US-Kongress rügt Supercomputer-Initiativen

Die Veröffentlichung der neuen Liste der aktuell 500 schnellsten Computer hat den US-Kongress dazu bewogen, eine Anhörung zu organisieren. Der Grund: Der Liste zufolge steht der Earth Simulator in Japan bereits zum zweiten Mal hintereinander an erster Stelle und der schnellste Computer damit nicht mehr in den USA.

Sherwood Boehlert, republikanischer Vertreter aus New York und Vorsitzender des Wissenschaftskomitees des Kongresses, zweifelte daran, ob die US National Science Foundation (NSF) noch das "richtige" Interesse an Supercomputern habe: "Supercomputer unterstützen uns dabei, Autos zu entwickeln, das Wetter vorherzusagen und vertiefen unser Verständnis natürlicher Kräfte, die unser Leben bestimmen. Wenn wir jetzt hören, dass die USA möglicherweise ihre Führerschaft bei Supercomputern verlieren und Japan nun den schnellsten Supercomputer hat, die USA ihren Wissenschaftlern keinen Zugriff zu den besten Maschinen mehr geben und unsere Regierung in Supercomputing-Fragen zu fragmentiert erscheint, dann ist das ein Warnzeichen für uns alle."

Unterstützt wurde diese "Besorgnis" von verschiedenen Stimmen aus der Industrie. Demnach sei der aktuelle Weg, sich immer mehr auf das Grid-Computing zu konzentrieren, bei dem eine Vielzahl mehr oder weniger gewöhnlicher Rechner zusammengeschaltet wird, zweifelhaft. Auch wenn Grid-Computing günstiger zu bewerkstelligen sei, würden für bestimmte Anwendungen leistungsfähige alleinstehende Rechner benötigt. Insbesondere Ford beklagte sich über mangelnde Initiativen der Regierung. Nach Meinung des Automobilkonzerns könne es dem Privatsektor nicht allein überlassen werden, Rechenleistungen immer weiter anzuheben. "Die Regierung muss uns dabei unterstützen, Hochleistungsrechner zu entwickeln. Der Vorsprung der USA wird gegenwärtig aufs Spiel gesetzt", so ein Vertreter von Ford.

Die NSF selbst verteidigte ihre Marschrichtung und gab an, dass sich die Forschungsausgaben in diesem Bereich in den vergangenen elf Jahren von 421 auf 847 Millionen US-Dollar mehr als verdoppelt hätten. Nach Ansicht der Behörde sind Supercomputer nicht mehr nur als alleinstehende Einheiten zu sehen, sondern als Teil eines Komplexes: "Wir gehen in die richtige Richtung, wenn wir weiter daran denken, dass Supercomputer in eine Cyber-Infrastruktur integriert werden müssen, die auch enorme Speicherkapazitäten, hochleistungsfähige Netzwerke, Datenbanken, jede Menge Software und gut ausgebildete Leute beinhaltet", sagte Peter Freeman von der NSF.

Letztendlich dürfte die Installation des japanischen Earth Simulator in den USA auch nicht als Katastrophe, sondern eher als Warnschuss vor den Bug bewertet werden, wie etwa auch Raymond Orbach vom US-Energieministerium meinte: "Wir glauben, dass 25 bis 50 Teraflops an Leistung völlig neue Möglichkeiten für Wissenschaftler bieten. Dank der Japaner wissen wir nun, dass solche Werte auch machbar sind." Informationen zum Thema entnehmen Sie dem aktuellen Report Supercomputing: Die neue Top-500-Liste. (wgr/uba)