Von Kibibits und Gibibytes

Akzeptanz mangelhaft

Trotz des offensichtlichen Vorteils, alle Maßangaben mit Hilfe des IEC-Standards eindeutig und verwechslungsfrei bezeichnen zu können, hält sich die Akzeptanz der neuen Benennungen in engen Grenzen. Eine Ausnahme machen da lediglich die Festplattenhersteller, nach dem Motto: "Hab ich's doch schon immer gesagt!"

Die meisten Praktiker weigern sich beharrlich, die ungewohnten neuen Abkürzungen zu akzeptieren. "Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?", soll etwa Dell-Pressesprecher Bill Robbins gefragt haben, als man ihn mit den neuen Einheiten konfrontierte. Der Algorithmen-Papst Don Knuth lehnt die "lächerlich klingenden Bezeichnungen" ab und präsentiert gleich einen Gegenvorschlag: Man solle doch lieber von "large" Kilo-, Mega- oder Gigabyte sprechen und das Präfix zur Erkennbarkeit schlicht verdoppeln. KKB, MMB oder GGB signalisiere durch die Verdopplung nicht nur die Größe, sondern auch den binären Kontext.

Andere ergeben sich ihrem Schicksal eher widerwillig. Etwa Andries Brouwer, der Autor des Large Disk HOWTO für Linux. Er bedient sich zwar auf Grund des offensichtlichen Nutzwerts gern der neuen Notation, kann sich aber auch noch nicht so recht mit den Bezeichnungen anfreunden. Er bringt die Sache so auf den Punkt: "Für unsere Zwecke ist es nur wichtig zu wissen, dass ein Megabyte genau 1.000.000 Byte hat. Wer einen anderen Wert beschreiben will, muss eben andere Bezeichnungen und Akronyme verwenden."

Auch die Fachpresse mag sich mit Kibibits und Mebibytes bislang nicht so recht anfreunden. Standard hin, Standard her - so lautet hier die landläufige Meinung - die anderen benutzen die neuen Bezeichnungen ja auch nicht. Warum sollten ausgerechnet wir als Einzelkämpfer jetzt damit unsere Leser verwirren?