Programme zur Umgehung von staatlicher Zensur florieren

VPN-Software - Boom dank Web-Zensur

Der zunehmend um sich greifende Internet-Zensurwahn vieler staatlicher Behörden rund um den Globus hat im Softwarebereich ein vielversprechendes neues Geschäftsfeld entstehen lassen. In China oder im Iran setzt eine wachsende Zahl von Usern auf Virtual Private Networks (VPN).

"Unser Kundenstamm ist in den vergangenen zwölf Monaten um 500 Prozent gewachsen", stellt David Gorodyansky, Gründer des US-Softwareunternehmens AnchorFree, gegenüber CNN fest. Der von ihm entwickelte VPN Hotspot Shield für Apples iPhone, der es seinen Nutzern ermöglicht, den Internetverkehr gewissermaßen über einen alternativen "Kanal" - ein anderes Land, das keine Zensurfilter einsetzt - umzuleiten, wird mittlerweile monatlich von insgesamt mehr als sieben Mio. Usern aus 100 verschiedenen Ländern verwendet. Allein eine Mio. davon sind chinesische Staatsbürger.

VPN-Hersteller haben Respekt vor China

Dass die Software, die ursprünglich bereits im Jahr 2005 vorgestellt wurde und eigentlich zur Verhinderung von Identitätsdiebstahl im Web entwickelt worden ist, nun in einem derartigen Ausmaß zur Umgehung staatlicher Zensur-Firewalls eingesetzt wird, ist für den AnchorFree-Gründer kein großes Problem. "Wir befinden uns sicherlich in einer sehr interessanten Position. Unser Ziel ist es keinesfalls, in irgendeiner Art und Weise respektlos gegenüber der chinesischen Regierung zu sein. Wir bieten einfach eine Technologie an, die die Menschen in China nutzen wollen", betont Gorodyansky

VPN-Software weiter im Aufwind

AnchorFree ist aber inzwischen bei Weitem nicht mehr das einzige Softwareunternehmen, das sich aufgrund des Dursts der chinesischen Bürger nach einer freien Information im Netz über Kundenrekorde freuen darf. "Der Markt wächst derzeit rapide an. Der Grund hierfür sind die chinesische und die iranische Regierung, die in Bezug auf ihre Web-Blockaden immer aggressiver werden", erklärt Patrick Lin, der mit "Puff" eine VPN-Software programmiert hat, die Firewalls umgehen kann. Rund 60 Prozent der insgesamt 60.000 täglichen "Puff"-User würden aus den genannten Ländern stammen.

Experten gehen davon aus, dass sich das Wachstum bei VPN-Software auch in Zukunft weiter fortsetzen wird. "Solange die Zensur strenger wird, wird auch die Zahl der User steigen, die sich nach derartigen Firewall-Umgehungslösungen umschauen. Für die Entwickler von VPN-Software bedeutet das natürlich ein zusätzliches Geschäftspotenzial", so Martin Penzes, Technischer Direktor beim IT-Sicherheitsunternehmen ESET Österreich, gegenüber pressetext. (pte/fho)