Internet als WAN oder lieber Hybrid WAN?

Was taugen Alternativen zu teuren MPLS-Verbindungen?

MPLS: Zuverlässig, aber teuer

Die Ausgangslage ist die, dass die meisten Unternehmen für die Anbindung ihrer Zweigstellen oder Niederlassungen auf das Multiprotocol Label Switching oder kurz MPLS als vorherrschende Architektur für ihre Wide Area Networks (WAN) vertrauen. Als Gründe dafür werden unter anderem garantierte Bandbreiten, SLAs, eine hohe Sicherheit und Zuverlässigkeit mit bis zu 9x5-Verfügbarkeit (99,999 Prozent über Managed Services), Quality und Class of Service genannt. Dagegen sprechen vor allem hohe Kosten und jederzeit zubuchbare, aber nicht flexibel abbestellbare Bandbreiten.

Wie Donna Johnson, Director Product Marketing bei Talari, vorrechnet, können Kupfer-T1-MPLS-Leitungen für mittelgroße Außenstellen in den USA 200 Dollar oder mehr je Megabit pro Sekunde (Mbps) im Monat kosten, Breitband-Internet gebe es schon für 10 Dollar je Mbps, Glasfaser-Internetverbindungen sogar schon für weniger als 1 Dollar je Mbps im Monat.

"Durch die immer stärkere Mobilität wird heute vielerorts eine flexiblere Infrastruktur gebraucht, die einfach besser atmet als die MPLS-Netzwerke." Henning Dransfeld, Experton Group
"Durch die immer stärkere Mobilität wird heute vielerorts eine flexiblere Infrastruktur gebraucht, die einfach besser atmet als die MPLS-Netzwerke." Henning Dransfeld, Experton Group
Foto: Experton Group

Henning Dransfeld, Managing Advisor bei der Experton Group, weist darauf hin, dass MPLS als optimale WAN-Lösung für weltweit vernetzte Standorte seine Hochzeit in den Jahren 2003 bis 2005 in Europa hatte, aber nicht die ideale Struktur bietet, um Firmennetzwerke mit sehr vielen "Internet Breakouts" (Internet-Übergängen, s.o.) zu unterstützen. "Durch die immer stärkere Mobilität arbeiten viele Mitarbeiter nicht mehr vom Campus aus, sondern von zu Hause, vom Internet Café oder von unterwegs. Daher wird heute vielerorts eine flexiblere Infrastruktur gebraucht, die einfach besser atmet als die MPLS-Netzwerke", so der in Wales promovierte Betriebswirt.

Es gibt freilich auch gute Gründe, bei MPLS zu bleiben. "MPLS ist generell überlegen in puncto Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit. Während das öffentliche Internet sich stetig verbessert hat, kann es sich derzeit nicht 1:1 mit der Verfügbarkeit und Qualität von kommerziellen MPLS Diensten messen, die von Service Provider angeboten und mit SLA`s unterstützt werden. Nichtsdestotrotz reicht die Qualität der Internetverbindungen für viele Anwendungen völlig aus und die Kunden merken keinen Unterschied", sagt Kay Wintrich, Technical Director bei Cisco Deutschland.

Der Netzwerkriese hat mit IWAN (Intelligent WAN) für die eigenen Routing-Plattformen eine auch für Hybrid WAN geeignete Lösung entwickelt, die es laut Kay Wintrich Kunden erlaubt, in einer Aktiv-aktiv-Konfiguration multiple Netzwerkverbindungen zu nutzen, je nach Anwendung und entsprechender Vorgaben zum Beispiel MPLS, DSL oder LTE. IWAN basiert auf Dynamic Multipoint VPN (DMVPN) und ist funktionell auch Teil von Ciscos Cloud Service Router (CSR), der in Public-Cloud-Diensten wie AWS von Amazon und Microsofts Azure zum Einsatz kommt.