Produzieren in der dritten Dimension

Wann sich 3D-Drucken lohnt

Ganze Gerichte könnte bald ein Drucker ausspucken. Ernährungsexperten befürchten deshalb, dass die neuen Generationen der Küchenmaschinen 3D-Drucker werden. Doch selten wird so heiß gegessen wie gekocht. Und damit sich die Investition in 3D-Druck lohnt, müssen Kriterien erfüllt sein.

In der Küche wirken sie einfach nur absurd, doch in der Industrie können 3D-Drucker bestimmte Produktionsschritte einfacher, leichter und günstiger machen."Bis vor Kurzem waren Geräte, die dreidimensional drucken können, eine teure Spielerei. Heute könnten sie teilweise ganz Wirtschaftszweige umkrempeln", sagt Druckerexperte Thorsten Kolley vom baden-württembergischen IT-Dienstleister Bükotec.Zahnkronen herzustellen, war beispielsweise bisher sehr aufwändig. Häufig lagerten Labore die Arbeit nach Asien aus. Jetzt können 3D-Drucker solche Maßanfertigungen produzieren. Auch für Architekten, die Modelle erstellen wollen, oder produzierende Betriebe, die Prototypen oder Miniaturen brauchen, könnte 3D-Druck sinnvoll sein. Flugzeugbauer Boeing stellt Prototypen bestimmter Teile bereits auf diese Art her.

Druckesperte Thorsten Kolley weiß, wann 3D-Drucken Sinn macht.
Druckesperte Thorsten Kolley weiß, wann 3D-Drucken Sinn macht.
Foto: Bükotec

"Denn richtig Sinn macht die Herstellung per 3D-Druck nur bei Unikaten oder einer geringen Teileanzahl", erläutert der Bükotec-Mitarbeiter. Wenn dann die Geometrie sehr komplex ist, sodass viele Fertigungsschritte oder Handarbeit nötig wären, hat der Druck Vorteile. Alles andere ist über die bisher üblichen Produktionsabläufe sinnvoller herzustellen. Vor allem einfache Massenware wie Schrauben laufen weitaus günstiger und schneller über die klassischen Fertigungsanlagen. "Außer es lassen sich beispielsweise Lagerkosten sparen, indem man Ersatzteile für Autos innerhalb weniger Stunden druckt, statt sie ständig vorhalten zu müssen", erläutert der IT-ler ein weiteres Kriterium, wann sich die teure Technologie lohnt.

Mehrere hundert Werkstoffe können über Drucker laufen: Von Metall über Kunststoffe, Glas bis Teig. Diese Vielseitigkeit hat ihren Preis. Die modernen Printer kosten für den Industriebedarf mehrere Millionen Euro. Trotzdem investierte die Firma SLM Solutions in die Technik und stellt Metalldrucker her. Überzeugt davon, wettbewerbsfähig zu sein, ging das Lübecker Unternehmen im Mai an die Börse. SLM baut Maschinen, auf denen Laserstrahlen ein Pulver zusammenschmelzen. So lassen sich komplexe, dreidimensionale Bauteile und Formen aus Metall herstellen, die normalerweise gefräst oder gegossen werden. Denn neben der Geometrie sind die Ansprüche an Qualität und Festigkeit ein Thema. Hersteller behaupten, die Druckqualität moderner Geräte sei gut genug, dass sie hohen Belastungen standhalten, wie sie in Autos oder Flugzeug-Triebwerken auftreten.