Virtualisierung

VMware-Chef: Windows verliert an Bedeutung

Windows und andere Betriebssysteme würden in einer virtualisierten IT stark an Bedeutung verlieren, sagte VMware CEO Paul Maritz zum Auftakt der VMworld. Die Post geht woanders ab - im Virtualisierungslayer.

Windows und andere Betriebssysteme verschwinden zwar nicht vom Markt, aber ihre Bedeutung wird stark abnehmen. Windows sei nicht mehr das innovative Zentrum der IT, sagte VMware CEO Paul Maritz in seiner Eröffnungskeynote in San Francisco. Warum ist das so? Traditionelle Betriebssysteme haben bisher zwei Dinge zu erledigen: die Hardware koordinieren und Services für Applikationen (also Memory, CPU, Storage) bereitstellen. In einer virtualisierten IT mit verteilten Ressourcen, die häufig dynamisch neu zugeordnet werden, können sie diese lebenswichtigen Funktionen aber gar nicht mehr erfüllen. Das Virtualisierungslayer als Kommandobrücke übernimmt diese Aufgaben. "Das ist der Punkt, wo Innovationen stattfinden", betonte Maritz.

Der Chef von VMware sieht die IT an einem Wendepunkt angelangt. Virtuelle Rechenzentren, die zunehmende Verbreitung von SaaS-Applikationen und mobile Devices markieren die Haupttrends. Die Zeiten von Windows und anderen OS als Innovationsmotor seien abgelaufen. Dort habe es in den letzten 20 Jahren sowieso nur wenig innovative Neuerungen gegeben. Pikanterweise wechselte Maritz vor etwa zehn Jahren von Microsoft zu EMC und dann vor zwei Jahren zu VMware. Bei Microsoft leitete er die Entwicklung von Windows 95 und Windows 2000.

Währenddessen hatte Microsoft in der aktuellen USA Today einen sogenannten "Open Letter" in Seitengrösse geschaltet. Darin warnt die Windows-Firma VMware-Kunden vor der Unterzeichnung von Drei-Jahresverträgen und spricht vom drohenden vendor's lock-in. Was heisst: Wer einmal in der VMware-Welt Platz genommen hat, kommt nicht mehr so schnell wieder heraus. Maritz antwortete prompt an die Adresse von Microsoft: "Wer im Glasshaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen". Er habe schmunzeln müssen, als er den Open Letter gesehen habe.

In der Tat legen sich .NET-Entwickler auf eine Infrastruktur à la Microsoft fest, während VMware mit dem 2009 akquirierten Enterprise-Java-Spezialisten SpringSource auf das plattformoffene Java setzt. "Kunden brauchen die Freiheit der Wahl in der Cloud", betont VMwares Rick Jackson. Den "Hotel California Effect" wolle man auf jeden Fall vermeiden. Auch dieses Hotel lässt seine Gäste nicht wieder gehen.

Wahlfreiheit scheint bei VMware nicht nur eine wohlfeile Phrase zu sein. Seit April dieses Jahres kooperiert der Virtualisierungsmarktführer mit dem CRM-Pionier Salesforce und kündigte VMForce an, die erste Enterprise-Java-Entwicklungsumgebung in der Cloud. Java-Programmierer, die unter VMforce entwickeln, sollen auch auf die Business-Services der PaaS-Umgebung Force.com (von Salesforce) zugreifen können. Dazu gehören Workflows, Reporting, Analysis, Sicherheit und Software-Module für mobile Devices. Im Herbst 2010 geht VMforce an den Start. (Computerworld.ch/hal)