht bald mehr für ihre Krankenversicherung bezahlen.

Noch etwas zum Schluss: Wussten Sie, dass sich bereits mehrere hundert Fernsehermodelle per Sprache steuern lassen? Schauen Sie doch mal, ob Ihr TV-Gerät dabei ist und Ihr Wohnzimmer „abhört“ ...

Fazit: Kein „besser als“, doch Cortana erfordert mehr Eingriffe

Insgesamt funktionieren solche Aktionsbefehle gut, die Mobilgeräte reagieren fast immer mit sinnvollen Dialogen, Bestätigungen, Rückfragen oder Hinweisen (etwa: „Ich habe Alberto nicht in Deinen Kontakten gefunden“) und starten gegebenenfalls die passende App. Weniger zufriedenstellend stellt sich dagegen die Bedienung der Musik-Apps dar: Das Abspielen eines bestimmten Songs oder Interpreten mag noch funktionieren, bei Standardaktionen wie „lauter“ oder „leiser“ scheitern die Systeme aber bereits.

Cortana, Google Now und Siri nach Punkten zu vergleichen macht allein schon deshalb wenig Sinn, weil die Helfer zum Teil an eine Plattform gebunden sind. Abseits des Desktops lässt sich nur der Assistent von Google unter Android und iOS nutzen. Wer ein Mobilgerät mit Windows Phone oder Android besitzt, ist auf Cortana respektive Google festgelegt. Nur mit dem iPhone oder iPad lässt sich komfortabel zwischen den Helfern von Apple und Google wechseln. Allein die Stärke oder Schwäche eines der Assistenten stellt aber keinen Grund für einen Systemwechsel dar. Die Grenzen werden auch durchlässiger, da Cortana als Betaversion nun auch unter Android verfügbar ist.

Ansonsten hat jedes System seine Stärken und Schwächen. Insgesamt muss da der Microsoft-Assistent derzeit etwas häufiger passen als die Helfer von Apple und Google, und so fällt Cortana derzeit in der deutschen Fassungen gegenüber Google Now und Siri zurück. Störend ist hier ferner, dass man Cortana mit einem auf Deutsch eingestelltem Windows Phone nicht einfach durch Umstellen der Spracherkennung auf Englisch nutzen und damit die Funktionsfülle erweitern kann. Schließlich kann die Internetsuche über Bing nicht mit der von Google mithalten.

Unter praktischen Gesichtspunkten fehlt zudem die Möglichkeit, den Assistenten auf dem Smartphone per Sprache wie mit Okay Google oder Hey Siri zu starten. Derzeit bleibt dem Anwender nur die Möglichkeit, Cortana per Fingertipp auf die App zu starten. „Hey Cortana“ funktioniert bisher nur in Windows 10 für den Desktop. Andererseits horcht Microsoft somit auch nicht ständig in den Raum hinein, wie Apple und Google dies zwangsläufig tun müssen. Wer weiß schon wirklich, welche Umgebungsgeräusche die Firmen auswerten oder gar aufzeichnen!

Den Sprachbefehl zum Starten des Cortana-Assistenten gibt es bisher nur unter Windows 10 (links), nicht dagegen auf Smartphones mit Windows Phone 8.1.
Den Sprachbefehl zum Starten des Cortana-Assistenten gibt es bisher nur unter Windows 10 (links), nicht dagegen auf Smartphones mit Windows Phone 8.1.

Die Nase vorn hatte Google bisher bei der App-übergreifenden Analyse: Google Now ließ sich bereits längere Zeit gut als Helfer im Alltag einsetzen. Als Beispiel seien nochmals die Koordination von Terminen mit Ortsangaben, aktuellem Aufenthaltsort und der Verkehrslage in Echtzeit genannt. Mit „Tap on Now“ weitet der Suchmaschinenkonzern sein Kontextkonzept unter Android 6 sogar aus, allerdings verfügt der „Proactive Assistant“ in iOS 9 nun über ähnliche Funktionen. Bei der natürlichen Sprachsuche gilt im Übrigen auf allen Systemen: Kann der Assistent mit der Frage nichts anfangen, hilft oft schon eine nur leicht modifizierte Form.