Anlaufstelle bösartiger Kräfte

US-Marines erhalten Social-Networking-Verbot

Angehörigen des US-Marine-Corps ist es künftig nicht mehr gestattet, über Computer an ihrem Arbeitsplatz auf soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter und Co zuzugreifen.

Wie die Marineinfanterie der Streitkräfte der Vereinigten Staaten in einer öffentlichen Erklärung auf der eigenen Homepage wissen lässt, sei das aktuelle Verbot vor allem aus Sicherheitsgründen ausgesprochen worden. So wolle man durch diese drastische Maßnahme in erster Linie verhindern, dass wichtige militärische Informationen über den Weg von Web-2.0-Plattformen feindlichen Gruppierungen in die Hände fallen. "Diese Webseiten sind erwiesenermaßen generell eine Anlaufstelle für bösartige Kräfte und Inhalte und stellen aufgrund des enormen Austauschs von Informationen, nutzergeneriertem Content und den gezielten Spionageversuchen unserer Widersacher ein besonders großes Risiko dar", heißt es in der Stellungnahme des Marine Corps.

Soziale Netzwerk-Communitys werden dabei als webbasierte Services definiert, die es Gruppen von Menschen ermöglichen, gemeinsame Interessen oder Erfahrungen miteinander zu teilen und genutzt werden, um neue Kontakte zu knüpfen. "Schon die ganze Natur dieser Online-Plattformen öffnet ein großes Angriffsfenster für Attacken und Ausbeutungsversuche", stellt das Marine Corps klar und nennt als Beispiele die Seiten Facebook, MySpace und Twitter. Dort könnten unnötigerweise Informationen für potentielle Feinde durchsickern. "Auf diese Weise entsteht ein sehr leicht zugänglicher Kanal für Informationslecks, der das militärische Personal einem erhöhten Kompromittierungsrisiko aussetzt", sind die US-Militärvertreter überzeugt. Betroffen von dem Verbot sind allerdings nur solche Computer und Netzwerke, die auf den Stützpunkten direkt von dem Marine Corps betrieben werden. Über öffentlich zugängliche Rechner wie beispielsweise in Internet-Cafés oder private PCs dürfen die Soldaten auch weiterhin an dem Leben in den sozialen Netzwerk-Communitys teilnehmen.

"Es existiert eine gewisse Spannung zwischen dem Standpunkt, dass Community-Portale als wichtige Informationswerkzeuge genutzt werden können und den damit zusammenhängenden Herausforderungen aus sicherheitstechnischer Perspektive", zitiert CNN Pentagon-Sprecher Bryan Whitman. Um herauszufinden, welche der beiden Ansichten alles in allem am zustreffendsten sei, habe das US-Verteidigungsministerium eine umfassende Prüfung in Bezug auf den Umgang von militärischem Personal mit Web-2.0-Portalen eingeleitet. Whitman zufolge soll ein entsprechender Abschlussbericht noch bis Ende September dieses Jahres vorgelegt werden.

Der Pentagon-Sprecher betont dabei ausdrücklich, dass man in den Reihen des US-Militärs nicht unbedingt prinzipiell etwas gegen die Nutzung sozialer Online-Netzwerke habe. "Dem Verteidigungsministerium ist sehrwohl bewusst, dass solche Seiten einen bestimmten Wert haben", räumt Whitman ein und verweist dabei auf das ausgiebige Facebook-Engagement der Befehlshaber der im Irak und in Afghanistan stationierten US-Streitkräfte, die Networking-Communitys gezielt nutzen würden, um der kontinuierlichen Verbreitung von mutmaßlichen Falschinformationen und Propaganda im Web entgegenzuwirken. (pte/cvi)