Es geht um mehr als Technik
Was IT-Chefs Bewerber fragen sollten
Zum Beispiel?
Jürgen Rohrmeier: Ein gutes Beispiel bieten Projekte, die der Kandidat umgesetzt hat. Jedes Projekt, auch die, die letztlich erfolgreich abgeschlossen werden, gerät einmal in Schieflage oder stellt die Beteiligten vor Probleme. Im Vorstellungsgespräch kann man fragen: Was hat der Kunde dann gesagt? Wie haben sie das gelöst? Wie haben sie sich verhalten?
Gibt es auch Fragen, die ein Unternehmen auf keinen Fall stellen sollte?
Jürgen Rohrmeier: Grundsätzlich darf man jede Frage stellen. Der Bewerber muss aber nicht jede Frage wahrheitsgemäß beantworten, das bekannteste Beispiel dafür ist die Frage an Frauen nach der Schwangerschaft. Und für das Unternehmen macht es ja keinen Sinn, Fragen zu stellen, die nicht wahrheitsgemäß beantwortet werden müssen.
Mehr Transparenz beim Thema Gehalt
Was halten Sie von der Standardfrage nach den Stärken und Schwächen des Bewerbers?
Jürgen Rohrmeier: Die ist völliger Blödsinn. Was soll man mit den Antworten auf diese Frage anfangen? Üblicherweise sagt der Bewerber bei den Schwächen, er sei ungeduldig. Diese Antwort kommt fast immer.
Das kann man ja auch mittlerweile auf den Ratgeber-Seiten jeder Fernsehzeitschrift nachlesen…
Jürgen Rohrmeier: Eben. Mit dieser Frage erfährt man nichts über den Menschen. Ich bin auch kein Anhänger davon, Bewerber Stress auszusetzen. Besser ist es, mit Transparenz zu arbeiten. Also dem Kandidaten zu sagen: "Sie werden in dieser Position mit unzufriedenen Kunden zu tun haben, die am Telefon schon einmal unangenehm werden können. Ich würde gern ein Rollenspiel durchführen, bei dem einer unserer Mitarbeiter sie anruft."
Wie geht man das Thema Gehalt an?
Jürgen Rohrmeier: Unternehmen wissen meist sehr gut, welches Gehalt marktüblich ist. Das gilt jedenfalls für vorhandene Stellen, die nachbesetzt werden. Wird eine Funktion neu geschaffen, kann das anders sein, dann wird eventuell auch richtig verhandelt. Dabei spielt es zum Beispiel eine Rolle, wie etabliert das Unternehmen ist, oder in welcher Region es sitzt. Der Bewerber wird üblicherweise gefragt, was er bisher verdient.
Was er nicht beantworten muss ...
Jürgen Rohrmeier: ... Nein, er muss nicht. Aber 99 von 100 Kandidaten antworten. Denn natürlich ist das Gehalt eine wichtige Information. Davon kann abhängen, ob man überhaupt zusammenkommt.
Wie sehen Sie den Aspekt der variablen Gehaltsbausteine?
Jürgen Rohrmeier: Das setzt sich in der Informatik zwar langsam durch, ist aber weniger verbreitet als im Vertrieb. Meist bekommen Führungskräfte variable Gehaltsanteile. Nicht immer haben die einzelnen Beschäftigten viel Einfluss, etwa dann, wenn Erfolgsbeteiligungen gezahlt werden. Grundsätzlich rate ich jedem Unternehmen zur Transparenz. Es ist nicht gut, einzelnen Führungskräften heimlich "ein bisschen mehr" zu zahlen ...
… weil das wahrscheinlich eh rauskommt?
Jürgen Rohrmeier: Genau, durch die sozialen Netzwerke. Die Menschen tauschen sich untereinander aus. Und kein Unternehmen will auf Kununu über sich lesen: "Die zahlen zu wenig." Sogesehen fordert schon die Technologie Transparenz.
Eine Abschlussfrage noch: Sie sind ja schon einige Zeit in der Branche. Wie haben sich Informatiker im Laufe der Zeit verändert?
Jürgen Rohrmeier: Das ist zunächst eine Generationsfrage. (lacht) Nerds gibt es immer noch, aber die sind meistens älter als 40. Generell sind Informatiker kommunikativer geworden. Das entspricht ja auch der Entwicklung der IT. Informatiker kooperieren zunehmend mit den Fachabteilungen und richten ihre Arbeit auf das Business aus. Das spiegelt sich in den ausgeschriebenen Stellen. Insofern ist es gut, dass die Studiengänge zu Wirtschaftsinformatik steigenden Zulauf verzeichnen.
- Nach welchen Nebenleistungen halten Jobinteressierte Ausschau?
Auskunft gibt ein aktuelles Ranking der Arbeitgeber-Bewertungsplattform kununu.com. Aus über 100.000 Suchanfragen von Jobinteressierten wurden die TOP 10 der beliebtesten Nebenleistungen ermittelt. - Die Nutzung des Internets ...
... am Arbeitsplatz ist im Smartphone-Zeitalter nicht mehr so ausschlaggebend, darum nur Platz 10. - Zuschüsse zum Essen ...
... werden dagegen wichtiger, vor drei Jahren war diese Leistung noch nicht unter den Top Ten der wichtigsten Benefits. - Ein eigener Parkplatz ...
... ist für fünf Prozent der Bewerber eine wichtige Nebenleistung, die sie von ihrem neuen Arbeitgeber erwarten. - Ein Büro mit guter Verkehrsanbindung, ...
... das auch mit Bahn oder Bus gut zu erreichen ist, ist für manchen Beschäftigten ein Pluspunkt. Platz 7 im Ranking der wichtigsten Nebenleistungen. - Der Firmenwagen ...
... war einmal sehr begehrt, doch diese Zeiten sind vorbei. Er landet nur noch im Mittelfeld auf Platz 6. - Die Betriebliche Altersvorsorge ...
... ist ein Klassiker, den viele Mitarbeiter erwarten. - Sind Hunde im Büro erlaubt, ...
... schlägt das Herz von Frauchen und Herrchen höher. Platz vier für eine Nebenleistung, die nichts mit finanziellen Anreizen, aber viel mit Toleranz zu tun hat. - Auf Platz eins finden sich die flexiblen Arbeitszeiten.
Insgesamt 20 Prozent der Jobsuchenden legen größten Wert auf die Freiheit, sich ihre Arbeitszeit selbst zu gestalten. - Haben Unternehmen eine eigene Kantine, ...
... können sie bei den Bewerbern richtig punkten. Die Kantine schaffte es zum ersten Mal unter die Top 3 der beliebtesten Nebenleistungen. - Über Home Office ...
... wird viel diskutiert und geschrieben. Für 13 Prozent der Jobsuchenden ist die Möglichkeit, auch mal von zuhause aus zu arbeiten, die wichtigste Nebenleistung von Arbeitgebern.