Rezessives Wirtschaftsklima trägt zur Verbreitung bei

Videoconferencing als Krisenprofiteur

Der Durchbruch der Videokonferenztechnologie wurde schon häufig propagiert. Aber erst der aktuelle Kostendruck und die jetzt zur Verfügung stehenden Bandbreiten verschaffen der Technologie eine höhere Akzeptanz.

Videokonferenztechnologie steht dank der künftig zur Verfügung stehenden Bandbreiten sowie dem HD-Standard vor dem endgültigen Durchbruch. Laut Zahlen von Frost & Sullivan soll das weltweite Marktvolumen 2014 bereits 4,7 Mrd. Euro betragen. Wie auch die Studie "Videoconferencing - By the Numbers" von Wainhouse Research zeigt, bekommt die Branche die Wirtschaftskrise in geringerem Ausmaß zu spüren und profitiert vom steigenden Kostenbewusstsein der Unternehmer. "Video wird in absehbarer Zeit zu einem normalen Kommunikationskanal werden, so wie wir schon heute Smartphones, E-Mails oder Instant Messages nutzen. All diese Kanäle werden künftig über eine gemeinsame Plattform gesteuert", sagt Thomas Nicolaus, Geschäftsführer von Tandberg Zentraleuropa, gegenüber pressetext. Folgerichtig ließen sich Tandberg-Systeme schon in Microsofts Office Communication Server integrieren.

"Die durch Full-HD steigende Qualität, sinkende Preise für großformatige Flachbildschirme, eine großflächige Verfügbarkeit der Bandbreiten und die vereinfachte Bedienung sind weitere Faktoren, die zur Verbreitung von Videosystemen führen", meint der Experte. Auch Touchscreen-Technologie werde bald eine wichtige Rolle spielen. Von Telepresence-Lösungen bis hin zu Desktop- oder mobilen Anwendungen, alle Systeme basieren auf der Grundlage des Breitbandinternets. Etablierte Standards wie H.323 oder das Session Initiation Protocol (SIP) sowie H.264 kommen hier zum Tragen. "Das SIP dient dem Aufbau und der Steuerung einer Verbindung zwischen Teilnehmern. H.264 ist der Standard zur hocheffizienten Videokompression", erläutert Kay Ohse, Area Sales Vice President von Polycom , auf Nachfrage von pressetext.

"Haupttreiber ist die Generation, die jetzt auf den Arbeitsmarkt kommt, in einer digitalen Welt aufgewachsen ist und Computer, Internet und Instant Messaging als selbstverständlich ansieht", führt Ohse aus. Dies werde dazu führen, dass Video auf jedem Arbeitsplatz vorhanden und nicht mehr nur den Führungsetagen vorbehalten sein wird. Durch LTE wird Videokommunikation künftig auch über mobile Endgeräte stattfinden. Die benötigten Übertragungsbandbreiten und die Darstellungsqualität seien in Anbetracht der Übertragungskapazitäten von 3G-Funknetzen derzeit noch nicht herstellbar, meint der Fachmann. Persönliche Treffen weiterhin auf der Tagesordnung

Kritiker wenden ein, dass bestimmte Formen des sozialen Austauschs und physischen Zusammentreffens auch durch Video- und Informationstechnologie nicht qualitativ gleichwertig ersetzt werden. "Auch wenn Telepresence Meetings vergessen lassen können, dass man nicht im selben Raum sitzt, wird es immer Zusammentreffen geben, die von Angesicht zu Angesicht passieren müssen, etwa Geschäftsabschlüsse oder wichtige Anbahnungen, in denen es um Vertrauensaufbau geht", räumt Tandberg-Manager Nicolaus ein. "Auch müssen Einschränkungen, die zum Schutz der Mitarbeiter bestehen, beachtet werden", ergänzt Ohse.

Das ungemeine Potenzial im Hinblick auf Prozessoptimierung im betrieblichen Alltag und Kosteneinsparungen scheint dennoch unstrittig. Polycom zufolge kostet Unternehmen ein Geschäftsreisetag - wobei hier die An- und Abreise sowie die wegfallende produktive Arbeitszeit der Mitarbeiter nicht berücksichtigt sind - im Schnitt 135 Euro pro Person. Das Unternehmen rechnet damit, dass 30 Prozent der Geschäftsreisen eingespart werden können. Bei den beiden mit einem Marktanteil von mehr als 70 Prozent führenden Akteuren besteht außerdem Konsens, dass sich Investitionen in Videokonferenztechnologie in sechs bis zwölf Monaten, spätestens aber nach drei Jahren amortisieren. Im Fall von sehr hohen Anschaffungskosten böten sich Mietmodelle an. (pte/mje)